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Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod

Titel: Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wlofgang Hohlbein
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uns direkt in den siebten Kreis der Hölle führen, Signore«, sagte sie.
    Rezzori maß sie mit einem nervösen Blick, der Andrej unwillkürlich Anlass zu der Frage gab, wie viel Wahrheit ihre Worte wohl enthalten mochten, schüttelte aber nur den Kopf. »Eine Abkürzung, Contessa. Es sind Männer im Palast, denen wir besser nicht begegnen.«
    »Männer?«, hakte Andrej nach. Es war nicht das erste Mal, dass Rezzori eine solche Bemerkung machte, und er hatte keine Lust mehr auf Ratespielchen. Rezzori wollte weitergehen, doch Andrej hielt ihn rasch am Arm zurück und fing seinen Blick ein. »Wenn es etwas gibt, das ich wissen sollte, um die Contessa zu beschützen, dann solltet Ihr es mir sagen.«
    Rezzori wirkte empört. Er war es offensichtlich nicht gewohnt, dass jemand so mit ihm sprach. Aber dann – nachdem Andrej seinen Arm losgelassen hatte – antwortete er doch: »Ich bin nicht so mächtig, wie die meisten glauben, Andrej. Da ist immer jemand, der noch mächtiger ist und nur auf eine Gelegenheit wartet.«
    »Eine Gelegenheit wozu?«
    »Die Stadt rüstet zum Krieg«, antwortete Rezzori. »Fremde werden misstrauisch beäugt, vor allem Fremde wie Euer Freund und Ihr. Ginge es nach gewissen Stimmen, hätte ich Euch schon vor einer Woche verhaften und hinrichten lassen müssen.«
    »Und warum habt Ihr es nicht getan?«, wollte Corinna wissen, bevor Andrej dieselbe Frage aussprechen konnte.
    Rezzori zögerte einen winzigen Moment zu lange, bevor er antwortete. »Weil es nicht meine Art ist, Unschuldige zu verhaften«, behauptete er.
    Corinnas Miene machte keinen Hehl daraus, was sie von dieser Antwort hielt, und auch Andrej sagte zwar nichts, dachte sich aber seinen Teil.
    »Ich habe Euch und Euren Freund beschützt, solange ich konnte, Contessa«, fuhr Rezzori fort. »Aber jetzt kann ich das nicht mehr. Scalsi mag zwar von vielen belächelt und von noch mehr verachtet worden sein, aber er hatte auch mächtige Freunde und Gönner. Es gibt einen Haftbefehl.«
    »Gegen mich?«, vermutete Andrej.
    Rezzori nickte beiläufig. »Und gegen Euch«, fügte er an Corinna gewandt hinzu.
    Ihre Augen wurden groß. »Mich?«, wiederholte sie. »Aber was habe ich denn …?«
    »Nichts«, fiel ihr Rezzori ins Wort. »Welche Rolle spielt das schon, wenn Menschen von großer Macht beschließen, Euch zu vernichten?«
    »Aber warum denn?«, hauchte Corinna.
    Rezzori lachte, kurz und hart. »Euer Vater war ein reicher Mann, Contessa«, sagte er. »Ihr wisst selbst nicht, wie reich, habe ich recht?«
    Corinna schüttelte den Kopf. Sie sah schockiert aus.
    »Reich genug, um Begehrlichkeiten zu wecken«, sagte Rezzori. »Vor allem jetzt, da Ihr seine einzige Erbin seid. Ihr lebt in einer Stadt, die Hunger nach Gold hat, um Waffen und Kriegsschiffe zu kaufen. Es war nicht weise von Euch, Euch mit Männern einzulassen, die so leicht als Spione zu denunzieren sind.« Er wartete einen Moment lang auf eine Antwort, die nicht kam, und sah mit einem Mal fast traurig aus. Dann winkte er sie weiter. »Nun kommt. Ich bringe Euch aus dem Palast.«

Kapitel 27
    Der Weg war jetzt tatsächlich nicht mehr weit, nur einige wenige Minuten, auch wenn es Andrej viel länger vorkam, rechnete er insgeheim trotz allem doch jeden Moment mit einem Hinterhalt oder einer Heimtücke, die Rezzori vorbereitet hatte. Es gab keinen Grund für diese Verdächtigung – der Herr der Signori di Notte hätte ihn schließlich nur in den Bleikammern lassen müssen, damit er dort eines qualvollen Todes starb –, und doch ahnte er, dass sich hinter Rezzoris vermeintlicher Selbstlosigkeit noch etwas anderes verbarg.
    Vielleicht war er auch einfach nur eifersüchtig.
    Auf halbem Wege schlossen sich ihnen zwei Bewaffnete an, Männer, die bunte Karnevalskostüme und weiße Masken mit absurd großen und nach vorne gebogenen Nasen trugen, die an die Schnäbel gefährlicher Raubvögel erinnerten. Dennoch meinte er das Gesicht des einen wiederzuerkennen. Zweifellos gehörten sie zu Rezzoris Signori, hatten ihre Uniformen aber gegen alberne Verkleidungen getauscht, um an diesem besonderen Tag nicht aufzufallen. Beide trugen Degen und Dolche, und unter der Jacke zumindest des einen gewahrte er die verräterischen Umrisse einer Pistole.
    »Und Ihr wollt uns nicht sagen, wohin Ihr uns bringt?«, fragte Corinna nach einer Weile.
    »Wir sind schon da.« Rezzori blieb stehen und deutete auf eine weitere von zahllosen geschlossenen Türen, an denen sie vorbeigekommen waren. Einer seiner

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