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Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod

Titel: Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wlofgang Hohlbein
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Unsere Aufgabe ist erfüllt!«
    Der Mann sprach Arabisch, das aber mit einem so grotesken Akzent, dass es wohl auch jemandem aufgefallen wäre, der dieser Sprache nicht mächtig war. Andrej überlegte kurz, in derselben Sprache und flüssig zu antworten, nur um dem Anstifter dieser Farce zu zeigen, wie mühelos er sie durchschaut hatte, und vielleicht hätte er es sogar getan, hätte der andere schwarz vermummte Angreifer die Worte nicht in diesem Moment wiederholt, und das – selbstverständlich – auf Italienisch. Er sah nicht hin, hörte aber, wie Corinna erschrocken nach Luft schnappte, und meinte regelrecht fühlen zu können, wie sich ihre Augen in vermeintlichem Entsetzen weiteten.
    »Mein Kompliment, Signore Rezzori«, sagte er. »Ein beliebtes Kostüm in diesen Tagen, wie?«
    »Was … was soll das heißen?«, murmelte Corinna. Sie klang hoffnungslos verstört. Andrej antwortete ihr nicht, sondern täuschte einen blitzartigen Ausfall nach rechts an, fuhr dann mitten in der Bewegung herum und attackierte den Angreifer auf der anderen Seite. Dessen Schwert war zehnmal so schwer und doppelt so groß wie Andrejs zierliches Rapier, trotzdem schlug er es ihm fast mühelos aus der Hand. Ein schneller Hieb zerfetzte das schwarze Tuch vor dem Gesicht des Burschen und hinterließ eine hässliche, heftig blutende Wunde auf seiner Wange. Die Mühe, sich das ganze Gesicht mit Ruß einzuschmieren, hatte er sich nicht gemacht. Noch während er beide Hände vor das Gesicht schlug und heulend rückwärtstaumelte, wirbelte Andrej herum, ließ sich in die Hocke sinken und führte einen geraden Stich nach dem Unterschenkel des zweiten Verkleideten. Die Spitze seiner Waffe bohrte sich tief in den Muskel des Burschen und ließ ihn augenblicklich zusammenbrechen. Das Rapier wurde Andrej aus der Hand gerissen, aber er hatte ohnehin nicht vorgehabt, diese Spielzeugwaffe zu behalten.
    Während der Mann keuchend zusammenbrach und Rezzori ein zweites Mal unter sich begrub, begegnete Andrejs Blick dem des Herren der Signori di Notte, und nun sah er Furcht in seinen dunklen Augen. Rezzori erwartete, dass er ihn jetzt umbrachte, und ein gar nicht mal allzu kleiner Teil von Andrej hatte auch nicht übel Lust dazu. Wäre er wie Rezzori gewesen, hätte er es getan.
    Stattdessen wirbelte er abermals herum, ergriff Corinna mit der unversehrten Hand am Arm und zerrte sie rücksichtslos mit sich.
    Genau zwei Schritte weit, bevor die Schatten am anderen Ende der Brücke zum Leben erwachten und zwei, drei, vielleicht sogar vier weitere Gestalten in schwarzer Verkleidung und mit geschwärzten Gesichtern auf sie zustürmten.
    Andrej überlegte nicht einmal, sich dem Kampf zu stellen. Er hätte es gekonnt und sie vermutlich sogar besiegt, doch an seinen Händen klebte schon zu viel unschuldiges Blut für einen Tag, und da war immer noch Corinna, die er auf keinen Fall in Gefahr bringen durfte. Also schlang er kurzerhand den Arm um ihre Hüften und warf sich zur Seite. Seine Schulter prallte mit solcher Wucht gegen eines der geschmiedeten Fenstergitter, dass es aus dem Stein gesprengt wurde und mit einem gewaltigen Klatschen im Wasser des Kanals unter ihnen verschwand.
    »Andrej! Was hast du …?« 
    Dann schrie sie auf, als Andrej ohne das mindeste Zögern mit ihr durch das aufgebrochene Fenster sprang, aber auch dieser Schrei verstummte schnell.
    Das Wasser war nicht so kalt, dass es ihn wie ein Fausthieb traf, und der Kanal war an dieser Stelle so flach, dass ein Mann von Abu Duns Größe bequem darin hätte stehen und noch Luft holen können, sodass Andrejs Füße schmerzhaft auf den schlammigen Grund stießen. Sofort schloss sich der Morast um seine Knöchel und Waden und hielt ihn wie mit unsichtbaren Händen fest. Corinna zappelte in seinem Griff, als sie Panik überkam, und irgendwie gelang es ihr, sich loszureißen.
    Andrej griff blindlings um sich, bekam Stoff und dann etwas Weiches zu fassen und hielt es mit der verletzten Hand fest, obwohl ihm der Schmerz schier das Bewusstsein zu rauben drohte.
    Endlich gelang es ihm, dem Griff des Morastes zu entkommen. Er stieß sich ab, durchbrach krächzend um Atem ringend die Wasseroberfläche und spürte etwas Zappelndes und heftig um sich Schlagendes neben sich.
    Hastig drehte er sich auf den Rücken, zog Corinna halb auf seine Brust und umschlang sie mit einem Arm, während er mit der anderen Hand ihren Kopf über Wasser zu halten versuchte. Zum Dank landeten ihre wild um sich schlagenden

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