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Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod

Titel: Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wlofgang Hohlbein
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sicher, ob er tatsächlich verstand. Er hatte zwar von diesem Fest gehört, bei dem sich die halbe Stadt in mehr oder weniger bizarre Verkleidungen hüllte und etliche Tage lang feierte, aber nie den Grund für diesen seltsamen Brauch erfahren und sich auch nicht dafür interessiert. Er mochte solcherlei Volksbelustigungen nicht, und nach Feiern war ihm schon gar nicht zumute. Er verzichtete darauf, eine der Fragen zu stellen, die Corinna mit ihrer Antwort so offensichtlich hatte herausfordern wollen, sondern sah dem scheinbaren Chaos beiderseits des Kanals eine Weile schweigend zu, ehe er seinen Blick schließlich von dem fröhlichen Treiben losriss und sich wieder an Corinna wandte.
    »Wo sind wir hier?«, fragte er.
    »Die Carampane« ,antwortete Corinna.
    »Aha«, sagte Andrej, sah sich noch einmal langsam um und fragte dann: »Und was heißt das?«
    »Das wollt Ihr nicht wissen«, behauptete Corinna lachend. »Obwohl ich mir vorstellen könnte, dass es Euch gefällt.«
    Abu Dun feixte nun ganz unverhohlen und drehte sich so abrupt ganz zu ihnen herum, dass das zerbrechliche Bötchen prompt zu schwanken begann, und Abu Dun instinktiv die Arme ausstreckte, um die Balance zu halten, woraufhin die Gondel noch heftiger zu schaukeln begann und möglicherweise sogar ganz aus dem Gleichgewicht geraten wäre, hätte der Gondoliere nicht hastig seine lange Stange in den schlammigen Kanalgrund gerammt und das Gefährt damit vor dem Kentern bewahrt. Man musste des Italienischen nicht mächtig sein, um die Bedeutung des Wortschwalls zu begreifen, mit dem er den nubischen Hünen überschüttete.
    »Vielleicht setzt du dich besser doch hin«, sagte Andrej. »Nichts gegen dich als Galionsfigur, aber vielleicht doch an einem größeren Schiff.«
    Abu Dun ließ sich in den Bug des Schiffchens plumpsen, sodass es erneut bedrohlich ins Wanken geriet, was den Gondoliere zu einem erneuten Temperamentsausbruch veranlasste.
    Corinna beruhigte ihn mit einigen wenigen Worten, die Andrej genauso wenig verstand wie die Schimpfkanonade des Mannes. Immerhin verstummte dieser und stakte mit finsterem Gesicht weiter.
    »Was hast du ihm gesagt?«, fragte Andrej. »War das eine Art Zauberspruch?«
    »Einer der immer und überall funktioniert«, sagte Corinna und blinzelte Abu Dun schalkhaft zu. »Ich glaube, in deiner Heimat nennt man ihn Bakschisch. «
    Abu Dun sah finster auf sie herab. »Woher willst du wissen, wo meine Heimat ist?«
    Corinna gab mit einem Seufzen auf. Sie deutete nach rechts, auf eine der zahllosen gemauerten Treppen, die nach oben führten. »Wir sind auch schon fast da.«
    Sie bat den Gondoliere anzulegen und stand mit einem Geschick auf, als wäre sie nicht nur an Bord eines dieser winzigen schwankenden Gefährte geboren, sondern auch aufgewachsen. Leichtfüßig sprang sie von Bord, noch bevor das Boot ganz angelegt hatte, und hüpfte so schnell die Treppe hoch, dass Andrej beinahe damit rechnete, dass sie auf Nimmerwiedersehen in der Menge untertauchte. Oben angekommen blieb sie jedoch stehen, drehte sich nach ihnen um und bedeutete ihnen aufgeregt, ihr zu folgen. Andrej kam der Einladung nach, doch als Abu Dun das Boot ebenfalls verlassen wollte, vertrat ihm der Gondoliere den Weg und begann aufgeregt mit seiner Stange zu fuchteln.
    »Wir müssen die Fahrt noch bezahlen«, sagte Corinna.
    Andrej griff automatisch an seinen Gürtel und erinnerte sich erst dann daran, wo sich sein Geldbeutel jetzt befand. Als er Abu Dun jedoch einen auffordernden Blick zuwarf, hob dieser nur die Arme und machte ein hilfloses Gesicht.
    »Das könnte jetzt ein bisschen schwierig werden«, grinste der Nubier. »Wie es der Zufall will, sind wir bestohlen worden, Signorina, und zurzeit völlig mittellos.«
    Andrej wollte ihn gerade scharf zurechtweisen, als das Mädchen ihn mit einer müden Geste zum Schweigen brachte und tief seufzend unter ihren Mantel griff, um eine weitere Geldbörse hervorzuziehen. Andrej fragte sich, wie viele davon sie noch in ihrem Besitz hatte – und wem sie wohl gehört haben mochten.
    »Das ist wirklich großmütig von Euch, Signorina«, spöttelte Abu Dun. »Und vergesst nicht das Bakschisch. Gute, alte Bräuche sollte man ehren.«
    Corinna schnitt ihm eine Grimasse, kramte aber gehorsam in ihrem Beutel und bezahlte den Gondoliere, und seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen sogar äußerst großzügig.
    »Allmählich frag ich mich, ob es wirklich so klug von mir gewesen ist, auf mein Gewissen zu hören und

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