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Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod

Titel: Chronik der Unsterblichen - 12 - Der schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wlofgang Hohlbein
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ihnen auf den Tisch knallte. »Wohl bekomms!«, sagte er. »Das geht aufs Haus. Trinkt aus und verschwindet.«
    »Auf ein Wort«, sagte Andrej.
    »Kaum.« Der Wirt wollte gehen, doch Abu Dun machte eine Bewegung mit dem linken Fuß, zu schnell, um sie zu erkennen, die aber zur Folge hatte, dass sich der Stuhl daneben selbstständig machte und den Mann mit solcher Wucht in den Kniekehlen traf, dass dieser auf den Stuhl sackte und erstaunt den Mund aufriss.
    Andrej sah aus den Augenwinkeln, wie sich einer der Burschen, die sich gerade so demonstrativ weggesetzt hatten, halb von seinem Platz erhob und dann wieder zurücksank, als sein Begleiter ihm die Hand auf den Unterarm legte und den Kopf schüttelte.
    »Keine Sorge«, fuhr Andrej mit einem falschen Lächeln fort, »wir wollen deine Zeit nicht über Gebühr in Anspruch nehmen. Mein durstiger Freund und ich haben nur eine oder zwei Fragen, dann verschwinden wir wieder.«
    Der Wirt war klug genug, nichts zu sagen.
    »Wir sind hergekommen, weil wir gehofft hatten, hier einen Freund zu treffen«, begann Andrej. »Eine Freundin, um genau zu sein.«
    Der Wirt schwieg. Pure Angst flackerte in seinem Blick. Andrej zeigte mit dem Kopf auf Abu Dun hin und fuhr fort: »Wenn sie hier gewesen wäre, dann würdest du dich bestimmt an sie erinnern. Sie sieht aus wie mein Freund hier … nur nicht so hässlich, versteht sich.«
    »Versteht sich«, sagte Abu Dun. Der Wirt wurde noch ein bisschen nervöser.
    »So jemand … war nicht hier«, sagte er. »Wie Ihr es sagt: Ich würde mich daran erinnern, wenn es so wäre.«
    »Zweifellos«, knurrte Abu Dun.
    »Was … wolltet Ihr denn von dieser Fremden?«, fragte der Wirt.
    Andrejs Blick ließ den des Mannes nicht los, aber ihm entging dennoch nicht, dass ihr Tisch mittlerweile in den Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit gerückt war. Er konnte die feindseligen Blicke, mit denen Abu Dun und er gemustert wurden, beinahe körperlich spüren, und es war mit einem Male so still, dass man die berühmte Stecknadel hätte fallen hören können.
    »Ihr nur ein paar Fragen stellen«, erwiderte Andrej. »Vielleicht dieselben wie dir … du hast gerade gesagt, dass solche wie wir hier nicht gerne gesehen wären. Was hast du damit gemeint, solche wie wir?« Er wies mit dem Kopf zu Abu Dun. »Solche wie er?«
    Der Blick des Mannes folgte seiner Geste und hielt Abu Duns durchdringendem Starren erstaunlich lange stand. Dann schüttelte er den Kopf. »Wo einer herkommt und welche Farbe seine Haut hat oder an welchen Gott er glaubt, interessiert mich nicht«, sagte er.
    Andrej glaubte ihm. »Gut«, seufzte er. »Noch einmal zu unserer Freundin. Hast du sie gesehen oder nicht?«
    Der Wirt wandte den Blick von Abu Dun ab und schwieg.
    »Es muss ungefähr ein halbes Jahr her sein, dass sie durch diese Gegend gekommen ist«, fuhr Andrej fort. »Vielleicht etwas weniger.«
    »So jemand war nicht hier«, antwortete der Mann trotzig. »Daran würde ich mich erinnern.«
    »Und du wüsstest es, wenn sie in der Stadt gewesen wäre«, hakte Andrej nach. »Eine schwarze Frau, die einen Knaben bei sich hatte. Vielleicht auch einen jungen Mann.«
    »Gewiss«, antwortete der Wirt. »Ich hätte davon gehört, aber das habe ich nicht. Und auch sonst niemand.« Er raffte sichtbar all seinen Mut zusammen, sah Abu Dun an und stand dann mit einem Ruck auf. »Und jetzt trinkt Euer Bier aus und geht.«
    Tatsächlich griff Abu Dun nach seinem Krug, nippte daran und verzog angewidert das Gesicht. Dann streckte er den Arm aus und drehte den Krug, sodass sich sein Inhalt platschend auf den Boden ergoß. Zornige Blicke gingen in ihre Richtung, und es wurde noch stiller.
    »Deinem Freund scheint es nicht zu schmecken«, sagte der Wirt nervös.
    »Er ist Muselmane«, erwiderte Andrej, äußerlich ruhig, hinter der Maske aber vollkommen perplex … und mehr als nur ein wenig alarmiert. »Sein Glaube verbietet ihm den Genuss von Alkohol. Aber du hast doch gesagt, dass es dir gleich ist, wo einer herkommt und an welchen Gott er glaubt, oder?«
    Der Wirt starrte die Pfütze aus – tatsächlich schalem – Bier an, dann die Flecken auf seinen Schuhen und schließlich wieder Andrej. Er schwieg, aber in seinen Augen blitzte die schiere Mordlust auf. Andrej hörte, wie hinter ihnen Stühle scharrten. Niemand stand auf- noch nicht. Er fragte sich, wie weit Abu Dun es noch treiben wollte, und vor allem, warum.
    »Es wäre uns etwas wert, einen Hinweis auf unsere Freunde zu erhalten«,

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