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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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»Halluzination« hatte sich aufgelöst. Er erhob sich und wich von mir zurück, bis er vor dem Kaminfeuer stand.
    »Ich verfluche dich!« flüsterte er, und Angst durchzuckte mich. »Ich verfluche dich«, wiederholte er und trat näher. »So liebe denn die Sterblichen und lebe weiter, wie du gelebt hast, rücksichtslos, alles verlangend und alles liebend, aber die Zeit wird kommen, wo dich nur noch die Liebe eines Wesens deiner Art wird retten können. « Er sah Gabrielle kurz an. »Und ich rede nicht von Kindern, wie dieser hier!«
    Ich konnte nicht verbergen, daß das eine schlagende Wirkung auf mich hatte, und unwillkürlich stand ich auf, um mich Gabrielle zu nahem.
    »Ich komme nicht mit leeren Händen zu euch«, stieß er hervor. »Ich will nichts geschenkt haben. Seht mich an. Sagt bloß, ihr könnt auf mich verzichten, auf jemanden, der die Kraft hat, euch durch die schweren Prüfungen der Zukunft zu führen.«
    Er warf Gabrielle einen Blick zu, und einen Moment lang fixierte er sie, und ich sah, wie sie erstarrte und zu zittern anfing.
    »Laß sie in Ruhe!« sagte ich.
    »Du weißt nicht, was ich ihr mitteile«, sagte er kühl. »Ich will ihr nicht weh tun. Aber was hast du mit deiner Liebe für Sterbliche schon alles angerichtet?«
    Er würde etwas Schreckliches sagen, gelänge es mir nicht, ihm Einhalt zu gebieten, etwas, um mich oder Gabrielle zu verletzen. Er wußte, was mit Nicki geschehen war. Wenn ich tief in meiner Seele Nickis Ende herbeisehnte, würde er auch das wissen! Warum hatte ich ihn hereingelassen? Warum hatte ich mir nicht klargemacht, wozu er imstande war?
    »Es kommt immer anders, als man denkt«, sagte er. »Jedesmal richten der Tod und das Erwachen im sterblichen Geist Verwirrung an. So wird dich der eine hassen, weil du ihm das Leben geraubt hast, der andere wird sich Ausschweifungen hingeben, die du nur verachten kannst, ein dritter wird durchdrehen und zu toben anfangen, ein anderer taucht als Monster auf, das sich deiner Kontrolle entzieht. Der eine wird dir deine Überlegenheit neiden, der nächste wird dich unterkriegen.« An dieser Stelle warf er Gabrielle wieder einen Blick zu und deutete ein Lächeln an. »Und immer wird sich zwischen euch ein Schleier senken. Du wirst für immer und ewig allein sein!«
    »Ich möchte davon nichts hören. Es hat nichts zu bedeuten«, sagte ich.
    Er ließ jenes verbitterte Auflachen vernehmen, das alles andere als ein Lachen war. »Liebende mit menschlichen Gesichtern«, verspottete er mich. »Erkennst du deinen Irrtum nicht? Der andere haßt dich blindwütig, und sie - das schwere Blut hat sie noch gefühlskälter gemacht, stimmt’s? Aber selbst sie, so stark sie auch ist, wird Momente erleben, in denen sie Angst vor der Unsterblichkeit hat, und wem wird sie die Schuld geben?«
    »Du bist ein Narr«, flüsterte Gabrielle, die ihn seit einer Weile schon haßerfüllt anstarrte.
    »Du hast versucht, dem Geiger das alles zu ersparen. Aber bei ihr hast du keinen Augenblick daran gedacht, ihr das besser zu ersparen.«
    »Sag nichts mehr«, antwortete ich. »Du erreichst nur, daß ich dich hasse. Ist es das, was du willst?«
    »Aber ich sage die Wahrheit, und du weißt es. Und was ihr nie begreifen werdet, alle beide nicht, ist das volle Ausmaß eures gegenseitigen Hasses. Oder Abscheus. Oder Leids. Oder Liebens.«
    Er schwieg, und ich war unfähig, etwas zu erwidern. Er tat genau das, was ich befürchtet hatte, und ich wußte nicht, wie ich mich verteidigen sollte.
    »Wenn du mich jetzt mit dieser hier zurückläßt«, fuhr er fort, »wirst du es wieder tun. Nicolas hast du nie besessen. Und sie überlegt bereits, wie sie dich jemals loswerden kann. Und im Gegensatz zu ihr erträgst du es nicht, allein zu sein.«
    Ich konnte nicht antworten. Gabrielle kniff die Augen zusammen, und ihr Mund nahm einen leicht grausamen Zug an.
    »Die Zeit wird also kommen, da du dich auf die Suche nach neuen Sterblichen begibst«, sprach er weiter, »in der Hoffnung, daß dir die Zauber der Finsternis wieder einmal die Liebe schenken, nach der du dich so heftig sehnst. Und mit diesen verstümmelten und unberechenbaren Kindern wirst du versuchen, deine Zitadellen gegen die Zeit zu errichten. Aber es werden Gefängnisse sein, wenn sie überhaupt ein halbes Jahrhundert überdauern. Ich warne dich. Nur mit jenen, die so mächtig und weise sind wie du, kann die wahre Zitadelle gegen die Zeit gebaut werden.«
    Die Zitadelle gegen die Zeit. Worte, die ihre Wirkung nicht

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