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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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hatte. Und es war ein Kinderspiel, einen Vampir zu vernichten, vor allem heutzutage. Falls er überhaupt noch lebte, dann als Ausgestoßener, zu Tode gejagt von seinesgleichen und von Gefahren umlauert, wie sie sich kein Sterblicher auch nur vorstellen kann.
    Ein Grund mehr für mich, das Buch und die Vampire-Lestat Band so schnell wie möglich berühmt zu machen. Ich mußte Louis finden. Ich mußte ihn sprechen. Ich verzehrte mich nach ihm, nach seinen phantastischen Wahnvorstellungen, sogar nach seiner Unehrenhaftigkeit. Ich verzehrte mich nach seiner weltmännischen Arglist, nach seiner körperlichen Nähe, nach dem einschmeichelnd sanften Klang seiner Stimme.
    Natürlich haßte ich ihn wegen all der Lügen, die er über mich verbreitet hatte. Aber meine Liebe war weit stärker als mein Haß. Wir hatten die dunklen und romantischen Jahre des neunzehnten Jahrhunderts gemeinsam verbracht, und ich fühlte mich ihm enger verbunden, als ich es je einem anderen Unsterblichen gewesen war.
    Und ich brannte darauf, für ihn meine Geschichte niederzuschreiben - nicht als Antwort auf seine böswilligen Lügen im Gespräch mit dem Vampir, sondern als Geschichte meiner Erlebnisse vor unserer gemeinsamen Wegstrecke, als Geschichte all dessen, was ich ihm bislang nicht hatte erzählen können.
    Die alten, oben erwähnten Regeln sollten mich jetzt auch keinen Deut mehr kümmern. Ich wollte sie übertreten, ausnahmslos. Und der Zweck meiner Band und meines Buches war, nicht nur Louis, sondern auch alle anderen Dämonen, die mir lieb und teuer waren, auf den Plan zu rufen. Ich wollte meine Freunde wiederfinden, alle auferwecken, die schliefen, wie ich geschlafen hatte.
    Alte Vampire und junge, schöne und verderbte, irrsinnige und hartherzige - sie alle würden zu mir kommen, sobald sie diese Videos sahen, die Platten hörten und das Buch in den Auslagen der Buchläden fanden, und sie würden genau wissen, wo sie mich suchen müßten. Mich, Lestat, den Superstar des Rock. Kommt einfach nach San Francisco zu meinem ersten Liveauftritt. Ich werde da sein.
    Aber ich verfolgte mit alldem noch eine andere Absicht - etwas, das noch gefährlicher und verwegener und verrückter war. Und ich wußte, daß Louis mich verstehen würde. Er hatte mit seinem Buch, seinen Bekenntnissen, wohl das gleiche Ziel verfolgt. Ich wollte, daß die Sterblichen von unserer Existenz erfuhren. Ich wollte es der Welt verkünden, so wie ich es Alex und Larry und Tough Cookie und meiner reizenden Anwältin Christine erzählt hatte. Und es machte mir nichts aus, daß sie kein Wort glaubten. Es machte mir nichts aus, daß sie es für reine Erfindung hielten. Hauptsache war, daß ich mich nach zwei Jahrhunderten im Verborgenen den Sterblichen zeigte. Ich sprach meinen Namen laut aus. Ich machte aus meiner wahren Natur keinen Hehl. Ich war da!
    Ich ging viel weiter als Louis. Seine Geschichte, so seltsam sie auch war, galt als bloße Fiktion. In der Welt der Sterblichen war sie so wenig bedrohlich wie das lebende Bild im alten Vampirtheater in Paris, wo die Untoten auf einer von Gaslampen erleuchteten Bühne vorgaben, Schauspieler zu sein, die vorgaben, Untote zu sein.
    Ich hingegen würde in gleißendem Licht vor die Kameras treten, würde mit meinen eisigen Fingern Tausende warmer, gieriger Hände berühren. Ich würde sie in Furcht und Schrecken oder Entzücken versetzen, würde nichts unversucht lassen, ihnen reinen Wein einzuschenken.
    Und angenommen - nur mal angenommen -, plötzlich spazierten scharenweise Leichen durch die Gegend, und so langsam würde den Leuten um mich ein Licht aufgehen, dann würde die vermeintliche Fiktion nicht bloße Erfindung, sondern reine Wirklichkeit sein. Sollte es ihnen tatsächlich wie Schuppen von den Augen fallen, sollten sie tatsächlich begreifen, daß die Dämonen der Alten Welt in ihrer schönen neuen Welt noch immer am Leben waren: Oh, was für ein großer und glorreicher Krieg würde uns dann vielleicht erwarten! Die Menschen würden uns kennen. Sie würden uns jagen! Und wir würden in den glitzernden Großstadtdschungeln von ihnen bekämpft werden wie noch kein Monster je zuvor.
    Wie sollte mich nicht schon der bloße Gedanke daran vor Freude erzittern lassen? Wie sollte das alles nicht wert sein, jede Gefahr, jeden Einsatz und jede Niederlage zu riskieren? Denn selbst im Augenblick der Vernichtung würde ich immer noch so lebendig sein wie nie zuvor.
    Aber um ehrlich zu sein, ich hielt es für ausgeschlossen, daß es

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