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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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denen ein Strom von klarem Wasser in das Becken darunter sprudelte.
    Vor der alten Ziegelmauer war ein Beet mit dunkelsüßen Blumen angelegt worden, und ein paar Bananenstauden gediehen in der Ecke, die langen, messerklingenartigen Blätter nickten anmutig im Wind.
    Das alles erfreute mein bösartiges, selbstsüchtiges kleines Herz in unaussprechlichem Maß.
    Ich ging hinein. Der hintere Salon war endlich fertig und hübsch eingerichtet mit den herrlichen antiken Sesseln, die ich ausgesucht hatte, und mit einem dicken, blassen Perserteppich in verblichenem Rot.
    Ich schaute den Gang hinauf und hinunter; er war mit goldenen und weißen Streifen frisch tapeziert und mit einem dunklen Teppich ausgelegt. Louis stand in der Tür zum vorderen Salon.
    »Frag mich nicht, wo ich gewesen bin oder was ich gemacht habe«, sagte ich. Ich schob ihn beiseite und betrat das Zimmer. Ah, es übertraf alle meine Erwartungen. Da stand das genaue Ebenbild seines alten Schreibtisches zwischen den beiden Fenstern und da das mit Silberdamast bezogene Sofa mit der zweifach geschwungenen Lehne, und da der ovale Tisch mit den Intarsien aus Mahagoni. Und das Spinett an der gegenüberliegenden Wand.
    »Ich weiß, wo du gewesen bist«, sagte er, »und ich weiß, was du gemacht hast.«
    »Ach ja? Und was kommt jetzt? Ein öder, endloser Vortrag? Sag’s mir. Damit ich schlafen kann.«
    Ich schaute ihn an, um zu sehen, welche Wirkung diese stramme Zurechtweisung hatte, und da stand David neben ihm, sehr schön in schwarzen, feingekämmten Samt gekleidet, die Arme vor der Brust verschränkt. Er lehnte am Türrahmen. Sie sahen mich beide mit bleichen, ausdruckslosen Gesichtern an;
    David war der dunklere, größere von beiden, aber sie waren einander doch erstaunlich ähnlich. Erst allmählich dämmerte mir, daß Louis sich zu diesem kleinen Anlaß in Schale geworfen hatte; ausnahmsweise trug er Kleider, die nicht aussahen, als kämen sie aus einer Truhe auf dem Speicher.
    David sprach als erster.
    »Der Karneval in Rio beginnt morgen«, sagte er, und seine Stimme klang noch verführerischer, als sie im sterblichen Leben je geklungen hatte. »Ich dachte, wir könnten vielleicht hin.«
    Ich starrte ihn mit unverhohlenem Mißtrauen an. Es war, als sei sein Blick von einem dunklen Licht durchströmt. Seine Augen glänzten hart. Aber sein Mund war so sanft und ohne eine Spur von Bösartigkeit oder Verbitterung. Nicht die geringste Bedrohlichkeit ging von ihm aus.
    Louis riß sich aus seiner Versunkenheit und ging leise durch den Korridor und in sein altes Zimmer. Wie gut kannte ich die alte Melodie von leise knarrenden Dielen und Schritten!
    Ich war überaus verwirrt und ein bißchen atemlos.
    Ich setzte mich auf das Sofa und winkte Mojo heran; er ließ sich vor mir nieder und lehnte sich schwer gegen meine Beine.
    »Meinst du das im Ernst?« fragte ich. »Wir beiden sollen zusammen dorthin fahren?«
    »Ja«, sagte er. »Und danach in den Regenwald. Wie wär’s damit?« Er ließ die Arme sinken und begann, mit gesenktem Kopf auf und ab zu gehen. »Du hast da etwas zu mir gesagt - ich weiß nicht mehr, wann… Vielleicht war es ein Bild, das ich von dir aufschnappte, bevor das alles passierte. Etwas von einem Tempel, von dem Sterbliche nichts wüßten, verloren in den Tiefen des Dschungels. Ah, denk doch nur, wie viele solche Entdeckungen man dort machen kann.«
    Wie echt sein Empfinden war, wie volltönend die Stimme.
    »Warum hast du mir verziehen?« fragte ich.
    Er blieb stehen und sah mich an, und die Anzeichen des Blutes in ihm und die Veränderungen, die es in seiner Haut und seinen Haaren und seinen Augen bewirkt hatte, lenkten mich so sehr ab, daß ich einen Moment lang überhaupt nicht denken konnte. Ich hob die Hand und bat ihn, nichts zu sagen. Warum konnte ich mich nie an diesen Zauber gewöhnen? Ich ließ die Hand sinken und erlaubte ihm - nein, bat ihn, weiterzusprechen.
    »Du wußtest, daß ich dir verzeihen würde«, sagte er in seinem alten gemessenen und zurückhaltenden Ton. »Als du es tatest, wußtest du, daß ich dich weiter lieben würde. Daß ich dich brauchen würde. Daß ich unter allen Geschöpfen dieser Welt dich suchen und mich an dich klammern würde.«
    »O nein. Ich schwöre, das wußte ich nicht«, flüsterte ich.
    »Ich bin für eine Weile fortgegangen, um dich zu bestrafen. Du bist mit Geduld nicht mehr zu ertragen, wirklich nicht. Du bist eine gottverdammte Kreatur, wie dich weisere Wesen als ich genannt haben. Aber

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