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Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr

Titel: Chronik der Vampire 04 - Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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hochzukämpfen.
    »Ah, laß dir helfen!« sagte ich. Ich wirbelte ihn herum und hob ihn hoch und schlug die Zähne noch einmal in dieselben kleinen Wunden.
    »Um der Liebe Gottes willen, hör auf, tu es nicht. Lestat, ich flehe dich an, tu es nicht.«
    Du flehst vergebens, David. Oh, wie köstlich dieser junge Körper war, diese Hände, die mich wegschieben wollten noch in der Trance; was für einen Willen du hast, mein schöner Freund. Und jetzt sind wir im alten Brasilien, nicht wahr, in diesem winzigen Zimmer, und er ruft die Namen der Candomble-Geister, er ruft sie, und werden die Geister kommen?
    Ich ließ ihn los. Wieder sank er auf die Knie, und dann fiel er zur Seite; seine Augen blickten starr geradeaus. Das genügte für die zweite Attacke.
    Man hörte ein leises Rascheln im Zimmer, ein schwaches Klopfen.
    »Oh, wir haben Gesellschaft? Unsichtbare kleine Freunde? Ja, schau nur, der Spiegel wackelt. Gleich wird er herunterfallen.« Und der Spiegel schlug auf die Fliesen und zerbrach; es war, als flögen lauter Lichtfunken aus dem Rahmen.
    Wieder versuchte er aufzustehen.
    »Weißt du, wie sie sich anfühlen, David? Kannst du mich hören?
    Sie sind wie lauter Seidentücher, die sich um mich herum entfalten. So schwach.«
    Ich sah zu, wie er wieder auf die Knie kam. Wieder kroch er über den Boden, und plötzlich kam er hoch und warf sich nach vorn. Er packte das Buch, das neben dem Computer lag, drehte sich um und schleuderte es mir entgegen. Es fiel mir vor die Füße. Er taumelte und konnte sich kaum aufrecht halten, und seine Augen blickten glasig.
    Er wandte sich ab und wäre beinahe auf die Veranda hinausgefallen; er stolperte über die kleine Mauer und wankte zum Strand hinunter.
    Ich folgte ihm, als er über den weißen Sand hinuntertorkelte. Mein Durst erwachte; er wußte nur, daß vor wenigen Augenblicken Blut gekommen war und daß er mehr davon haben mußte. Als David das Wasser erreicht hatte, blieb er schwankend stehen; nur sein eiserner Wille verhinderte, daß er zusammenbrach.
    Ich faßte ihn zärtlich bei der Schulter und schlang den rechten Arm um ihn.
    »Nein, verdammt; zur Hölle mit dir. Nein«, sagte er. Mit all seiner schwindenden Kraft schlug er nach mir; er rammte mir die geballte Faust ins Gesicht und schürfte sich die Knöchel auf, als er auf die unnachgiebige Haut stieß.
    Ich drehte ihn um und sah zu, wie er nach meinen Beinen trat und mit seinen weichen, ohnmächtigen Händen immer wieder nach mir schlug, und ich drückte die Lippen an seinen Hals, leckte und roch daran und schlug meine Zähne dann zum drittenmal hinein. Hmmm… das ist Ekstase. Hätte dieser andere Körper, vom Alter verschlissen, mir je einen solchen Schmaus bieten können? Ich spürte seinen Handballen an meinem Gesicht. Oh, so stark. So überaus stark. Ja, wehre dich gegen mich, kämpfe, wie ich gegen Magnus gekämpft habe. So süß, wie du dich gegen mich wehrst. Ich liebe das. Wirklich.
    Und was war es diesmal, als ich ins Schwärmen geriet? Das reinste aller Gebete kam von ihm - nicht zu den Göttern, an die wir nicht glaubten, nicht an einen gekreuzigten Christus oder an eine alte jungfräuliche Königin. Sondern Gebete an mich. »Lestat, mein Freund. Nimm mir nicht das Leben. Nicht, laß mich gehen.«
    Hmmm. Ich schlang den Arm noch fester um seine Brust. Dann wich ich zurück und leckte seine Wunden.
    »Du suchst dir schlechte Freunde aus, David«, raunte ich, und ich leckte mir das Blut von den Lippen und schaute ihm ins Gesicht. Er war fast tot. Wie schön, diese starken, ebenmäßigen weißen Zähne und das zarte Fleisch der Lippen. Unter den Lidern sah man nur noch das Weiße seiner Augen. Und wie sein Herz sich wehrte - dieses junge, makellose, sterbliche Herz. Ein Herz, das mir das Blut durch mein Gehirn gepumpt hatte. Ein Herz, das gestolpert war und ausgesetzt hatte, als ich Angst hatte, als ich den Tod kommen sah.
    Ich legte ein Ohr an seine Brust und horchte. Ich hörte den Krankenwagen, der mit Sirenengeheul durch Georgetown fuhr. »Laß mich nicht sterben.«
    Ich sah ihn in jenem Traumhotel aus alten Zeiten, mit Louis und mit Claudia. Sind wir denn alle nur wahllose Geschöpfe in den Träumen des Teufels?
    Das Herz schlug langsamer. Der Augenblick war fast gekommen. Noch einen Schluck, mein Freund.
    Ich hob ihn auf und trug ihn den Strand hinauf und ins Zimmer. Ich küßte die winzigen Wunden, leckte und sog mit meinen Lippen daran, und dann grub ich die Zähne noch einmal hinein. Ein Krampf

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