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Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Titel: Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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aufreißen und Mädchen dir auf dem Rücksitz deines Luxusschlittens Liebeserklärungen machen, nur weil sie gehört haben, du hättest in der Nacht vorher jemanden erschossen. Und Sex in einem solchen Ausmaß, daß man mittendrin, während der besten oralen Nummer, die man je hatte, plötzlich nicht mehr bei der Sache war.«
    »Wir sind uns ähnlicher, als ich mir je träumen ließ. Ich lebte mit einem Selbstbetrug trotz all der mir verliehenen Fähigkeiten.«
    »Was meinst du damit?«
    »Die Zeit reicht nicht für Erklärungen; du brauchst nichts über mich zu wissen. Erzähl lieber von Terry. Wie kam das mit Dora?«
    »Terry wurde schwanger. Ich hatte angenommen, sie nähme die Pille. Sie dachte, ich sei reich! Es spielte keine Rolle, ob ich sie liebte oder sie mich. Weißt du, ein derart dummes, einfältiges Wesen wie Terry habe ich nie wieder getroffen. Ich frage mich, ob du überhaupt so unwissende, dumpfe Leute aussaugst.«
    »Und Dora war das Baby.«
    »Ja. Terry drohte mit einer Abtreibung, wenn ich sie nicht heiratete. Also schloß ich einen Handel mit ihr. Hundert Riesen bei der Heirat (ich benutzte einen falschen Namen, die Ehe gab es nur auf dem Papier, und das hat sich als Segen herausgestellt, denn so gelten Dora und ich nicht als verwandt) und noch einmal das gleiche, wenn das Baby da war. Danach könne sie die Scheidung einreichen, und ich wolle nur meine Tochter.
    »Unsere Tochter, sagte sie.
    »Sicher doch, unsere Tochter, antwortete ich. Ich war ein Trottel. Was mir überhaupt nicht in den Sinn kam, womit ich überhaupt nicht rechnete, das war die schlichte Tatsache, daß diese Frau - dieses nagelfeilende, kaugummikauende, mascaratragende Etwas mit seinen Gummisohlen unter den Pflegerinnenschuhen und dem brillantbesetzten Ehering am Finger -, daß die etwas für ihr Kind empfinden könnte. Sie war dumm, aber sie war ein echtes Muttertier, und deshalb gab sie ihr Kind nicht her, ums Verrecken nicht. Ich konnte gerade noch Besuchsrechte aushandeln.
    Sechs Jahre lang flog ich, sooft ich konnte, nach New Orleans, nur um Dora im Arm zu halten, mit ihr zu sprechen und mit ihr spazierenzugehen. Und dieses Kind gehörte wirklich zu mir, war wirklich Fleisch von meinem Fleisch - von Anfang an! Sie rannte auf mich zu, wenn sie mich nur von weitem sah, und flog in meine Arme.
    Oft fuhren wir dann mit einem Taxi ins Viertel und wanderten durch die Straßen; sie liebte das, vor allem auch, die Kathedrale anzusehen. Und auf dem Markt aßen wir Muffaletas, weißt du, diese riesigen Sandwiches voller Oliven -«
    »Ja, ja.«
    »Sie erzählte mir immer alles, was sie in meiner Abwesenheit erlebt hatte. Wir tanzten auf der Straße, und ich sang ihr vor. Ach, sie hatte schon als Kind eine so schöne Stimme. Wie meine Mutter und wie Terry. Die Stimme hat sie von den beiden, nicht von mir. Und Köpfchen hatte sie. Wenn wir mit der Fähre über den Fluß fuhren und wieder zurück, lehnten wir immer am Geländer und sangen. Oft nahm ich sie auch mit in die Geschäfte und kaufte ihr die schönsten Kleider. Dagegen hatte ihre Mutter nichts. Allerdings war ich auch so schlau, immer etwas für Terry zu besorgen, spitzentriefende Unterwäsche oder ein Kosmetikset aus Paris oder sauteures Parfüm. Alles, nur nicht Blue Waitz!
    Dora und ich hatten sehr viel Spaß zusammen. Manchmal dachte ich, nichts könnte mich erschüttern, wenn ich nur Dora oft genug sehen könnte.«
    »Sie war genauso sprachgewandt und phantasiebegabt wie du.«
    »Genau, immer voller Träume und Ideen. Weißt du, Dora ist nicht naiv. Sie ist eine Theologin. Das ist ja das Erstaunliche. Das Verlangen nach Außergewöhnlichem? Das habe ich in ihr entfacht. Aber den Glauben an Gott, an die Theologie? Keine Ahnung, woher sie das hat.«
    Theologie. Das Wort gab mir zu denken.
    »Inzwischen konnten Terry und ich uns nicht mehr ausstehen. Kaum sollte Dora in die Schule, fing der Kampf an. Es war die Hölle. Ich wollte Dora zur Sacred Heart Academy schicken, mit Ballett- und Musikunterricht und Reisen nach Europa. Und Terry haßte mich deswegen. Ich sollte ihr Kind nicht zu einem Snob machen. Aus dem Haus in der St. Charles Avenue war sie schon ausgezogen - sagte, es sei alt und gruselig - und in einen im Rancherstil aufgemachten Bungalow in einem trübseligen Vorort gezogen. Dadurch hatte sie mein Kind schon dem Garden District mit all seinen herrlichen Farben entrissen; wo sie jetzt wohnten, gab es als einzige architektonische Sehenswürdigkeit nur das

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