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Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel

Titel: Chronik der Vampire 05 - Memnoch der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Polizist, war ganz in Ordnung, aber auch er hatte nichts für seine Tochter übrig. Terry war wirklich nicht besonders erfreulich; sie hatte einen miesen Charakter. Man mochte ihr nicht mal auf der Straße begegnen, geschweige denn mit ihr leben.
    Ihre Familie glaubte, sie sei nach Florida abgehauen und habe Dora mir überlassen. Mehr erfuhren sie bis zu ihrem Tode nicht - ich meine ihre Eltern. Da gibt es noch ein paar Cousinen, aber was anderes wissen die auch nicht. Von denen weiß sowieso keiner, wer ich bin; das alles ist wirklich etwas kompliziert. Vielleicht haben sie inzwischen aus Zeitungsartikeln ihre Rückschlüsse gezogen. Weiß ich nicht, ist auch nicht wichtig.
    Dora weinte wegen ihrer Mutter, das ja. Aber später, nachdem ich ihr diese Lügen erzählt hatte, hat sie nie wieder gefragt. Terry hat Dora hingebungsvoll geliebt, wie jedes Muttertier seine Jungen liebt! Sie versorgte und schützte sie instinktiv, ernährte sie mit gesunden Lebensmitteln, kleidete sie hübsch, brachte sie zu Tanzkursen, wo sie dann mit den ändern Müttern saß und tratschte. Sie war stolz auf Dora. Aber kaum, daß sie je drei Worte mit ihr sprach! Ich glaube, sie sahen sich tagelang nicht einmal an.«
    »Es ist schon komisch, daß ausgerechnet du an so eine Person geraten bist.«
    »Nein, nicht komisch. Schicksal. Dora ist aus uns entstanden. Von ihr hat Dora ihre Stimme und ihre Schönheit. Und noch etwas hat sie von Terry, eine gewisse Härte, aber das ist kein sehr nettes Wort dafür. Dora ist schon eine Mischung aus uns beiden, eine optimale Mischung.«
    »Na, von deiner Schönheit hat sie auch etwas abbekommen.«
    »Schon, aber als unsere Gene sich vereint haben, hat sich etwas noch Interessanteres ergeben, etwas, das auch einen Marktwert besitzt.
    Du hast meine Tochter gesehen. Sie ist fotogen, aber unter ihrer auffallenden Erscheinung, die sie von mir hat, lauert Terrys Beharrlichkeit. Über die Wellen der Fernsehsender bekehrt sie Menschen! ›Und was ist die wahre Botschaft Christi?‹ verkündet sie und starrt direkt in die Kamera. ›Daß Christus in jedem unserer Brüder ist, in unserem Nachbarn ebenso wie in jedem Armen, jedem Hungrigen, jedem Kranken.‹ Und die Zuschauer glauben ihr.«
    »Ja, das fiel mir auf, als ich sie sah. Sie könnte es schaffen.«
    Er seufzte.
    »Ich schickte Dora also auf eine Schule. Damals machte ich gerade das große Geld, ich mußte sie während der Zeit möglichst von mir fernhalten. Bis zu ihrem Abschluß mußte sie dreimal die Schule wechseln, das war hart für sie, aber sie fragte nichts, auch nicht, weswegen wir uns heimlich trafen. Ich ließ sie in dem Glauben, daß ich immer auf dem Sprung sei, zum Beispiel, um in Florenz ein Fresko vor der Zerstörung durch irgendeinen Idioten zu bewahren oder in Rom eine gerade entdeckte Katakombe zu erforschen.
    Als Dora sich dann ernsthaft mit Religion zu beschäftigen begann, dachte ich, darin zeige sich ihre geistige Eleganz. Ich glaubte, meine wachsende Sammlung - meine Bücher und Statuen - hätte sie beeinflußt. Und als sie mir mit achtzehn sagte, sie habe die Zulassung für Harvard und wolle Vergleichende Religionswissenschaft studieren, fand ich das amüsant. Ich hatte die üblichen sexistischen Vorstellungen: ›Studiere, was du willst, und heirate reich‹; und ich zeigte ihr meine neueste Ikone oder Statue.
    Aber Doras Inbrunst und theologische Neigungen entwickelten sich viel heftiger, als ich erwartet hatte. Mit neunzehn besuchte sie das Heilige Land und kehrte vor ihrem Abschluß noch zweimal dahin zurück. Während der folgenden zwei Jahre studierte sie die verschiedensten Religionen in aller Welt.
    Und dann legte sie mir die Idee für ihr Fernsehprogramm vor:
    Sie wollte zu den Menschen sprechen! Durch die Entwicklung des Kabelfernsehens waren eine Menge religiöser Sender entstanden. Jederzeit konnte man das eine oder andere religiöse Programm empfangen.
    ›Meinst du das ernst?‹ fragte ich. Ich hatte mir nicht klargemacht, daß sie glaubte, was sie predigte. Aber sie beabsichtigte, getreu dieser Ideale zu leben, die ich nie ganz verstanden, ihr aber doch irgendwie übermittelt hatte.
    ›Dad, verschaff mir drei Stunden pro Woche im Fernsehen, und laß sie mich nutzen, wie ich will, du wirst staunen, was daraus wird.‹
    Sie warf alle möglichen ethischen Fragen auf, zum Beispiel, wie man in der heutigen Welt seine Seele retten könne, und stellte sich vor, sie könne von ekstatischem Gesang oder Tanz unterbrochene

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