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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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untermauern.
    Im September ließ der Vampirismus nach, doch im darauffolgenden Januar wurde Ward beinahe in ernsthafte Schwierigkeiten verwickelt. Die nächtliche Ankunft und Abfahrt von Lastwagen beim Bungalow in Pawtuxet hatte seit einiger Zeit die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und nun enthüllte eine unvorhergesehene Störung das Wesen von zumindest einem Gegenstand, den diese Laster transportierten. An einer einsamen Stelle in der Nähe von Hope Valley hatten, wie es so häufig in dieser Zeit geschah, Wegelagerer dem Laster aufgelauert, die auf der Suche nach Schnapslieferungen waren, doch dieses Mal sollten die Räuber selbst den größeren Schrecken erleben. Die langen Kisten, die sie erbeuteten und öffneten, enthielten übermäßig grausige Dinge – derart grausig, dass die Bewohner der Unterwelt nicht lange darüber schweigen konnten. Die Diebe hatten das Entdeckte rasch verscharrt, doch als die Polizei Wind von der Sache bekam, wurde eine sorgfältige Suche gestartet. Ein erst kürzlich verhafteter Landstreicher stimmte nach dem Versprechen von Straffreiheit endlich zu, eine Gruppe von Polizisten zu der Stelle zu führen, und dort fand man in einem hastig gebuddelten Loch etwas überaus Scheußliches und Beschämendes. Es wäre für das nationale – und auch das internationale – Empfinden von Sitte und Anstand nicht gut, würde die Öffentlichkeit je herausfinden, was die verblüfften Männer dort entdeckten. Ein Irrtum war selbst für diese nicht besonders gebildeten Beamten ausgeschlossen, und mit fieberhafter Eile versandten sie mehrere Telegramme nach Washington.
    Die Fälle wurden mit Charles Ward und seinem Bungalow in Pawtuxet in Verbindung gebracht, und Beamte der Staats- und Bundespolizei unterzogen ihn sogleich einem energischen und ernsthaften Verhör. Man fand ihn blass und besorgt in Gesellschaft seiner beiden merkwürdigen Kompagnons und erhielt von ihm eine scheinbar wahrheitsgemäße Aussage und Beweise für seine Unschuld. Er habe einige anatomische Muster für ein Forschungsprogramm benötigt, dessen Tiefe und Authentizität jedermann, der ihn in den letzten zehn Jahren gekannt hatte, bezeugen könne; er habe die benötigte Art und Anzahl über Vermittlungsstellen bezogen, die er in dieser Hinsicht als durchweg legal erachtet hätte. Von der Identität der Muster habe er absolut keine Ahnung gehabt, und er zeigte sich sichtlich schockiert, als die Ermittler die ungeheuerliche Auswirkung auf die Gefühle der Öffentlichkeit und die Würde der Nation andeuteten, die ein Bekanntwerden dieser Angelegenheit zur Folge hätte. Bei Charles’ Aussage pflichtete ihm sein bärtiger Kollege Dr. Allen nachdrücklich bei, dessen sonderbar hohle Stimme noch überzeugender klang als Wards nervöser Tonfall. Letzten Endes ergriffen die Beamten keine Maßnahmen, sondern nahmen sorgfältig Namen und Anschriften aus New York auf, die Ward ihnen für eine Suche nannte, die aber zu nichts führte. Fairerweise muss gesagt werden, dass die Muster rasch und ohne jedes Aufsehen an ihren angestammten Platz zurückgebracht wurden und dass die Öffentlichkeit nie von ihrer blasphemischen Störung erfahren wird.
    Am neunten Februar 1928 erhielt Dr. Willett einen Brief von Charles Ward, dem er eine außerordentliche Bedeutung beimisst und über den er häufig mit Dr. Lyman debattiert hat. Lyman ist der Überzeugung, dass dieses Schriftstück den endgültigen Beweis für einen fortgeschrittenen Fall von Dementia praecox liefert, Willett hingegen betrachtet ihn als die letzte gänzlich vernünftige Äußerung des unglückseligen Mannes. Er führt dabei vor allem die Normalität der Handschrift an, die zwar Anzeichen für nervliche Zerrüttung zeigt, aber dennoch ganz die von Ward ist. Der volle Text lautet:
    100 Prospect St.,
    Providence, R. I.,
    08. März 1928.
    Lieber Dr. Willett:—
    Ich bin der Meinung, dass es nun endlich an der Zeit ist, Ihnen gegenüber die Enthüllungen zu machen, die ich Ihnen so lange schon versprochen habe und zu denen Sie mich so oft zu drängen versuchten. Die Geduld, die Sie beim Warten an den Tag gelegt, und das Vertrauen, das Sie in meinen Geisteszustand und meine Integrität gesetzt haben, kann ich Ihnen gar nicht hoch genug anrechnen.
    Und nun, da ich zu sprechen bereit bin, muss ich voller Beschämung zugeben, dass der von mir erträumte Triumph nie mein sein wird. Statt eines Triumphes habe ich das Grauen entdeckt, und das, was ich Ihnen zu sagen habe, wird kein stolzer

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