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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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zum Ausdruck komme.
    Angehörige der Familie Weeden drückten Erstaunen und Bestürzen über den Vorfall aus und zeigten sich in jeder Beziehung ratlos, wer ihnen denn so feindlich gesinnt ist, dass er das Grab ihres Vorfahren schändete. Hazard Weeden aus der 598 Angell Street erinnerte sich an eine Familienüberlieferung, laut der Ezra Weeden kurz vor der Revolution in überaus merkwürdige Umstände involviert gewesen sei, die für ihn selbst nicht unehrenhaft gewesen waren, von irgendeiner Fehde oder einem Geheimnis aus jüngster Zeit weiß er jedoch nichts. Inspektor Cunningham ist mit dem Fall betraut worden und ist zuversichtlich, in naher Zukunft wertvolle Hinweise zu finden.
    Unruhige Hunde in Pawtuxet
    Die Einwohner von Pawtuxet wurden heute früh um drei Uhr von einem ungewöhnlichen wilden Hundegebell aus dem Schlaf gerissen, das seinen Mittelpunkt in Flussnähe knapp nördlich von Rhodes-on-the-Pawtuxet zu haben schien. Lautstärke und Art dieses Geheuls waren nach Angaben der meisten Personen, die es zu Gehör bekamen, äußerst ungewöhnlich. Fred Lemdin, der Nachtwächter in Rhodes, behauptete, es habe sich etwas darunter gemischt, das sehr nach den Schreien eines Mannes in Todesangst und -qual geklungen habe. Ein heftiges, sehr kurzes Gewitter, das irgendwo in der Nähe des Flussufers niederging, machte der Störung ein Ende. Allgemein bringt man die seltsamen, unangenehmen Gerüche, die ihren Ursprung wahrscheinlich bei den Öltankern in der Bucht hatten, mit dem Zwischenfall in Verbindung – sie hatten vermutlich Anteil daran, die Hunde derart zu reizen.
    Charles sah nun immer ausgezehrter und gehetzter aus. Im Rückblick waren alle der Ansicht, dass er in diesem Zeitraum wohl gerne eine Aussage oder Beichte gemacht hätte, wovon ihn nur die schiere Angst abhielt. Das morbide nächtliche Lauschen seiner Mutter brachte zum Vorschein, dass er im Schutz der Dunkelheit regelmäßig das Haus verließ, und die meisten der eher akademisch gesinnten Nervenärzte sind sich einig darin, dass ihm die widerwärtigen Fälle von Vampirismus anzulasten sind, über die damals die Presse so sensationslüstern berichtete, deren Täter aber bis heute nicht definitiv bestimmt werden konnte. Diese Fälle, die noch nicht lange zurückliegen und so bekannt sind, dass sie keiner detaillierten Erörterung bedürfen, betrafen Opfer jeden Alters und Geschlechts und schienen sich in zwei unterschiedlichen Gegenden zu häufen: auf dem bewohnten Hügel und dem North End in der Nähe des Hauses der Wards sowie in den Vorstadtbezirken jenseits der Cranston-Linie bei Pawtuxet. Angegriffen wurden sowohl Personen, die spät unterwegs waren, als auch solche, die bei offenem Fenster schliefen. Diejenigen, die den Angriff überlebten, berichteten übereinstimmend von einem schlanken, flinken, springenden Monster mit feurigen Augen, das seine Zähne in die Kehle oder den Oberarm schlug und gierig saugte.
    Dr. Willett, der sich weigert, den Wahnsinn von Charles Ward so früh zu datieren, ist vorsichtig bei seinem Versuch, diese grausigen Vorfälle zu erklären. Er habe, so sagt er, einige eigene Theorien darüber, und beschränkt seine klaren Aussagen hierzu durch eine eigentümliche Negation. »Ich werde nicht sagen«, sagt er, »wer oder was meiner Meinung nach diese Angriffe und Morde auf dem Gewissen hat, aber ich sage, dass Charles Ward keine Schuld daran trägt. Ich habe Grund zu der Annahme, dass er den Geschmack von Blut nicht kennt, wie es ja auch sein fortgesetzter anämischer Verfall und die stetig zunehmende Blässe besser als jedes gesprochene Argument beweisen. Ward hatte sich mit schrecklichen Dingen eingelassen, aber er hat dafür bezahlt, und er war niemals ein Ungeheuer oder ein Gauner. Was seinen jetzigen Zustand angeht, so denke ich nicht gern darüber nach. Eine Veränderung ist eingetreten, und ich gebe mich mit der Vorstellung zufrieden, dass der alte Charles Ward damit verstarb. Das gilt jedenfalls für seine Seele, denn dieses wahnsinnige Fleisch, das aus Waites Klinik verschwunden ist, beherbergte eine andere.«
    Willetts Wort hat Gewicht, weilte er doch häufig im Haus der Wards, weil er sich um Mrs. Ward kümmerte, deren Nerven unter der Belastung sehr litten. Ihr nächtliches Lauschen hatte bei ihr morbide Halluzinationen ausgelöst, die sie dem Arzt zögerlich anvertraute und die er beim Gespräch mit ihr ins Lächerliche zog, die ihn aber, als er allein war, schwer ins Grübeln brachten. Diese Einbildungen

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