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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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immer mehr Geräusche war’n zu hörn in Häusern, wo eigentlich keiner mehr gewohnt hat …
    Die Leut’ draußen ham ihre Geschichten über uns – ich vermute, Sie ham schon ’ne Menge davon gehört, wenn ich seh, was für Fragen Se stellen –, Geschichten über Dinge, die se dann und wann gesehn ham, und über diesen merkwürdigen Schmuck, der immer noch von irgendwoher kommt und nie ganz eingeschmolz’n wird – aber niemand weiß was Bestimmtes. Niemand glaubt irgendwas. Sie nennen das goldähnliche Zeugs ’nen Piratenschatz und vermuten, die Leut’ von Innsmouth ham fremdländisches Blut oder sin’ krank oder so. Außerdem verscheuchen die hier so viele Fremde, wie’s nur geht, un’ den Rest halten se dazu an, nich’ zu neugierig zu werden, vor allem nich’ inner Nacht. Die Köter ham die Viecher angebellt – die Pferde ham gescheut –, aber dann ham se Autos gekriegt, und da war’s in Ordnung.
    1846 hat Käpt’n Obed sich ’ne zweite Frau genomm’, die niemand inner Stadt je gesehn hat – manche sagen, dass er das nicht hat gewollt, von denen aber dazu gezwungen wurd’, als er um ihre Hand anhielt – er hatte drei Kinder von ihr – zwei sin’ jung verschwunden, aber ein Mädchen sah aus wie alle andern un’ wurd’ in Europa erzogen. Obed hat se schließlich über ’nen Trick mit ’nem Burschen aus Arkham verheiratet, der von nix Ahnung hatte. Aber jetzt will niemand draußen mehr was mit Leuten aus Innsmouth zu schaffen ham. Barnabas Marsh, der jetzt die Raffinerie leitet, ist Obeds Enkel von seiner ersten Frau – Sohn von Onesiphorus, seinem ältesten Sohn, aber seine Mutter war auch eine von denen, die wo man draußen nie zu sehn bekomm’ hat .
    Gerade jetzt is’ Barnabas sich am Verwandeln. Kann die Augen nicht mehr zumachen un’ is’ ziemlich aus der Form geraten. Es heißt, er trägt noch Kleider, aber er wird bald ins Wasser gehn. Vielleicht hat er’s schon versucht – die gehn manchmal erst für ’ne kleine Weile runter, bevor se auf immer gehn. Man hat ihn jetzt schon beinah zehn Jahre nich’ mehr inner Öffentlichkeit gesehn. Keine Ahnung, wie seine arme Frau sich wohl fühlt – die kommt aus Ipswich, und die hätten Barnabas fast gelyncht, als er ihr vor fuffzig Jahren den Hof gemacht hat. Obed is’ 1878 gestorben, un’ die ganze Generation nach ihm is’ schon weg – die Kinder von der ersten Frau tot, un’ der Rest … das weiß Gott …«
    Das Geräusch der Flut war nun sehr beharrlich und schien die Stimmung des Alten allmählich von weinerlicher Melancholie in wachsame Furcht zu wandeln. Er hielt dann und wann inne, um neuerlich nervöse Blicke über seine Schulter oder auf das Riff draußen zu werfen, und ungeachtet der Absurdität seiner Erzählung konnte ich nicht umhin, seine vage Anspannung langsam zu teilen. Zadok sprach nun immer schriller und lauter im Versuch, sich selbst Mut zu machen.
    »Hey, Sie, warum sagen Se nix? Wie würd’s Ihnen gefall’n, in so ’ner Stadt zu leben, wo alles verrottet und verreckt und eingesperrte Monster in schwarzen Kellern un’ Dachstuben kriechen un’ blöken un’ quaken un’ hüpfen, wo ma’ sich hindreht? Hä? Wie würd’s Ihnen gefallen, jede einzelne Nacht das Geheul aus’n Kirchen un’ der Halle vom Dagon-Orden zu hören – un’ genau zu wissen, was da so heult? Wie würd’s Ihnen gefallen zu hör’n, was inner Walpurgisnacht un’ an Halloween von diesem scheußlichen Riff kommt? Hä? Sie halten mich für ’nen bekloppten Alten, was? Na, Sir, ich will Ihnen sagen, das Schlimmste ham Se noch gar nich’ gehört! «
    Zadok schrie nun wirklich, und das irre Toben seiner Stimme verstörte mich mehr, als mir lieb war.
    »Verdammt, sitzen Se nich’ einfach nur da und starren mich mit diesen Augen an – ich sag Ihnen, Obed Marsh is’ inner Hölle und dort gehört er auch hin! Hi, hi … in der Hölle, sag ich! Mich kriegen se nich’ – ich hab nix getan un’ niemandem was gesagt –
    Ach, Ihnen, junger Mann? Na, selbst wenn ich bisher niemandem was erzählt hab, dann mach ich’s jetzt! Bleiben Se einfach still sitzen und hörn zu, Junge – das ist, was ich noch nie jemandem erzählt hab …
    Ich hab gesagt, dass ich nach der einen Nacht nie wieder rumgeschnüffelt hab – aber ich hab trotzdem gewisse Dinge rausgefunden!
    Du willst wissen, was der wirkliche Schrecken is’, nich? Nun, das is’ es – es is’ nich’ das, was diese Fischteufel gemacht ham, sondern was se noch machen werden!

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