Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)
Maschinen, auf denen die fremde Sprache wie auf einem Musikinstrument gespielt werden konnte.
Die Mitglieder der Großen Rasse waren gewaltige runzlige Kegel von dreieinhalb Metern Höhe; ihre Häupter und die Extremitäten waren an ausdehnbaren Gliedern von einem halben Meter Umfang befestigt, die von den Spitzen der Kegel ausgingen. Sie sprachen mit dem Klicken oder Kratzen riesiger Tatzen oder Krallen am Ende von zweien ihrer vier Gliedmaßen, und sie bewegten sich durch das Ausdehnen und Zusammenziehen eines widerlichen Gewebes an ihrer gewaltigen, drei Meter messenden Basis voran.
Wenn sich das Erstaunen und Aufbegehren des gefangenen Geistes erschöpft und – in den Fällen, wo er aus einem Körper stammte, der sich von dem der Großen Rasse erheblich unterschied – sein Entsetzen über seine unvertraute temporäre Gestalt sich gemildert hatte, erlaubte man ihm die Erkundung seiner neuen Umgebung, was ihm eine Erfahrung der Wunder und der Weisheit einbrachte, die dem seines Usurpators glich.
Mit den angemessenen Vorsichtsmaßnahmen und im Austausch gegen passende Dienste gestattete man ihm, die ganze bewohnbare Welt zu bereisen – in gewaltigen Luftschiffen oder in den großen bootsähnlichen Fahrzeugen mit Atomantrieb, die über die breiten Straßen glitten. Auch durfte er ungehindert die Bibliotheken aufsuchen, die das Wissen über Vergangenheit und Zukunft des Planeten enthielten.
Das war für viele der gefangenen Geister ein Anlass, sich mit ihrem Los abzufinden; schließlich handelte es sich immer um große Geister, und für diese ist das Enträtseln der verborgenen Mysterien der Erde – verschlossene Kapitel über eine unvorstellbare Vergangenheit und schwindelerregende Strudel der Zukunft, die weit über ihre eigene Lebenszeit hinausgeht – trotz der dabei oft enthüllten Schrecknisse stets das höchste Gut im Leben.
Dann und wann wurde gewissen Gefangenen gestattet, Schicksalsgenossen zu begegnen, die aus der Zukunft gekommen waren – zum Gedankenaustausch mit Wesen, die hundert oder tausend oder eine Million Jahre vor oder nach dem eigenen Zeitalter lebten. Und alle wurden dazu angehalten, in ihrer jeweiligen Sprache umfangreiche Dokumente über sich selbst und ihre Epoche zu verfassen, die dann in den großen Zentralarchiven verwahrt wurden.
Es sollte hinzugefügt werden, dass es eine ganz spezielle Art von Gefangenen gab, die über wesentlich größere Privilegien als die Mehrheit verfügte. Dabei handelte es sich um sterbende dauerhafte Exilanten, deren Körper in der Zukunft von scharfsinnigen Mitgliedern der Großen Rasse ergriffen worden waren, die im Angesicht des Todes der mentalen Auslöschung zu entgehen suchten.
Solche melancholischen Exilanten kamen nicht so häufig vor, wie man nun vielleicht glauben mag, da die Langlebigkeit der Großen Rasse auch ihre Lebenslust schmälerte – ganz besonders bei den höheren Geistern, die zur Projektion fähig waren. Auf solchen Fällen dauerhafter Projektion älterer Geister beruhen viele der permanenten Persönlichkeitsveränderungen, die man in der späteren Geschichte bemerkt hat – auch in jener der Menschheit.
Was die gewöhnlichen Forschungen betraf – sobald der machtgierige Geist in der Zukunft alles Gewünschte in Erfahrung gebracht hatte, erbaute er einen Apparat gleich jenem, mit dem er eingetroffen war, und kehrte den Vorgang der Projektion um. Er befand sich dann wieder in seinem eigenen Leib und seinem eigenen Zeitalter, während der bislang gefangene Geist ebenfalls in den ihm gehörigen Körper in der Zukunft zurückkehrte.
Nur wenn einer der beiden Körper im Zeitraum des Austausches starb, war diese Wiederherstellung unmöglich. In solchen Fällen musste entweder der Forschergeist – wie die Todesflüchtigen – ein Leben in einem fremdartigen Körper der Zukunft führen, oder der gefangene Geist musste – wie die sterbenden dauerhaften Exilanten – seine Tage in der Gestalt und dem Zeitalter der Großen Rasse beschließen.
Dieses Los gestaltete sich weniger schrecklich, wenn der gefangene Geist ebenfalls der Großen Rasse angehörte – was nicht selten vorkam, da diese Rasse zu allen Zeiten ein ausgeprägtes Interesse an der eigenen Zukunft hegte. Die Anzahl sterbender dauerhafter Exilanten der Großen Rasse war sehr gering – was vor allem an den strengen Strafen lag, die die Verdrängung eines zukünftigen Geistes der Großen Rasse durch einen Todkranken nach sich zog.
Durch eine Projektion wurden
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