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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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waren, was mir aus meinem Sekundärzustand im Gedächtnis versteckt geblieben war?
    Ein paar der Mythen wiesen erhebliche Ähnlichkeiten mit anderen rätselhaften Legenden über die vormenschliche Welt auf, vor allem mit den Sagen der Hindus über bestürzende Zeitschluchten, die auch Teil der Lehren moderner Theosophen sind.
    Urzeitmythen und moderne Sinnestäuschungen stimmten in der Annahme überein, dass die Menschheit nur eine – vielleicht gar die niedrigste – von mehreren hochentwickelten und dominanten Rassen in der langen und größtenteils unbekannten Geschichte dieses Planeten sei. Beide deuteten an, dass Wesen von unvorstellbarer Gestalt himmelhohe Türme errichtet und jedes Geheimnis der Natur ergründet hatten, noch ehe der erste amphibische Vorfahr des Menschengeschlechts vor dreihundert Millionen Jahren aus dem heißen Meer gekrochen war.
    Manche dieser Wesen kamen von den Sternen; ein paar waren so alt wie der Kosmos selbst; andere hatten sich rasch aus terrestrischen Mikroben entwickelt, die zeitlich so weit hinter den ersten Mikroben unseres Lebenszyklus liegen, wie diese hinter uns zurückliegen. Zeitspannen von Tausenden von Millionen Jahren und Verbindungen zu anderen Galaxien und Universen wurden angedeutet. Tatsächlich gab es so etwas wie Zeit im normalen menschlichen Sinne des Wortes gar nicht.
    Doch ein Großteil der Sagen und Eindrücke handelte von einer vergleichsweise späten Rasse von merkwürdiger und komplexer Gestalt, die keiner der Wissenschaft bekannten Lebensform ähnelte und ungefähr fünfzig Millionen Jahre vor der Entstehung des Menschen gelebt hatte. Bei dieser Rasse handelte es sich angeblich um die größte von allen, da allein sie das Geheimnis der Zeit gelöst habe.
    Sie hatten alles in Erfahrung gebracht, das auf Erden je bekannt war und je bekannt sein würde, denn dank ihres schärferen Verstandes konnten sie sich in die Vergangenheit und die Zukunft projizieren, selbst über Abgründe von Millionen Jahren hinweg, und das Wissen jedes Zeitalters studieren. Aus den Errungenschaften dieser Rasse entwickelten sich alle Legenden über Propheten, auch die der menschlichen Mythologien.
    In ihren gewaltigen Bibliotheken befanden sich Text- und Bilderbücher mit sämtlichen irdischen Annalen – die Geschichte und Beschreibung jeglicher Spezies, die es je gegeben hatte und die es je geben würde, einschließlich vollständiger Darstellungen ihrer Künste, Leistungen, Sprachen und Psychologien.
    Mit diesem Äonen umfassenden Wissen wählte sich die Große Rasse aus jeder Epoche und von jeder Lebensform diejenigen Gedanken, Künste und Prozesse aus, die ihrem eigenen Wesen und ihrer eigenen Situation am ehesten gemäß waren. Das Wissen über die Vergangenheit, das man sich durch eine Art von Geistesübertragung außerhalb der anerkannten Sinne sicherte, war schwieriger zu beschaffen als das über die Zukunft.
    Im letzteren Fall war das Vorgehen einfacher und stofflicher. Mit der angemessenen mechanischen Hilfe konnte ein Geist sich in der Zeit vorwärtsprojizieren, sich auf trüben übersinnlichen Bahnen seinen Weg vorantasten, bis er in der gewünschten Epoche angelangt war. Nach einigen vorbereitenden Versuchen ergriff er dann von dem besten auffindbaren Vertreter der höchsten Lebensform dieses Zeitalters Besitz. Er übernahm das Gehirn dieses Organismus und sandte darin seine eigenen Schwingungen aus, während der heimatlos gewordene Geist in das Zeitalter des Usurpators zurückgeschleudert wurde und in dessen Körper verblieb, bis ein Umkehrprozess einsetzte.
    Der in den Körper des zukünftigen Organismus projizierte Geist gab sich dann als das Mitglied der Rasse aus, über deren äußere Gestalt er verfügte, und lernte so schnell wie möglich alles, was es über das ausgewählte Zeitalter, seine Informationen und technischen Errungenschaften zu erlernen gab.
    In der Zwischenzeit wurde der heimatlose Geist, der in die Zeit und den Körper des Usurpators geworfen worden war, sorgfältig bewacht. Man hielt ihn davon ab, dem von ihm bewohnten Körper Schaden zuzufügen, und ließ ihn von ausgebildeten Fragestellern verhören, um all sein Wissen in Erfahrung zu bringen. Häufig konnte man ihn in seiner eigenen Sprache befragen, sofern vorangegangene Reisen in die Zukunft Aufnahmen dieser Sprache mitgebracht hatten.
    Stammte der Geist aus einem Körper, dessen Sprache die Mitglieder der Großen Rasse rein physisch nicht reproduzieren konnten, dann fertigte man kluge

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