Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)
glaube, es waren etwa dreißig oder vierzig Blöcke, manche davon beinahe ganz vom Sand begraben, und sie alle waren in einem Umkreis von vielleicht einer Viertelmeile angeordnet.
Als ich ein paar Zeichen gesehen hatte, suchte ich gewissenhaft nach weiteren und führte mit meinen Instrumenten eine sorgfältige Vermessung der Fundstelle durch. Von zehn oder zwölf der charakteristischsten Blöcke machte ich auch Fotografien, von denen ich Ihnen Abzüge beilege.
Ich habe mich mit diesen Informationen und Bildern an die Regierung in Perth gewandt, aber dort hat man nichts unternommen.
Dann traf ich auf Dr. Boyle, der Ihre Artikel im Journal of the American Psychological Society gelesen hatte und zufällig die Steine erwähnte. Er zeigte enormes Interesse und wurde sehr aufgeregt, als ich ihm meine Schnappschüsse vorlegte. Er sagte, die Steine und die Zeichen glichen genau denen, die Sie im Traum gesehen und in Legenden beschrieben gefunden hätten.
Er wollte Ihnen schreiben, fand aber nicht die Zeit dazu. Inzwischen sandte er mir die meisten der Magazine mit Ihren Artikeln, und anhand Ihrer Zeichnungen und Beschreibungen wurde mir sogleich klar, dass es sich bei meinen Steinen um die von Ihnen erwähnten handelt. Das können Sie auf den beigefügten Abzügen selbst sehen. Dr. Boyle wird sich später noch direkt an Sie wenden.
Ich kann verstehen, wie bedeutsam all dies für Sie sein muss. Fraglos haben wir es hier mit den Überresten einer unbekannten Zivilisation zu tun, die älter ist als jede uns vertraute und die eine der Grundlagen für Ihre Legenden bildet.
Als Bergbauingenieur verfüge ich über einige geologische Kenntnisse, und ich versichere Ihnen, dass diese Steinblöcke so alt sind, dass sie mir Angst machen. Sie bestehen zum Großteil aus Sandstein und Granit, aber einer davon ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus einer eigentümlichen Sorte Zement oder Beton.
Sie tragen Spuren von Wassereinwirkung, als wäre dieser Teil der Welt einst im Meer versunken und nach langer Zeit wieder aufgetaucht – lange, nachdem diese Blöcke geschaffen und verbaut wurden. Es ist eine Frage von mehreren hunderttausend Jahren – weiß der Himmel, vielleicht viele mehr. Ich denke nur ungern darüber nach.
Angesichts Ihrer fleißigen Arbeit bei der Zusammenstellung der Legenden und allem, was damit in Zusammenhang steht, bin ich davon überzeugt, dass Sie eine Expedition in die Wüste leiten und dort einige archäologische Ausgrabungen anstellen möchten. Dr. Boyle und ich sind dazu bereit, bei solch einer Unternehmung mitzuwirken, falls Sie – oder Ihnen bekannte Organisationen – die Finanzierung übernehmen können.
Ich kann ein Dutzend Bergmänner für die schweren Grabungen zusammenbringen – die Eingeborenen wären hier ohne Nutzen, da sie, wie ich herausgefunden habe, eine fast panische Angst vor dem besagten Ort haben. Boyle und ich werden sonst niemandem davon berichten, da wir der Ansicht sind, dass im Falle einer Entdeckung Ihnen der Vorrang gebührt.
Der Ort kann von Pilbarra aus mit Lastwagen – die wir für unsere Gerätschaften brauchen – in vier Tagen erreicht werden. Er liegt ungefähr südwestlich der Warburton Road von 1873 und einhundert Meilen südöstlich von Joanna Spring. Wir könnten die Ausrüstung auch über den De Grey River transportieren, anstatt von Pilbarra aus zu starten – aber darüber können wir uns später noch beraten.
Grob geschätzt befinden die Steine sich ungefähr 22° 3’ 14’’ südlicher Breite und 125° 0’ 39’’ östlicher Länge. Das Klima ist tropisch, die Bedingungen in der Wüste sind herausfordernd.
Ich würde mich über weitere Korrespondenz in dieser Angelegenheit sehr freuen und bin jederzeit bereit, Ihnen bei allem, was Sie unternehmen wollen, zur Seite zu stehen. Nach der Lektüre Ihrer Artikel bin ich zutiefst überzeugt von der tief greifenden Bedeutsamkeit der ganzen Sache. Dr. Boyle wird Ihnen später schreiben. Sollte rasche Kommunikation vonnöten sein, können Sie ein Telegramm nach Perth schicken.
Ich verbleibe in der Hoffnung auf baldige Nachricht.
Glauben Sie mir,
Ihr ergebener,
Robert B. F. Mackenzie
Über das unmittelbare Geschehen nach diesem Schreiben kann man eine Menge aus der Presse erfahren. Mein großes Glück dabei war, mich des Rückhalts der Miskatonic-Universität versichern zu können, die ebenso hilfreich war wie die unbezahlbare Unterstützung durch Mr. Mackenzie und Dr. Boyle bei allen
Weitere Kostenlose Bücher