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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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schwindelerregender Zyklen der Zeit und geologischer Umwälzungen von kosmischer Brutalität.
    Zu unserer Ausrüstung gehörte ein Flugzeug, und mein Sohn Wingate flog oft in unterschiedlicher Höhe über der Wüste aus Sand und Fels, um vielleicht vage Anzeichen großflächiger Umrisse zu erkennen. Seine Befunde waren gänzlich negativ – selbst wenn er an einem Tag glaubte, eine Art von Anlage erspäht zu haben, fand er beim nächsten Flug diesen Eindruck durch einen anderen, ebenso täuschenden ersetzt: eine Wirkung des durch den Wind ständig umgeschichteten Sandes.
    Allerdings hatten ein oder zwei dieser flüchtigen Andeutungen einen eigenartigen und unangenehmen Effekt auf mich. Sie schienen in gewisser Weise schrecklich zu etwas zu passen, das ich geträumt oder gelesen hatte, woran ich mich aber nicht mehr erinnern konnte. Irgendetwas daran erschien mir fürchterlich vertraut – und fortan warf ich verstohlene, besorgte Blicke auf die scheußliche, sterile Ebene.
    Ungefähr in der ersten Juliwoche entwickelte ich unerklärlich zwiespältige Gefühle gegenüber der ganzen nordöstlichen Region. Ein Teil Grauen, ein Teil Neugierde – doch mehr als alles die beharrliche und verwirrende Illusion einer Erinnerung.
    Ich bediente mich aller möglichen psychologischen Hilfsmittel, um diese Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen, aber nichts fruchtete. Ebenso litt ich nun unter Schlaflosigkeit, doch war ich darüber beinahe froh, weil dadurch auch meine Träume verkürzt wurden. Ich machte mir lange, einsame Spaziergänge durch die nächtliche Wüste zur Angewohnheit – für gewöhnlich in nördlicher oder nordöstlicher Richtung, wohin mich meine seltsamen neuen Impulse unterschwellig zu locken schienen.
    Auf diesen Spaziergängen stolperte ich gelegentlich über fast völlig begrabene Fragmente des urzeitlichen Mauerwerks. Obwohl es hier weniger sichtbare Blöcke als in dem Gebiet gab, wo wir mit der Grabung angefangen hatten, war ich davon überzeugt, dass unter der Oberfläche ein reichhaltiges Vorkommen davon existieren musste. Der Boden war weniger ebenmäßig als in unserem Lager, und dann und wann türmten die zeitweilig heftigen Windböen den Sand zu fantastischen Dünen, die die Spuren der uralten Steine bald enthüllten, bald verdeckten.
    Ich verspürte den eigentümlich starken Drang, die Ausgrabungen auf dieses Gebiet auszudehnen, hatte aber andererseits Furcht vor dem, was sie zutage fördern mochten. Offensichtlich wurde mein Zustand immer schlimmer – noch verstärkt duch den Umstand, dass ich ihn mir nicht erklären konnte.
    Einen Hinweis auf den armseligen Zustand meiner Nerven gibt meine Reaktion auf eine seltsame Entdeckung, die ich bei einer meiner nächtlichen Wanderungen machte. Es war am Abend des 11. Juli, und der Mond übergoss die rätselhaften Hügel mit sonderbar fahlem Licht.
    Ich wanderte weiter als meine üblichen Pfade und stieß auf einen großen Stein, der sich von allen, die wir bislang gesehen hatten, merklich unterschied. Er war fast ganz verborgen, dennoch ging ich in die Hocke und entfernte den Sand mit den Händen; danach untersuchte ich das Objekt sorgsam im zusätzlichen Licht meiner Taschenlampe.
    Ungleich den anderen sehr großen Felsen war dieser hier perfekt quadratisch geschnitten, ohne irgendwie gewölbte Flächen. Er schien aus einer dunklen basaltähnlichen Substanz zu bestehen, die keine Ähnlichkeit mit den uns bislang vertrauten Bruchstücken aus Granit, Sandstein oder Beton aufwies.
    Plötzlich erhob ich mich, wirbelte herum und rannte so schnell ich konnte zurück ins Lager. Es war eine gänzlich unbewusste und irrationale Flucht, und erst als ich mich meinem Zelt näherte, erkannte ich wirklich, weshalb ich hatte fliehen müssen. Dann erst dämmerte es mir. Der sonderbare dunkle Stein war etwas, von dem ich geträumt und worüber ich gelesen hatte, und er stand in Zusammenhang mit den äußersten Schrecken des äonenalten Legendenzyklus.
    Es war einer der Blöcke aus dem älteren Basaltmauerwerk, vor dem die sagenumwobene Große Rasse solche Angst hatte – die hohen, fensterlosen Ruinen, welche die düsteren, halb materiellen außerirdischen Wesen hinterlassen hatten, die sich in den tiefsten Schluchten der Erde vermehrten und vor deren windähnlichen unsichtbaren Kräften man die Falltüren versiegelt und mit niemals schlafenden Wachtposten besetzt hatte.
    Ich blieb die ganze Nacht über wach, aber in der Morgendämmerung wurde mir bewusst, wie albern es

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