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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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mehrere sternförmige Lücken, augenscheinlich öffentliche Plätze, und erkannten vereinzelte hügelige Unebenheiten des Geländes. Steil aufragende Erhebungen waren meist zu einem verschachtelten Steinbauwerk ausgehöhlt worden; doch wir entdeckten mindestens zwei Ausnahmen. Eine davon war zu stark verwittert, um erkennen zu lassen, was diese Anhöhe einst gekrönt hatte, die andere hingegen trug noch immer ein fantastisches kegelförmiges Standbild, das aus dem gewachsenen Fels herausgemeißelt war und grob an solche Objekte erinnerte wie das weithin bekannte Schlangengrab im alten Tal von Petra.
    Als wir von den Bergen abdrehten und Kurs auf das Landesinnere nahmen, entdeckten wir, dass die Stadt gar nicht so breit war, obwohl sie sich längs der Gebirgskette ewig hinzuziehen schien. Nach ungefähr fünfzig Kilometern lichteten sich die grotesken Steinbauten allmählich und nach weiteren fünfzehn Kilometern erreichten wir eine nahezu unberührte Einöde ohne Anzeichen künstlichen Schaffens. Der weitere Flussverlauf außerhalb der Stadt ließ sich anhand einer breiten, vertieften Linie verfolgen, während das Land zerklüfteter wurde und sanft anstieg, bis es sich gen Westen im Dunst verlor.
    Wir hatten noch kein einziges Mal zur Landung angesetzt, doch schien es undenkbar, dass wir dem Plateau den Rücken kehrten, ohne den Versuch unternommen zu haben, in eines der monströsen Bauwerke vorzudringen. Wir beschlossen daher, eine flache Stelle in den Vorbergen nahe unserem Pass zu suchen, dort zu landen und einen Erkundungsmarsch anzutreten. Wenngleich diese sanften Hänge teilweise mit Ruinentrümmern übersät waren, erblicken wir im Tiefflug zahlreiche geeignete Landeplätze. Wir wählten den dem Pass nächstgelegenen aus, da wir anschließend über die große Bergkette ins Lager zurückfliegen wollten, und setzten gegen 12.30 Uhr auf einem glatten, harten Schneefeld auf, das ganz frei von Hindernissen war und später einen raschen und problemlosen Start sicherstellen würde.
    Es schien unnötig, die Maschine für die kurze Zeit unserer Abwesenheit mit einem Schneewall zu sichern, zumal der Landeplatz erfreulicherweise unterhalb der starken Höhenwinde lag. Daher achteten wir nur darauf, dass die Schneekufen sicher standen und die empfindlicheren Teile der Mechanik gegen die Kälte geschützt waren. Für unseren Fußmarsch entledigten wir uns der schweren Fliegerpelze und stellten eine leichte Ausrüstung zusammen, bestehend aus einem Taschenkompass, einer Handkamera, leichtem Proviant, dicken Notizbüchern, einem Geologenhammer und -meißel, Sammeltaschen für wissenschaftliche Proben, einem Kletterseil, starken Taschenlampen nebst Reservebatterien; diese Ausstattung hatten wir im Flugzeug mitgeführt, damit wir im Falle einer Landung in der Lage waren, auch vom Boden aus fotografische Aufnahmen zu machen, Zeichnungen und Geländeskizzen anzufertigen und aus irgendeiner schneefreien Bergwand, einem bloßliegenden Felsenabschnitt oder einer Gebirgshöhle Gesteinsproben zu gewinnen. Zum Glück besaßen wir genug Papier, das wir zerreißen konnten, um damit unseren Weg nach dem alten Prinzip der ›Schnitzeljagd‹ zu kennzeichnen, falls wir in irgendwelche labyrinthischen Innenräume vordringen sollten. Ursprünglich hatten wir die Papierreste für den Fall mitgenommen, dass wir ein Höhlensystem entdeckten, dessen Luft ruhig genug war, um diese einfache und zeitsparende Methode anzuwenden, statt aufwändig Wegmarkierungen in Felswände zu meißeln.
    Als wir über den verharschten Schnee vorsichtig zu dem gewaltigen Steinlabyrinth hinabmarschierten, das sich drohend vor dem schillernden Westhimmel auftürmte, erfüllte uns ein fast ebenso starkes Gefühl unheilvoller Zauberei wie vier Stunden zuvor, als wir den Gebirgspass angeflogen hatten. Natürlich kannten wir nun schon den Anblick des unfassbaren Geheimnisses, das von der Gebirgsbarriere gehütet worden war. Dennoch, die Aussicht, tatsächlich den Fuß in diese vorzeitlichen Mauern zu setzen, die denkende Wesen vor vielleicht Millionen von Jahren errichtet hatten – noch ehe irgendeine bekannte Menschenrasse gelebt haben konnte –, raubte uns in ihrer Vorahnung kosmischer Anomalie noch immer den Atem.
    Wenngleich die dünne Luft in dieser immensen Höhe jede körperliche Anstrengung erschwerte, fühlten Danforth und ich uns ausgesprochen gut und fast jeder Aufgabe gewachsen, die sich stellen mochte. Wenige Schritte brachten uns zu einer formlosen Ruine,

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