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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Experimente. Sie hatten dergleichen schon auf anderen Planeten durchgeführt und nicht nur notwendige Nahrung hergestellt, sondern auch gewisse vielzellige Klumpen aus Protoplasma, die unter Hypnose ihr Gewebe kurzfristig zu allen möglichen Gliedmaßen formen konnten und deshalb ideale Sklaven zur Erledigung der schweren Arbeiten der Gemeinschaft abgaben. Fraglos meinte Abdul Alhazred jene Gallertklumpen, von denen er in seinem schrecklichen Necronomicon als den »Schoggothen« raunte, obwohl selbst dieser wahnsinnige Araber keinen Hinweis darauf gab, dass sie einst auch auf der Erde existierten, außer in den Träumen derer, die ein bestimmtes alkaloidhaltiges Kraut zerkaut hatten. Als die sternenköpfigen Großen Alten auf unserem Planeten ihre simplen, essbaren Schoggothen hergestellt und einen reichen Vorrat von ihnen angelegt hatten, ließen sie zu, dass sich andere Zellgruppen zu tierischen und pflanzlichen Lebensformen für die unterschiedlichsten Verwendungsarten entwickelten, beseitigten aber alle, die ihnen nicht behagten.
    Mithilfe der Schoggothen, die durch Ausdehnung ihrer Masse zum Heben ungeheurer Lasten fähig waren, wuchsen die kleinen, niedrigen Städte im Meer zu gewaltigen und eindrucksvollen Steinlabyrinthen heran, nicht unähnlich denen, die später auf dem Festland entstanden. In der Tat hatten die höchst anpassungsfähigen Großen Alten in anderen Teilen des Universums häufig an Land gelebt und zahlreiche ihrer Bautechniken vermutlich durch Überlieferung bewahrt.
    Als wir die Architektur all dieser auf den Reliefs dargestellten paläozoischen Städte und jener Stadt studierten, durch deren seit Endlosigkeiten tote Korridore wir im selben Augenblick gingen, versetzte uns eine sonderbare Übereinstimmung in Erregung, die wir bislang nicht zu erklären versucht haben, auch nicht uns selbst gegenüber. Die Dächer der Gebäude, die in der uns real umgebenden Stadt natürlich schon vor vielen Zeitaltern zu formlosen Ruinen zerfallen waren, waren in den Abbildungen gut erkennbar, und zwar in Gestalt gewaltiger Mengen nadelförmiger Turmspitzen, zierlicher Kreuzblumen auf den Spitzen von Kegeln und Pyramiden sowie Schichten dünner, waagerecht gezahnter Scheiben als Abschluss zylindrischer Pfeiler. All dies hatten wir genau so in der ungeheuren, unheilvollen Fata Morgana gesehen, das Abbild einer toten Stadt, die schon seit Tausenden und Zehntausenden von Jahren keine solchen Dächer mehr besaß; in jener Fata Morgana, die sich jenseits der unerforschten Berge des Wahnsinns unheildräuend vor unseren ahnungslosen Augen abgezeichnet hatte, als wir uns erstmals dem Unglückslager des bedauernswerten Lake näherten.
    Über das Leben der Großen Alten, sowohl im Meer wie auch nach ihrem teilweisen Überwechseln aufs Festland, ließen sich Bände füllen. Diejenigen, die in seichteren Gewässern blieben, gebrauchten weiterhin die Augen an den Enden ihrer fünf wichtigsten Kopftentakel und sie übten die Künste der Steinbearbeitung und des Schreibens weiter auf ihre gewohnte Weise aus – geschrieben wurde mit Griffeln auf wasserfesten Wachsflächen. Jene hingegen, die es in die Tiefen des Ozeans zog, benutzen zwar einen sonderbaren phosphoreszierenden Organismus zur Lichterzeugung, ergänzten aber darüber hinaus ihr Sehvermögen durch rätselhafte Zusatzsinne, die ihren Sitz in den regenbogenfarbenen Wimpern an ihren Köpfen hatten – Sinnesorgane, die alle Großen Alten in Notfällen vom Licht unabhängig machten. Ihre Technik des Schreibens und der Steinbearbeitung durchlief während des Abstiegs in die Meerestiefen eine eigenartige Wandlung und schloss schließlich bestimmte chemische Verfahren zur Oberflächenbeschichtung ein – vermutlich zur Erzielung von Phosphoreszenz –, über die uns die Basreliefs keinen weiteren Aufschluss zu geben vermochten. Diese Wesen bewegten sich im Meer teils durch Schwimmen fort – dazu dienten ihre seitlichen, haarsternartigen Arme –, teils durch schwanzflossenartige Bewegungen ihrer unteren Tentakelreihe mit den halb ausgebildeten Füßen. Manchmal stießen sie schnell aufwärts, indem sie zwei oder mehrere Paare ihrer fächerartig zusammenfaltbaren Schwingen benutzten. An Land gingen sie kurze Strecken auf ihren rudimentären Füßen, aber um hoch in die Luft aufzusteigen oder weite Entfernungen zurückzulegen, gebrauchten sie ihre Schwingen. Die zahlreichen dünnen Tentakel, zu denen die haarsternartigen Arme sich filigran verästelten, waren sehr

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