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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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beweglich und kräftig und besaßen herausragende feinmotorische Fähigkeiten – daraus folgten äußerste Geschicklichkeit und Gewandtheit in der Ausführung künstlerischer oder sonstiger Arbeiten.
    Die Widerstandsfähigkeit der Kreaturen war geradezu unglaublich. Selbst der furchtbare Druck auf dem tiefsten Meeresgrund konnte ihnen offenbar nichts anhaben. Nur sehr wenige von ihnen schienen jemals zu sterben, außer durch Gewalteinwirkung, und sie legten nur wenige, kleine Begräbnisstätten an. Die Gedanken, die in Danforth und mir geweckt wurden, als wir aus den Reliefs herauslasen, dass sie ihre Toten aufrecht stehend unter fünfeckigen, mit Inschriften versehenen Hügeln bestatteten, ließ uns um unsere Fassung ringen.
    Die Wesen vermehrten sich durch Sporenbildung – vergleichbar den pflanzlichen Pteridophyten, wie Lake richtig vermutet hatte –, doch dank ihrer sagenhaften Zähigkeit und Langlebigkeit, wodurch es keinen Nachwuchsbedarf gab, förderten sie die Entwicklung von Prothallien nicht groß, außer wenn es neue Gebiete zu besiedeln galt. Die Jungen reiften schnell heran und genossen eine Ausbildung, die augenscheinlich alles übertraf, was wir uns vorstellen können. Das intellektuelle und ästhetische Leben war hoch entwickelt und brachte sehr beständige Sitten und Gebräuche hervor, die ich in meiner demnächst erscheinenden Monografie genauer beschreiben werde. Diese unterschieden sich ein wenig zwischen den Meeres- und den Landbewohnern, besaßen aber immer die gleichen Grundlagen und Grundzüge.
    Obgleich sie wie Pflanzen in der Lage waren, sich von anorganischen Substanzen zu ernähren, bevorzugten sie bei Weitem organische und vor allem tierische Kost. Unter Wasser verzehrten sie die Meerestiere einfach roh, an Land jedoch kochten sie ihre Nahrung. Sie jagten Wild und züchteten Herden von Vieh als Fleischlieferanten – die Schlachtung erfolgte mit scharfen Waffen, deren sonderbare Spuren unsere Expedition an einigen versteinerten Knochen festgestellt hatte. Sie waren erstaunlich widerstandsfähig gegenüber allen gewöhnlichen Temperaturen und konnten im Normalzustand bei Wassertemperaturen bis zum Gefrierpunkt leben. Als jedoch die große Eiszeit des Pleistozäns einsetzte – vor nahezu einer Million Jahren –, mussten die Landbewohner zu besonderen Maßnahmen greifen, beispielsweise zu künstlicher Beheizung – bis die tödliche Kälte sie am Ende wohl doch wieder zurück ins Meer trieb. Für ihre prähistorischen Flüge durch den Weltraum, so besagte die Legende, absorbierten sie bestimmte Chemikalien und wurden dadurch nahezu unabhängig von Nahrung, Atmung und Temperaturbedingungen – doch zur Zeit der großen Eiszeit war das Wissen um diese Methode bereits verloren gegangen. Ohnehin hätten sie diesen künstlichen Zustand der Unempfindlichkeit nicht endlos fortsetzen können, ohne Schaden dabei zu nehmen.
    Da sie halb pflanzlich und ungeschlechtlich waren, bestand bei den Großen Alten keine biologische Basis zur Bildung einer Familie wie bei Säugetieren, aber sie gründeten vermutlich große Haushalte, um Raum auszunutzen, und pflegten – wie wir aus den abgebildeten Aktivitäten der Mitglieder der Wohngemeinschaften schlossen – einen gleich gesinnten geistigen Umgang. In ihren Wohnräumen ordneten sie alles Interieur in der Mitte ihrer geräumigen Gemächer an, damit die Wände zur dekorativen Ausgestaltung frei blieben. Die Landbewohner nutzten vermutlich elektrochemische Prozesse zur Beleuchtung. Sowohl auf dem Land wie auch unter Wasser gebrauchten sie sonderbare Tische, Stühle und Kanapees, die zylindrischen Gestellen glichen – denn sie ruhten und schliefen aufrecht mit angelegten Tentakeln –, außerdem Regale für die durch Scharniere verbundenen, gepunkteten Tafeln, die ihre Bücher darstellten.
    Ihre Staatsform war offenbar kompliziert und wahrscheinlich sozialistisch, doch konnten wir darüber aus den Abbildungen keine Gewissheit gewinnen. Es fand ein reger Handel statt, innerhalb eines Ortes wie auch zwischen unterschiedlichen Städten – als Zahlungsmittel dienten kleine, flache, fünfeckige Steine mit Inschriften. Vermutlich handelte es sich bei den kleineren der grünlichen Specksteine, die unsere Expedition gefunden hatte, um Einheiten dieser Währung. Obwohl sie sich kulturell hauptsächlich in den Städten betätigten, betrieben sie auch ein wenig Ackerbau und eine umfangreiche Viehzucht. Sie betrieben auch Bergbau und, allerdings nur in geringem

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