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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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ihrer Ablichtung und Beschreibung absoluten Vorrang einräumten. In einigen Räumen wich die künstlerische Ausschmückung vom üblichen Schema ab und beinhaltete Landkarten, astronomische Skizzen und weitere wissenschaftliche Darstellungen in einem vergrößerten Maßstab – dies lieferte uns eine schlichte und grässliche Bestätigung der Schlussfolgerungen, die wir schon aus den Bilderfriesen und dem Wandschmuck gezogen hatten. Wenn ich andeute, was in all dem offenbar wurde, kann ich nur hoffen, dass mein Bericht im Kreise derer, die mir überhaupt Glauben schenken, nicht eine Neugier weckt, die größer ist als die gesunde Vorsicht. Es wäre tragisch, ließen sich Menschen ausgerechnet von dieser Warnung in jenes Reich des Todes und des Grauens locken, die sie von dort fernhalten soll.
    Unterbrochen wurden diese dekorierten Wände von hohen Fenstern und massiven, 3,60 m hohen Türöffnungen, zuweilen waren sogar noch die versteinerten Bretter – kunstvoll geschnitzt und geschliffen – der Läden und Türflügel erhalten geblieben. Alle metallischen Befestigungsvorrichtungen waren längst verrottet, aber einige Türen saßen noch in ihren Rahmen und mussten von uns gewaltsam aus dem Weg gerückt werden, als wir von Raum zu Raum vordrangen. Hie und da hatten sich Fensterrahmen erhalten, in denen seltsame durchsichtige Scheiben steckten – meist von ovaler Form –, aber wir fanden nur wenige davon. Häufiger dagegen stießen wir auf sehr große Wandnischen, die meistens leer waren, hin und wieder aber auch bizarre gemeißelte Objekte aus grünlichem Speckstein enthielten, die entweder zerbrochen oder als wohl zu minderwertig angesehen worden waren, um sie mitzunehmen. Andere Öffnungen in den Wänden hingen zweifellos mit einstigen technischen Anlagen zusammen – Heizung, Beleuchtung und so fort –, wie zahlreiche der Reliefdarstellungen verdeutlichten. Die Decken waren fast immer unverziert, gelegentlich allerdings ausgekleidet mit grünen Specksteinen oder sonstigen Kacheln, wovon die meisten jedoch längst herabgefallen waren. Teilweise waren auch die Böden mit derartigen Kacheln gefliest, in aller Regel jedoch bestanden sie aus einfachen Steinplatten.
    Wie schon gesagt, gab es keine Möbel oder sonstige beweglichen Gegenstände; doch die Reliefs vermittelten eine klare Vorstellung von den eigenartigen Geräten, mit denen diese gruftartigen, widerhallenden Kammern einst angefüllt gewesen waren. Oberhalb der Eisdecke übersäten Schutt, Trümmer und Geröll die Fußböden, doch weiter unten wurde es sauberer. In einigen der tiefer gelegenen Räume und Korridore fand sich wenig mehr als sandiger Staub und uralte Verkrustungen, während andere Winkel den unheimlichen Eindruck erweckten, als seien sie eben erst makellos rein gefegt worden. Dort, wo in den unteren Räumen die Wände gerissen oder eingebrochen waren, lagen natürlich ebenso viele Trümmer herum wie in den oberen. Ein zentraler Innenhof – wie bei anderen Bauwerken, die wir aus der Luft gesehen hatten – bewahrte die nach innen liegenden Kammern vor völliger Finsternis; wir mussten in den oberen Räumen also nur selten unsere Taschenlampen einschalten, außer zur Ausleuchtung interessanter bildhauerischer Details. Unterhalb der Eisdecke verdichtete sich allerdings das Zwielicht und in zahlreichen Abschnitten des verschachtelten Erdgeschosses herrschte nahezu vollkommene Schwärze.
    Um auch nur einen ungefähren Begriff davon zu erlangen, welche Gedanken und Empfindungen uns bewegten, als wir in jenes seit Äonen stumme nichtmenschliche Mauerlabyrinth vordrangen, muss man sich ein hoffnungslos verwirrendes Chaos flüchtiger Stimmungen, Erinnerungen und Eindrücke vorstellen. Fast jeder empfindsame Mensch wäre alleine durch das entsetzliche Alter und die tödliche Schwermut dieses Ortes seelisch erdrückt worden – doch wir hatten ja erst vor Kurzem die unerklärlichen Gräuel im Lager gesehen und rings um uns herum offenbarten uns die fürchterlichen Mauerreliefs mehr und mehr.
    In dem Augenblick, als wir auf einen vollkommen erhaltenen Reliefabschnitt trafen, der keine mehrdeutige Interpretation mehr zuließ, reichte ein kurzer Blick, um uns die grässliche Wahrheit zu enthüllen; eine Wahrheit, die Danforth und ich – es zu leugnen wäre naiv – unabhängig voneinander schon zuvor erahnt hatten, obwohl jeder von uns sich gehütet hatte, sie gegenüber dem anderen auch nur anzudeuten. Jetzt konnte kein barmherziger Zweifel mehr

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