Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
Vom Netzwerk:
bezüglich der Natur jener Wesen bestehen, die diese monströse, tote Stadt vor Millionen von Jahren erbaut und bewohnt hatten, als die Vorfahren des Menschen noch primitive urzeitliche Säuger gewesen waren und gewaltige Dinosaurier die tropischen Steppen Europas und Asiens durchstreiften.
    Bisher hatten wir uns an andere, verzweifelte Erklärungen geklammert und uns – jeder für sich – eingeredet, dass sich hinter der Allgegenwart des fünfzackigen Sternmotivs lediglich irgendeine kulturelle oder religiöse Verklärung der primitiven Wesen verbarg, in deren Gestalt das Merkmal der Fünfzackigkeit so anschaulich verkörpert war – so wie die ornamentalen Motive des minoischen Kretas den heiligen Stier verklärten, die des alten Ägyptens den Skarabäus, die des antiken Roms den Wolf und den Adler und die verschiedener wilder Eingeborenenstämme irgendein erwähltes Totemtier. Doch diese letzte Ausflucht war uns nun genommen worden, und wir waren gezwungen, uns endgültig der verstandzermalmenden Erkenntnis zu stellen, die der Leser dieser Zeilen fraglos schon lange vorhergeahnt hat. Sogar jetzt noch ertrage ich es kaum, es schwarz auf weiß niederzuschreiben, doch wird dies vielleicht auch gar nicht nötig sein.
    Die Wesen, die einst zur Zeit der Dinosaurier innerhalb dieser furchtbaren Mauern gelebt und sich vermehrt hatten, waren keine Dinosaurier, sondern etwas weitaus Schlimmeres gewesen. Dinosaurier waren nichts weiter als neue und beinah hirnlose Geschöpfe – die Erbauer der Stadt jedoch waren weise und alt und sie hatten gewisse Spuren im heißen Gestein hinterlassen, die gut und gern eine Milliarde Jahre vor der Saurierepoche entstanden waren – Gestein, das erstarrt war, bevor jedes Leben auf Erden das Stadium formbarer Zellzusammenschlüsse erreicht hatte, noch ehe echtes Leben auf Erden überhaupt existiert hatte. Sie waren die Erschaffer und Versklaver dieses Lebens gewesen und zweifellos der reale Ursprung jener teuflischen Vorzeitmythen, auf die Quellen wie die Pnakotischen Manuskripte und das Necronomicon so ängstlich verweisen.
    Ich spreche von den ›Großen Alten‹. Wesen die, als die Erde noch jung war, von den Sternen herabgekommen sind – Kreaturen, deren Körper durch außerirdische Evolution geformt wurden und deren Macht alles übertraf, was unser Planet jemals hervorgebracht hat. Wenn ich daran denke, dass Danforth und ich noch einen Tag zuvor mit eigenen Augen Überreste ihrer im Laufe von Jahrtausenden versteinerten Körper gesehen haben – und dass der bedauernswerte Lake und seine Gefährten sie in voller Größe sahen …
    Natürlich ist es mir unmöglich, der Reihe nach zu berichten, wann wir welche Puzzleteile jenes Wissens zusammenklaubten, das wir nun von jenem monströsen Kapitel vormenschlichen Lebens besitzen.
    Nach dem ersten Schock durch diese Offenbarung mussten wir eine Weile ausruhen, um die Fassung wiederzuerlangen. Erst um 15.00 Uhr konnten wir unseren eigentlichen, systematischen Erkundungsgang fortsetzen.
    Die Reliefs in dem Bauwerk, das wir zuerst betreten hatten, waren verhältnismäßig jung – vielleicht zwei Millionen Jahre alt, nach geologischen, biologischen und astronomischen Gesichtspunkten zu urteilten – und verkörperten eine Kunst, die dekadent zu nennen wäre, verglichen mit den Darstellungen, die wir entdeckten, als wir über Brücken unterhalb der Eisdecke in noch ältere Bauten vorstießen. Ein aus dem gewachsenen Fels gehauenes Bauwerk ließ sich auf vierzig, möglicherweise sogar fünfzig Millionen Jahre zurückdatieren – ins frühe Eozän oder die späte Kreidezeit. Hier fanden wir Reliefs von einer Kunstfertigkeit, die – abgesehen von einer einzigen schrecklichen Ausnahme – alles in den Schatten stellte, was uns bislang begegnet war. Dies war, darin sind Danforth und ich uns einig, das älteste Wohngebäude, das wir durchquerten.
    Ohne die Beweiskraft der Blitzlichtaufnahmen, die in Kürze veröffentlicht werden sollen, würde ich gar nicht erst über meine Funde und Folgerungen berichten, aus Angst, als Wahnsinniger in einer Zelle zu landen. Natürlich können die immens frühen Darstellungen jener bruchstückhaften Geschichte – über das vorirdische Leben der sternenköpfigen Wesen auf anderen Planeten, in anderen Galaxien und in anderen Universen – bequem als fantastisches Sagengut dieser Wesen selbst aufgefasst werden; aber diese Arbeiten beinhalten mitunter Skizzen und Diagramme, die den jüngsten Erkenntnissen der

Weitere Kostenlose Bücher