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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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griff.
    Natürlich könne nur ein äußerst seltenes Leiden solch gewaltige und radikale anatomische Veränderungen bei einer erwachsenen Person bewirken – Veränderungen, die grundlegende Merkmale des Knochenbaus wie die Form des Schädels betrafen –, doch sei nicht einmal dieser Aspekt erstaunlicher und unerhörter als die sichtbaren Kennzeichen der Krankheit im Ganzen. Es sei schwierig, so die Ansicht des jungen Mannes, in einer solchen Angelegenheit zu einer wirklichen Schlussfolgerung zu gelangen, da man die Einheimischen nie persönlich kennenlernen würde, gleich, wie lange man auch in Innsmouth leben mochte.
    Der junge Mann war überzeugt davon, dass viele Kreaturen, die noch weitaus schlimmer aussahen als die scheußlichsten der Leute, die sich in der Öffentlichkeit zeigten, in einigen der Häuser gefangen gehalten wurden. Man habe zuweilen die sonderbarsten Geräusche gehört. Die baufälligen Hütten an der Küste nördlich des Flusses seien Gerüchten zufolge durch verborgene Tunnel miteinander verbunden und bildeten daher eine wahre Brutstätte ungeahnter Abnormitäten. Welche Art fremdländischen Blutes – sofern überhaupt – diese Wesen in sich trügen, sei unmöglich zu sagen. Sobald Regierungsbeamte oder andere aus der Außenwelt in die Stadt kämen, würden sich einige der besonders abstoßenden Gestalten verbergen.
    Es sei nach Ansicht meines Informanten sinnlos, die Einheimischen irgendetwas über die Stadt zu fragen. Der Einzige, der rede, sei ein sehr alter, aber normal aussehender Mann, der im Armenhaus am nördlichen Stadtrand lebe und seine Zeit damit verbringe, durch die Stadt zu streifen oder in der Nähe der Feuerwehr herumzulungern. Dieser altersgraue Kerl, Zadok Allen, sei 96 Jahre alt und nicht ganz richtig im Kopf, ganz davon abgesehen sei er der Trunkenbold der Stadt. Er sei ein merkwürdiger, verstohlener Bursche, der sich ständig umschaue, als fürchte er sich vor etwas. Falls er mal nüchtern sei, könne er nicht dazu gebracht werden, mit Fremden zu sprechen. Er könne jedoch der Verlockung seines liebsten Giftes nie widerstehen; und sei er erst einmal betrunken, so erzähle er die erstaunlichsten Dinge aus alten Zeiten.
    Letzten Endes könne man allerdings nur wenig nützliche Informationen von ihm beziehen, da seine Geschichten allesamt wahnsinnige, unvollständige Andeutungen unmöglicher Wunder und Schrecken seien, die nur seiner wirren Fantasie entspringen könnten. Niemand schenke ihm je Glauben, doch die Einheimischen sähen es gar nicht gern, wenn er mit Fremden trank und sprach; und es sei nicht immer ungefährlich, ihm zu viele Fragen zu stellen. Vermutlich stammten von ihm einige der wildesten Gerüchte und Wahnvorstellungen, die im Umlauf waren.
    Mehrere nicht hier geborene Einwohner hätten von Zeit zu Zeit Ungeheuerliches berichtet, aber umgeben von den Geschichten des alten Zadok und den missgestalteten Einheimischen sei es kein Wunder, dass solche Sinnestäuschungen vorkämen. Keiner der Nicht-Einheimischen ginge des Nachts aus dem Haus, da man allgemein finde, das sei nicht klug. Außerdem sei es dann scheußlich finster auf den Straßen.
    Was das Geschäftsleben anging – das reichliche Vorkommen an Fisch sei gewiss unheimlich, doch würden die Einheimischen es immer weniger zu ihrem Vorteil nutzen. Zudem fielen die Preise und wuchs die Konkurrenz. Natürlich sei das wahre Geschäft in der Stadt die Raffinerie, deren offizielles Büro sich am Platz nur ein paar Häuser östlich von uns befand. Den alten Marsh sehe man nie, er fahre aber zuweilen in einem verschlossenen Wagen mit Vorhängen zur Arbeit.
    Es gäbe alle möglichen Gerüchte darüber, wie Marsh nun aussehe. Er sei einst ein großer Dandy gewesen, und die Menschen behaupteten, er trage noch immer den Gehrock der edwardianischen Ära, den er auf eigenartige Weise gewissen Missbildungen angepasst habe. Seine Söhne hätten früher das Büro am Marktplatz geführt, doch in letzter Zeit hätten sie sich nicht mehr häufig blicken lassen und die Hauptlast der Arbeit der jüngeren Generation überlassen. Die Söhne und ihre Schwestern sähen mittlerweile sehr sonderbar aus, besonders die Älteren von ihnen; und es hieß, ihre Gesundheit sei angeschlagen.
    Eine der Marsh-Töchter sei eine abstoßende, reptilienhaft aussehende Frau, die ein Übermaß an eigenartigem Schmuck trage, der eindeutig derselben exotischen Tradition wie die merkwürdige Tiara entstamme. Mein Informant hatte den Schmuck

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