Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis
Recht«, fuhr er fort. »Solange Loki lebt, ist mein Volk, sind alle Menschen in Gefahr. Wir müssen gegen ihn kämpfen.«
»Und das Versprechen, das du deinem Vater gegeben hast?«, fragte Cathbar.
»Ich habe ihm versprochen, dass ich unsere Leute nach Hause bringe, und das tue ich. Theobald führt sie nach Sussex zurück und nimmt auch einen Brief an meine Mutter mit. Vater hat gesagt, ich dürfe keine weiteren Menschenleben aufs Spiel setzen, aber er hat mir nicht verboten, selbst gegen Loki zu kämpfen. Vielleicht haltet ihr mich für einen Narren, aber ich muss es versuchen.«
Cathbar sah ihn ernst an. »Ich weiß zwar nicht, wie du es schaffen willst«, sagte er, »aber für einen Narren halte ich dich deshalb noch lange nicht, Adrian Heoredson.« Er wandte sich an Elsa. »Tja, damit wären wir wieder vollzählig. Und jetzt ist es unsere Aufgabe, den Wind einzufangen und dem Blitz Fesseln anzulegen.« Er warf sich seinen Ranzen auf den Rücken. »Brechen wir also auf.«
15. KAPITEL
Sie kehrten zur Straße zurück.
Cluaran und Cathbar waren damit einverstanden, nach Anhängern des Gottes zu suchen. »Ich habe selbst schon an etwas Ähnliches gedacht«, sagte Cathbar. »Aber wir müssen aufpassen, was wir sagen, und gut lügen.«
»Kein Problem«, meinte Cluaran.
Die Bäume am Straßenrand waren dicht belaubt und die Vögel zwitscherten laut. Die Gegend, die sie durchquerten, schien verlassen, und Elsa begann zu fürchten, dass sie noch lange suchen mussten, bis sie jemandem begegneten, den sie fragen konnten. Andererseits war die Straße von tiefen Spuren übersät. Cluaran untersuchte sie genauer und meinte, zumindest einige davon seien noch nicht alt.
Etwas später am Vormittag ergab sich die erste Gelegenheit. Cathbar, der vorausging, blieb stehen und drehte sich zu ihnen um. »Da drüben!«, rief er und streckte den Arm aus.
In einiger Entfernung vor sich sahen sie eine kaum sichtbare Rauchfahne. Sie kam von einem kleinen, ärmlichen und offenbar verlassenen Dorf ein wenig abseits der Straße. Dagegen hatten sich auf einer Wiese neben der Straße rund zwei Dutzend ärmlich gekleidete Menschen versammelt. Am Straßenrand fraß ein dürrer Esel Gras. Sein Karren lag umgedreht in der Mitte der Wiese, davor brannte ein kleines Feuer. Auf dem Karren stand ein Mann, der zu einer Versammlung sprach. Die Zuhörer lauschten hingerissen.
»Und er wird in Flammen gehüllt zu ihnen kommen!«, rief er, »und sie werden ihn in seiner Herrlichkeit erkennen! Über die ganze Welt wird er regieren, und von Osten bis Westen wird es keinen anderen Herrscher geben als den Feuergott!«
»Gepriesen sei er!«, antworteten die Zuhörer, hauptsächlich junge Männer, in der letzten Reihe einige Frauen und Kinder. Die meisten kamen vermutlich aus dem Dorf, dachte Elsa. Einige Männer und zwei Frauen standen für sich neben dem Karren. Sie führten die anderen bei den Antworten an und ihre Kleider waren noch zerlumpter. Elsa hätte sie für Bettler gehalten, wäre nicht der glühende Stolz in ihren Gesichtern gewesen.
»Wer folgt uns?«, rief der Sprecher. Er hatte die Stimme erhoben und schrie fast. »Wer hilft mit, das Wort des Feuergottes zu verbreiten?«
Die Gruppe neben dem Karren bekundete lautstark ihre Zustimmung und einige junge Männer folgten ihrem Beispiel, doch nicht alle.
»Wer bestellt dann unsere Felder?«, rief eine Frau, und ein alter Mann weiter hinten spuckte verächtlich aus.
»Das ist doch alles Quatsch, wenn ihr mich fragt«, schimpfte er. »Ich soll meine Felder aufgeben und durch die Gegend laufen? Verschwindet!«
»Ihr redet von Feldern?«, erwiderte der Prediger und seine Stimme triefte vor Spott. »Was sind Kohl und Getreide im Vergleich zur Herrlichkeit des Geistes? Unser Gott kann uns mit einem Wort satt machen.«
»Habt Ihr schon mal versucht, Eure Worte zu essen?«, höhnte der Alte. Einige Zuhörer lachten nervös. Drei Männer verließen die Gruppe neben dem Karren und gingen auf die hintere Reihe der Zuhörer zu.
»Der Feuergott wird uns zu sich erheben!«, versprach der Redner. »Und wir werden Armut, Hunger und Krankheit zurücklassen. Der Feuergott wird jene, die wahrhaft an ihn glauben, von allen Leiden heilen. Wir haben es selbst erlebt!«
»Das haben wir!«, wiederholten seine Anhänger neben dem Karren. Die drei Männer, die die Gruppe verlassen hatten, waren bei dem Alten angekommen. Elsa sah in ihren Händen Messer blitzen. Sie schrie leise auf, doch Cathbar war schon
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