Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis
unterwegs.
»Die Spötter aber«, die Stimme des Mannes klang auf einmal tiefer, »jene, die ihn nicht in ihre Herzen aufnehmen, werden verstoßen werden.« Wie auf ein Stichwort hoben die drei Männer ihre Messer, doch Cathbar trat dazwischen. Er fasste den verwirrten Alten am Ellbogen und schob ihn von der Menge weg. Einer der Männer schrie wütend auf, und alle drei wollten Cathbar nachgehen, aber Cluaran verstellte ihnen in den Weg.
»Er ist es nicht wert, Euer Wort zu hören«, sagte der Sänger. »Sprecht stattdessen zu uns.«
Die Männer blieben verwundert stehen. Eolande trat neben ihren Sohn, gefolgt von Elsa und Adrian. Elsa hielt Wulf fest an der Hand.
»Wer seid ihr?«, fragte einer der drei misstrauisch. Der Redner auf dem Karren war verstummt und aller Augen waren auf die Neuankömmlinge gerichtet.
»Wir sind Reisende«, antwortete Cluaran. »Wir sind zufällig hier vorbeigekommen und die schönen Worte eures Anführers haben uns zum Rasten bewogen.« Er sah den Redner an. »Erzählt uns mehr!«
Doch der Mann auf dem Wagen starrte nur finster zurück. »Nehmt euch vor Fremden in Acht«, warnte er die Menge. »Vor all denen, die in euer Land einfallen und schlimme Bräuche mitbringen. Nehmt sie nicht bei euch auf!« Die Dorfbewohner begannen aufgebracht zu murmeln und ein oder zwei Männer warfen Cluaran böse Blicke zu.
»Lobt den Feuergott!«, rief Eolande plötzlich laut und durchdringend. »Lobt ihn Tag und Nacht! Sprich zu uns und erlöse uns!«
»Erlöse uns!«, fielen die beiden Frauen neben dem Karren ein und die Menge wandte sich erneut dem Prediger zu. Der Mann begann zu sprechen. Elsa warf Eolande einen dankbaren Blick zu.
Als der Prediger sich das nächste Mal der Gefolgschaft seiner Hörer versicherte, antworteten ihm die Männer mit einstimmigem Gebrüll, fuchtelten in ihrer Begeisterung mit den Händen und stampften mit den Füßen auf. Elsa stimmte in das Geschrei ein und ging dabei um die Menge herum, bis sie vor einer der zerlumpten Frauen neben dem Karren stand.
»Wo führt der Feuergott uns eigentlich hin, wenn wir ihm folgen?«, fragte sie.
Die junge Frau sah sie an wie in Trance. »Wir folgen dem Wort des Predigers«, sagte sie. »Wir gehen, wohin er geht.«
»Aber wohin?«, beharrte Elsa.
Die Frau schien darüber lange nachdenken zu müssen. »Nach Süden … vielleicht auch Westen … Einige werden über das Meer in andere Länder fahren. Wo ist der Unterschied? Der Feuergott ist hier, er ist immer um uns.« Sie sah Elsa mit glänzenden, leeren Augen an. »Spürst du ihn nicht?«
Elsa musste einen Schauder unterdrücken. Sie dachte sich gerade eine Antwort aus, als sie die junge Frau am Arm packte. »Warum stellst du so viele Fragen?«, wollte sie wissen. »Bist du eine von uns? Dann brauchst du ihn nur zu rufen und er wird deine Suche beenden.«
Das würde er tatsächlich, dachte Elsa in aufkommender Panik. Sie wollte plötzlich nicht mehr in der Nähe dieser Menschen sein. Also bedankte sie sich und kehrte schnell an ihren Platz hinter den Dorfbewohnern zurück.
»Es ist sinnlos«, seufzte Adrian. »Ich habe einen Anhänger gefragt, ob sie diesen Feuergott auch einmal leibhaftig gesehen hätten, und er meinte, der sei überall. Sie wissen nicht, wo er ist, Elsa.«
Elsa nickte. »Die Frau sagte, dass sie vielleicht nach Süden ziehen oder nach Westen – oder in andere Länder. Das hilft uns nicht weiter.«
»Die Männer, die das Dorf angegriffen haben, waren nach Süden unterwegs«, meinte Adrian. »Ich bin dafür, auch in diese Richtung zu gehen – aber nicht mit diesen Verrückten.« Elsa nickte wieder.
»Dann sollten wir jetzt gehen, solange sie abgelenkt sind«, sagte Cluaran leise.
Er zeigte auf ein Wäldchen auf der anderen Straßenseite. Dort stand Cathbar und winkte ihnen. Die Stimme des Predigers hatte sich wieder in höchste Höhen erhoben und seine Zuhörer antworteten ihm mit Gebrüll.
Elsa packte Wulf an der Hand und sie überquerten die Straße und tauchten in das Wäldchen ein. Hinter ihnen wurde die Stimme des Predigers leiser.
Elsas Gedanken rasten. Sie hatten viel riskiert und nichts Brauchbares erfahren. Wenn sie doch jemanden finden könnten, der Loki persönlich begegnet war – und beschreiben konnte, wie er jetzt aussah!
Cluaran ging hinter ihr und sprach lebhaft mit Eolande – nein, er stritt mit ihr. Seine Stimme klang verärgert und die Stimme seiner Mutter ängstlich.
»Gewiss gibt es unter ihnen welche, die Macht besitzen«,
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