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Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Lake
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so tun, als glaubten wir auch an ihn. Dann erfahren wir, wo er sich aufhält und was für eine Gestalt er angenommen hat.«
    Adrian starrte sie an. »Du meinst, wie in dem Fischerdorf in Schneeland? Wo er sich als Wundertäter ausgegeben hat?«
    »Ja, oder auch als Heiler in Alebu. Wenn wir uns als einfache Reisende ausgeben und dann mit den Leuten sprechen …«
    Doch Adrian hatte den Blick schon wieder abgewandt, die Hoffnung auf seinem Gesicht war erloschen. »Es hat keinen Zweck«, sagte er. »Ich stehe bei meinen Männern in der Pflicht. Was würden sie von mir denken, wenn ich sie verlasse? Ich bin jetzt ein König.«
    Aber wie er dasitzt und die mageren Arme um die Knie geschlungen hat, sieht er nicht wie ein König aus, dachte Elsa, sondern mehr wie der schüchterne Junge, den ich auf der Spearwa traf. Und zusätzlich zu seinem Kummer lasteten noch die Erwartungen der anderen auf ihm. Sie durfte ihm nicht noch mehr aufbürden.
    »Mein Vater hat mir befohlen, sie nach Hause zu bringen«, sagte Adrian kaum hörbar.
    »Aber erst morgen«, sagte Elsa. Sie legte ihm den Arm um die Schulter und er sank an ihre Brust. »Jetzt musst du ausruhen.«
    Er nickte schläfrig. Wenig später fiel sein Kopf nach vorn und er begann tief und regelmäßig zu atmen. Elsa bettete ihn vorsichtig auf den Boden und deckte ihn mit seinem Mantel zu. Dann ging sie leise fort.
     
    Sie träumte in dieser Nacht, dass sie bis zu den Knöcheln im Schnee auf einem Berg stand. Vor ihren Füßen klaffte ein Abgrund, in dessen Tiefen ein unsichtbares Feuer toste. Und von der anderen Seite rief sie jemand. In der Ferne konnte sie eine winzige, weiß gekleidete Gestalt mit schwarzen Haaren erkennen.
    Ioneth! ,rief sie über den Abgrund. Die kleine Gestalt antwortete und zeigte nach unten. Doch sosehr Elsa sich auch anstrengte, sie konnte die Worte nicht verstehen. Sie hörte nur ganz schwach den melodischen Klang von Ioneths Stimme. Sie wagte sich noch einige Schritte weiter vor, doch das Tosen in der Tiefe wurde lauter und übertönte alle anderen Geräusche. Ioneth schien noch weiter weggerückt zu sein und ihre verzweifelten Warnrufe verklangen in der Ferne. Im Abgrund aber bewegte sich etwas, ein feuriges, tosendes Etwas, das so riesig war, dass es sich nicht bändigen ließ. Ein feuriger Stoß lief durch Elsas Arm und brach schmerzhaft aus ihrer Hand.
    Mit einem Ruck fuhr sie aus dem Schlaf. Ihre Hand kribbelte, aber sie hätte nicht sagen können, ob der Stoß wirklich gewesen war oder nur eingebildet. Der blaue Himmel über ihr blendete sie. Im Lager herrschte geschäftiges Treiben und die Männer aus Sussex rollten ihre Decken zusammen. Beruhigt durch das helle Licht und die geordneten Vorbereitungen richtete Elsa sich auf. Ihr Blick fiel auf den frischen Grabhügel und sie erinnerte sich. König Heored war tot – und Adrian würde mit seinen Männern heute noch nach Hause aufbrechen.
    Theobald und die anderen Unterführer ließen die Männer in Marschordnung antreten. Elsa sah sich nach Adrian um, entdeckte ihn aber nicht. Wahrscheinlich ist es besser so, dachte sie. Wir haben uns gestern Abend alles gesagt, was gesagt werden musste. Sie versuchte die Last abzuschütteln, die sie niederdrückte, und machte sich auf die Suche nach Cathbar und Cluaran. Sie wollte mit ihnen über ihre Idee sprechen, Loki über seine Anhänger auf die Spur zu kommen.
    Wie sie dann gegen ihn kämpfen sollte, wusste sie allerdings noch nicht. Ihr Traum fiel ihr ein: Ioneths schwächer werdende Stimme und die unüberbrückbare Entfernung zwischen ihnen, während das Feuer immer lauter wurde. Ich lasse nicht zu, dass du verschwindest! ,gelobte sie sich und ballte die rechte Hand zur Faust.
    Cluaran kam auf sie zu. Wulf schob er an den Schultern vor sich her. »Der Bengel hat am Grab des Königs gespielt«, sagte er. »Wir sind reisefertig, wenn du es auch bist.«
    Elsa nickte. »Wir müssen uns noch verabschieden.«
    Cluaran sah sie seltsam an. »Da kommt Adrian«, sagte er.
    Adrian lief auf sie zu. Sein Gesicht hatte eine frischere Farbe, und er trug nicht mehr die feinen Kleider, die er von seinem Vater bekommen hatte, sondern seinen alten Fellmantel und die schweren Stiefel.
    Er sah besser aus, dachte Elsa, nicht mehr so verloren wie in der vergangenen Nacht.
    »Ich wusste nicht, ob wir uns noch verabschieden können«, sagte sie zur Begrüßung.
    »Ich will mich nicht verabschieden«, erwiderte er. »Ich komme mit dir.«
    Elsa starrte ihn an.
    »Du hattest

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