Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis
Fuhrmann trieb unterdessen den Esel zu einem weiteren rasanten Schwenk zurück zur Straße an. Wieder auf der Straße, verfiel der Esel in Galopp.
Adrian klammerte sich an der Rückwand des Karrens fest. Jeder Stoß warf ihn gegen die Bretterwand. Die Männer rannten ihnen brüllend nach. Einer ließ seinen Knüppel fallen und begann mit Steinen zu werfen. Adrian duckte sich und zwei Steine flogen an seinem Ohr vorbei. Er drehte sich zur Straße vor ihnen um und wünschte, der Karren möge noch schneller fahren. Doch der Esel galoppierte schon mit angelegten Ohren, was das Zeug hielt.
Der Fuhrmann duckte sich über seinen Hals. Als Adrian wieder zurückblickte, waren die meisten Verfolger zurückgefallen. Bald war nur noch ihr Anführer zu sehen, der wütend die Fäuste ballte. Sein Geschrei verfolgte sie.
»Dich erkenne ich wieder, Fuhrmann! Dann bist du ein toter Mann!«
Der Fuhrmann ließ nicht erkennen, ob er es gehört hatte. Einige Meilen weiter ließ er den Esel langsamer gehen, dann hielt er ihn an. Steifbeinig stieg er ab und tätschelte die dampfende Flanke des Tieres.
»Für solche Geschwindigkeiten sind wir nicht geschaffen, was, Langohr?«, sagte er trocken. Er hatte eine tiefe Stimme mit einem leichten Akzent, der Adrian vertraut vorkam.
Cathbar sprang vom Wagen hinunter und schüttelte ihm die Hand.
»Wir stehen in Eurer Schuld«, sagte Cathbar. »Und zwar doppelt, wenn diese Männer Euch Schwierigkeiten machen.«
Der Fuhrmann zuckte mit den Schultern. »Die haben mich längst vergessen, wenn ich wieder hier vorbeikomme. Jeder anständige Mensch hätte gehandelt wie ich.«
»Wir danken Euch jedenfalls für Eure Hilfe«, sagte Cathbar. »Und sofern Ihr unserer Gesellschaft nicht schon überdrüssig seid, würdet Ihr uns wohl noch ein Stück mitnehmen? Wir bezahlen Euch gut.« Er hatte beim Sprechen seine Börse mit den Silbermünzen hervorgezogen.
»Behaltet Euer Geld«, erwiderte der Fuhrmann. »Ich freue mich über Eure Gesellschaft. Ich halte gleich noch einmal an, damit dieser Bursche etwas trinken kann«, er klopfte dem Esel wieder auf die Flanke, »und dann fahren wir nach Südosten, zur Küste.«
Adrian fühlte auf einmal neue Hoffnung in sich aufsteigen.
Vielleicht hatte ihn die Göttin Branwen doch erhört. Der Fuhrmann würde sie geradewegs an ihr Ziel bringen. Dort konnten sie auf Elsa warten, sich ein Schiff suchen und nach Hause fahren.
18. KAPITEL
Als Elsa erwachte, war alles still. Sie starrte zum blassgrauen, von Blättern umrahmten Himmel. Neben ihr saß jemand vollkommen bewegungslos. Sie wollte sich aufstützen und sank stöhnend zurück. Ein stechender Schmerz fuhr ihr durch die Hände; es war nicht das schmerzhafte Ziehen, das vom Schwert kam, sondern die reinste Höllenqual, die ihr den Atem nahm.
Cluaran beugte sich über sie. »Wie geht es deiner Hand?«
Er sagt nicht »Hände« ,dachte Elsa. Ihn interessiert nur Ioneth. Sie sah an sich hinunter. Ihre Hände waren unterhalb der Handgelenke rot entzündet und mit Blasen übersät. Die Finger der rechten Hand hatten sich zusammengezogen wie die Beine einer versengten Spinne. Beim Versuch die Hand zu öffnen, schrie sie vor Schmerzen auf.
Im selben Augenblick ertönte auch in ihrem Kopf ein Schrei.
Cluaran sah sie bittend an.
»Sie lebt noch«, sagte Elsa. »Das Feuer hat sie verletzt, aber sie ist noch da, ich höre sie.«
Cluaran wandte das Gesicht ab. »Wir müssen so bald wie möglich aufbrechen«, sagte er. »Meinst du, dass du laufen kannst?«
Elsa war todmüde. Sie hätte einen ganzen Mond lang schlafen können. Doch dann fiel ihr ein, dass Cluaran gesagt hatte, Loki würde kommen, um sie zu töten. Also war jetzt noch keine Zeit zum Ausruhen. »Wohin gehen wir?«, fragte sie.
Cluaran blickte auf sie hinab. Sein Gesicht war wieder vollkommen ausdruckslos. »Zum Volk meiner Mutter«, sagte er. »Ins Land der Fay.«
Elsa sah ihn erschrocken an. »Nein! Ich muss hierbleiben. Für den Fall, dass Loki kommt, muss ich vorbereitet sein.«
Cluaran schüttelte den Kopf. »Wir haben keine andere Wahl, Elsa. Nur so können deine Verletzungen heilen.«
»Ihr tut das für Ioneth, nicht wahr? Nicht für mich! Dabei will Loki mich töten. Ioneth ist doch schon tot!« Bestürzt über die Seelennot, die ihr aus Cluarans Blick entgegenschlug, brach Elsa ab.
»Für uns ja«, sagte er ruhig. »Aber im Schwert lebt sie weiter. Und nur mit ihm können wir den Dämon besiegen.«
Er half Elsa hoch, und als sie taumelte und
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