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Chroniken der Jägerin 3

Chroniken der Jägerin 3

Titel: Chroniken der Jägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Liu
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bekleidet als ihren Ledergürteln. Ihre Finger ähnelten den Zinken von Speisegabeln, und ihre Gesichter waren fast genauso scharf. Sie hatten silberne Augen und silberne Lippen und trugen Ketten mit klingelnden Silberhaken, die von ihren Ohren bis zu ihren schmalen Nasenlöchern reichten. Den meisten von ihnen fehlte mindestens ein Arm oder ein Stück Fleisch aus ihren Oberschenkeln. In ihren Fäusten hielten sie Mama-Bluts rußige Parasiten, die schrien und schrien.
    Sie fraßen die Parasiten. Rissen ihre Köpfe mit den Zähnen ab und spuckten die rußigen Überreste aus. Ich fühlte weder Ekel noch Mitleid, während ich zusah, wie sie diese niederen Dämonen verspeisten. Zee und die Jungs taten es ja auch, wenn sie die Gelegenheit dazu hatten.
    Nur hätte ich auch gern mal probiert. Der Wunsch danach traf mich schwer in der Brust, dort, wo die Finsternis rumorte.
    Die Dämonen beobachteten uns – gespenstisch leise mit leuchtenden Augen und hungrigen, leeren Gesichtern. Speichel troff von ihren Lippen. Ich fand, dass sie beunruhigend menschlich wirkten, oder jedenfalls so nah dran, dass ich mich über ihre Herkunft wunderte. Ich fragte mich auch, was Grant sah, wenn er sie betrachtete.

    Ich hätte gern gewusst, warum sie noch nicht versucht hatten, uns zu töten.
    »Sie warten«, sagte Grant, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Da kommt noch was.«
    Etwas von oben.
    Dann fiel eine einzelne Gestalt durch den Riss im Himmel. Selbst aus dieser Entfernung konnte ich erkennen, dass sie größer war als die anderen Dämonen, die tief beeindruckt nach oben sahen und sich gegenseitig wegschubsten, um Platz zu schaffen. Zwischen den zusammengepferchten Körpern füllte ein Knacken die Luft. Ich hörte ihr Schmatzen und dachte an die Menschen, denen die Botin das Leben ausgesaugt hatte. Ich versuchte Mitleid für sie zu empfinden – oder sogar Ekel. Aber die Essgeräusche wurden stärker, und die Dämonen fingen sich zu prügeln an, um die Stelle zu erreichen, wo ich die Leichen zuletzt hatte liegen sehen. Ich beobachtete sie und fühlte nur eine seltsame Art von Stolz oder Genugtuung: wie eine Löwin, die ihren Jungen beim Fressen zusieht.
    Ich biss mir von innen in die Wange und dann auf die Zunge. Schonungslos und verzweifelt. Ich schmeckte Blut, aber der stechende Schmerz reichte aus, um mich wieder wachzurütteln und zu mir zu kommen.
    Trotzdem spürte ich in meinem Herzen den Stolz und die Genugtuung wie einen eisernen Umhang, der nur darauf wartete, sich um meine Schultern zu legen. Ich spürte es so stark, aber auf meiner anderen Seite.
    Ich nicht , dachte ich verzweifelt. Nichts davon bin ich .
    Aber es sitzt unter deiner Haut , sagte die Stimme. So dicht. Ganz nah. Wir sind so nah.
    Trotz seiner Größe landete der Neuankömmling sanft auf dem Boden. Ein Riese, dem die Stränge seines geflochtenen
Haars wie ein seltsamer Harnisch um seinen Körper gewickelt waren. Silber glitzerte an seiner Taille. Ihm fehlten keine Gliedmaßen, und auch seine Haut schien intakt. Von allen anwesenden Dämonen war er der einzige, der etwas Fleisch auf den Rippen hatte.
    Er musterte mich. Nur mich. Seine Augen waren grün. Ein verblüffender Kontrast zu dem matten Grau seiner Haut.
    Seine langen, höchst gefährlichen Finger klopften sanft gegen seine kraftvollen Schenkel. Er dachte nach. »Bringt sie zu mir«, sagte er zu den anderen.
    Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, da schwärmten die Dämonen schon aus, attackierten wie Vipern, fauchend und heulend. Das Schwert glühte in meiner Hand, ich schwang es wie eine Baseballkeule, die sichelförmige Blitze hinter sich herzog, während ich es gegen die Dämonen richtete. Blut spritzte, und Knochen krachten. Ich schaute nicht nach Grant, aber ich hörte ihn. Seine Stimme ging durch mich hindurch, sie schwoll an wie ein mächtiger Donnerhall, urtümlich und nicht menschlich. Ich konzentrierte mich auf seine Stimme. Solange ich ihn singen hörte, solange war er auch noch am Leben.
    Und ich ebenfalls. Die Jungs wüteten brennend heiß unter meiner Haut, und in mir wuchs die Finsternis, füllte meine Haut mit ihrem Gespensterfleisch, als sie kurz aus ihrem Schlaf hochschreckte und ein müdes Auge in meinem Inneren öffnete.
    Ich wurde zu Boden geschlagen. Drehte mich, während ich fiel, und sah Grant, der mit geschlossenen Augen ebenfalls auf dem Boden kniete und die Hände zu Fäusten geballt hatte. Scharfe Finger schwebten gefährlich dicht über seinem Gesicht, aber die

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