Chroniken der Jägerin 3
Dämonen rührten sich nicht vom Fleck, sie starrten ihn mit offenen Mündern an, während sie ihre Augen verdrehten.
Hinter ihnen versuchten andere über ihre Körper zu klettern, um zu Grant zu gelangen. Ein paar von ihnen drehten sich gerade noch rechtzeitig um und griffen ihre eigenen Brüder an, um Grant zu beschützen. Die, die das taten, wurden ohne Gnade zu Boden gerissen.
Andere nahmen ihren Platz ein. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Kraft es Grant kosten musste, so viele Gedanken zu kontrollieren.
Finger stachen mich und brachen. Haare schlugen harmlos wie Peitschen in mein Gesicht. Ich trat kräftig aus, schwang mein Schwert – und das Blut, das ich vergoss, war purpurn und wunderschön; genauso wie die Schreie, die Angst, die ich wahrnahm – und das Unbehagen, das in Gesichtern aufstieg, die von zehntausend Jahren des Hungerns ausgezehrt waren. Zee wütete zwischen meinen Brüsten. All die Jungs waren mit solcher Hitze und Gewalt aufgeladen, dass sich die Oberfläche meiner Haut anfühlte, als bestünde sie aus Lava.
Grant sang noch immer. Als ich an ihn dachte, flackerte das goldene Licht unserer Bindung heiß in meiner Brust und umschloss die Finsternis. Das Wesen flüchtete nicht oder wich zurück – es schnurrte – und fütterte die Bindung mit einem Teil seines eigenen Geisterfleisches.
Grants Stimme schwankte.
Überall um ihn herum klappten die Kiefer zu, und ein allgemeines Zucken durchlief die Dämonen, die sein grollender Gesang in seinem Bann hielt. Ich drehte mich schwertschwingend herum und hieb, von wilden Instinkten befeuert, die scharfen Hände und Finger ab, die sich nach seinem verwundbaren Gesicht ausstreckten.
Ohne mit dem Kämpfen aufzuhören, ergriff ich seinen Arm und zog ihn auf die Beine, dicht an mich heran. Er atmete keuchend,
und seine Haut brannte wie Feuer. Er drückte seine Lippen gegen meinen Hinterkopf, während sein Mund dort verharrte.
Dann brach ich in Gelächter aus.
Aber es war nicht mein eigenes Gelächter. Trotzdem sprudelte es triumphierend und selbstbewusst aus mir heraus. Der Klang nahm in meinem Mund eine physische Form an, wie eine lange Zunge, die die Luft kostete und das Blut und den Tod in ihr köstlich fand.
Hunger breitete sich in mir aus. Schmerzender, unbändiger Hunger. Alt, tief und unendlich.
Grant stand reglos hinter mir. Die Dämonen, die uns angriffen, zögerten. Ich tat es nicht. Ich stürzte vorwärts und schnappte mir einen einarmigen, narbenübersäten Dämonen, dessen schwarze Augen etwas allzu Menschliches zeigten: Verwirrung, und einen Augenblick lang auch Verzweiflung. Die Jungs heulten in meiner Hand, als ich ihn berührte, und mein Lachen bekam einen tieferen Klang.
Der Dämon blickte mich erschrocken an und schrie auf.
Er schrie noch, als er zu Asche zerfiel. Zuerst löste sich sein Arm auf, der wie silberner Schnee fortgeblasen wurde, dann zerbröselten seine Schultern und seine Füße, die Beine und der Torso fielen und zerfielen beim Aufschlag wie weiches Glas – zuletzt sein Gesicht, seine Kiefer, der Schädel, seine Augen, die mich anstarrten, während sie sich klumpig auflösten und dann verstreuten.
Wie Wein ließ ich mir das Echo seiner Schreie auf der Zunge zergehen, schmeckte jedem Ton nach, den Abstufungen seiner Angst – und fand sie rein, gut und süß. Meine Faust war voll von seiner Asche, ich hob sie an meinen Mund und ließ seine Überreste in ihn hineinrieseln.
Auch in mir schrie es, aber die Finsternis bebte vor Lust, und als ich die Asche mit meinem Speichel vermischte und hinunterschluckte, gehörte mein Körper schon nicht mehr mir allein. Ich war nur einer seiner Passagiere. In meinem Mund war der Geschmack von Gift.
Wie angewurzelt standen die Dämonen und beobachteten mich. Ich fühlte, dass Grant noch immer hinter mir war, aber seine Berührung spürte ich nicht mehr.
Ich sah mich nach dem Riesen um und entdeckte ihn, weil er die anderen Dämonen um Haupteslänge überragte. Seine grünen Augen glitzerten, und er wandte den Blick nicht von meinem Gesicht ab, während er auf uns zukam. Die Dämonen machten ihm Platz, und die, die nicht rechtzeitig wegkamen, wurden zur Seite gestoßen. Am Rand meines Blickfelds sah ich, wie sie die Toten heimlich in die Horde zurückzogen. Ich hörte, wie noch mehr Knochen zerbrachen und wie Fleisch sehr leise zerrissen wurde.
Der Riese blieb vor uns stehen. Er sprach nicht, sondern senkte ein Knie auf den Boden, presste seine lange, scharfe Hand
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