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Chroniken der Jägerin 3

Chroniken der Jägerin 3

Titel: Chroniken der Jägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Liu
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öffnen? Es gibt mehr als nur eine Art von Tür .«

    Die Botin wich vor ihm zurück. Ich griff nach Jacks Arm. »Kann sie wieder verschlossen werden?«
    »Nicht von mir.« Er sah die anderen an. »Jedenfalls nicht allein.«
    »Was muss ich tun?«, fragte Grant.
    »Hör zu, mein Junge«, antwortete Jack langsam. »Ich habe es dir schon einmal erzählt. Fast jeder von meinen Leuten musste helfen, um dieses Gefängnis zu bauen, und trotzdem sind ein paar von uns dabei umgekommen. Du kannst das nicht schaffen.«
    Grant blieb ruhig. »Uns bleibt aber keine andere Wahl, als es zu versuchen.«
    Mit wackligen Beinen stand ich auf und blickte in den Himmel. Ich spürte den Druck von etwas, das auf uns zukam, aber etwas davon befand sich auch in mir: ein Teil von mir, der mit einem Hunger, der wehtat, nach diesem Loch greifen wollte. Ein Verlangen, das an Heimweh grenzte. So als müsste ich finden, was auch immer sich dort oben befand. Als müsste ich es berühren und einatmen und anschauen.
    Das gehört alles dir, sagte eine weiche Stimme in meinem Kopf. Du kannst es führen, du kannst es halten.
    Ich riss meinen Blick von dem Loch, um zu Jack hinunterzuschauen, aber das war gar nicht so leicht. Zuerst sah ich ihn nämlich überhaupt nicht, obwohl ich direkt in sein Gesicht starrte. Mein Kopf war noch immer im Himmel und mein Mund ganz trocken. »Geh. Wenn du hier verschwinden kannst, dann tu’s. Nimm Grant, nimm sie und seht zu, dass ihr hier wegkommt.«
    »Nein«, sagte Grant und versuchte aufzustehen. Jack schüttelte den Kopf und sah dabei nur mich an. Sein Blick machte mir Angst. Ich fürchtete mich vor dem, was er in meinen Augen sehen konnte.

    Dann packte ich die Botin an der Gurgel. Ihr verwirrter, starrer Blick wurde klar, während sie mich fokussierte.
    »Hier geschehen Dinge, die du nicht verstehst«, sagte ich so verzweifelt, dass mir fast die Stimme brach. »Vielleicht kannst du sie auch nicht verstehen. Vielleicht bist du nicht dafür geeignet. Aber du bewachst sie . Du beschützt sie. Das zumindest verstehst du doch sehr gut, glaube ich.«
    Sie schüttelte den Kopf und verzog ihr Gesicht, als hätte sie Schmerzen. »Ich verstehe, dass du eine von ihnen bist. Und dass er … der Lichtbringer … etwas mit mir getan hat.« Sie fuhr mit zitternden Fingern über ihre Stirn, da bekam ihr ohnehin gequälter Blick auch noch etwas Gehetztes. »Dir bin ich keinen Respekt schuldig.«
    Die Botin versuchte, Jacks Handgelenk zu greifen. Mein Großvater entzog sich ihr mit einem Sprung nach hinten und sah sie entsetzt an. »Nein, wir werden nicht weglaufen. Wir werden es gewiss nicht tun. Sie ist mein eigenes Blut. Sie ist das Blut meiner Haut und meiner Seele …«
    Ich unterbrach ihn unhöflich. »Du weißt, was sie mit Ahsen gemacht haben, weil sie ein Avatar war.« Ich sah die Botin an. »Es ist mir gleich, was mit mir geschieht. Aber du wirst sie beschützen.«
    Die Botin sah mit scharfem Blick von Jack zu mir. Doch diesmal auf eine ganz andere Art. Beinahe fürsorglich.
    »Wenn du dir sicher bist«, sagte sie.
    »Nein!«, blaffte Jack.
    Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Ich liebe dich, alter Wolf. Bitte kümmere dich um Byron.« Dann sah ich Grant an. »Geh!«
    »Keine Chance.« Seine Hand schoss nach vorn, um die Botin an der Schulter zu packen. »Weißt du noch, was ich dir gesagt habe?«

    »Ich habe meine Augen offen gehalten«, erwiderte sie, auch wenn ihre Stimme beim letzten Wort versagte.
    Grant blieb still. Jack wollte nach mir greifen, aber ich wich zurück. Die Rüstung schlängelte sich über meine Hand und pulsierte in kalten Wellen. Diese furchtbare Last auf meinen Schultern wurde ein wenig schwerer, während sich in mir etwas regte – unter meinem Herzen. Es war die Finsternis, die sich aus ihrem leichten Schlaf erhob.
    Wir haben niemals geschlafen , flüsterte die Stimme wieder. Nur gewartet .
    Ich atmete durch meine Zähne und traf auf Jacks gespenstischen Blick. »Vergiss nicht, was ich gesagt habe.«
    Sein Gesicht löste sich auf. »Nein …«
    Aber es war zu spät. Die Botin machte einen Satz nach vorn und schlang ihre Arme um ihn – und im nächsten Moment waren sie verschwunden. Ich wäre ihnen liebend gern gefolgt.
    Grants Arm schlang sich um meine Taille. Erinnerungen prallten aufeinander. Seine Berührung, sie war so vertraut und fremd zugleich.
    »Du hättest mitgehen sollen«, sagte ich zu ihm und zitterte dabei. »Ich wünschte, du hättest es getan.«
    Grant küsste die

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