Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel
Panikanfall aber und brachte ein Lächeln zustande. »Meine Träume, lieber Alexei«, setzte sie an und hoffte inständig, dass er den heiseren Ton in ihrer Stimme als Belustigung und nicht als Angst interpretierte, »meine Träume sind möglicherweise schon jetzt kühner, als du dir vorstellen kannst.«
Tessa spürte, wie Will ihr einen überraschten Blick zuwarf; doch im nächsten Moment hatte er sich wieder im Griff, setzte erneut eine ausdruckslose Miene auf und schaute in eine andere Richtung.
De Quinceys Augen funkelten, doch er lächelte nur. »Ich bitte dich lediglich, mein Angebot in Betracht zu ziehen, Camille. Und nun muss ich mich wieder meinen anderen Gästen widmen. Ich darf doch davon ausgehen, dich nachher bei der Zeremonie zu sehen?«
Seine Frage verwirrte Tessa etwas und sie konnte nur hoheitsvoll nicken. »Selbstverständlich.«
De Quincey verbeugte sich, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in der Menge. Erleichtert holte Tessa tief Luft - sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie die ganze Zeit den Atem angehalten hatte.
»Nicht«, raunte Will leise an ihrer Seite. »Denk dran: Vampire brauchen nicht zu atmen.«
»Mein Gott, Will.« Tessa spürte, dass sie am ganzen Körper zitterte. »Er hätte dich fast gebissen.«
Wills Augen verfinsterten sich vor verhaltenem Zorn. »Vorher hätte ich ihn umgebracht.«
»Und dann wärt ihr beide nun tot«, bemerkte eine Stimme seitlich von Tessas Ellbogen.
Erschrocken wirbelte Tessa herum. Direkt hinter ihr stand ein hochgewachsener Mann, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Unter seinem eleganten Gehrock aus schwerem Brokat, der aus einem früheren Jahrhundert zu stammen schien und an dessen Kragen und Manschetten eine Fülle weißer Spitze hervorschaute, entdeckte Tessa Kniehosen und hohe Schuhe mit glänzenden Schnallen. Das blauschwarze Haar des Mannes schimmerte wie dunkle Rohseide, während der Schnitt seines gebräunten Gesichts Tessa an Jem erinnerte. Sie fragte sich, ob er wohl genau wie Jem fremdländischer Herkunft war. Ihr Blick wanderte zu einem seiner Ohren, in dem er einen Silberring mit einem Diamantanhänger von der Größe eines Fingers trug. Im Schein der Kerzen funkelte und strahlte der Edelstein hell und auch der Knauf seines silbernen Spazierstocks war mit Diamanten besetzt. Der Mann schien am ganzen Körper zu glitzern, als wäre seine Silhouette von einem Elbenlichtkranz umgeben. Tessa starrte ihn sprachlos an: Nie zuvor hatte sie einen Mann gesehen, der sich auf solch exzentrische Weise kleidete.
»Das ist Magnus«, raunte Will erleichtert. »Magnus Bane.«
»Meine liebe Camille«, setzte der Hexenmeister an und beugte sich über Tessas behandschuhte Finger. »Wir haben einander viel zu lange nicht gesehen.«
Als seine Lippen ihre Hand berührten, wurde Tessa von Camilles Erinnerungen förmlich überflutet: Bilder von Magnus, der sie in den Armen hielt, sie küsste und auf eine ausgesprochen persönliche und intime Weise berührte. Bestürzt riss Tessa die Hand zurück und quietschte leise auf. Ach, JETZT bist du plötzlich wieder da!, schickte sie einen stummen Vorwurf an Camille.
»Ich verstehe«, murmelte Magnus und richtete sich auf. Als er ihr direkt ins Gesicht sah, hätte Tessa fast erneut die Contenance verloren: Seine goldgrünen Augen besaßen katzenartige Pupillen und funkelten amüsiert. Aber im Gegensatz zu Will, in dessen Blick selbst bei größter Belustigung immer eine Spur Melancholie lag, schienen Magnus' Augen voll überbordender Lebensfreude. Lächelnd deutete er mit dem Kopf auf die andere Seite des Raums und forderte Tessa auf, ihm zu folgen. »Wenn das so ist: Bitte nach mir. Dort drüben befindet sich ein Separee, in dem wir uns ungestört unterhalten können.«
Wie in Trance folgte Tessa dem Hexenmeister, Will dicht an ihrer Seite. Bildete sie sich das nur ein oder drehten sich die weißen Gesichter der Vampire tatsächlich nach ihnen um? Vor allem eine rothaarige Vampirin in einem aufwendig verzierten blauen Kleid starrte sie unverhohlen an, als sie an ihr vorbeiging. Camilles Stimme wisperte, dass die Dame eifersüchtig sei - auf die Hochachtung, die de Quincey ihr entgegenbrachte. Auf jeden Fall war Tessa sehr erleichtert, als Magnus endlich eine Tür erreichte, die so raffiniert in die Wandvertäfelung eingelassen war, dass sie sie erst bemerkte, als sie direkt davorstanden. Der Hexenmeister zückte einen Schlüssel, entriegelte rasch das Schloss, öffnete die Tür einen Spalt und schob
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