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Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Ruinen einer Burg irren? Oder ein fescher Lord, der einer schönen, aber mittellosen Jungfrau in Not zu Hilfe eilt?«
    »Nein«, erwiderte Magnus. »In der Mitte des Werks findet sich zwar eine recht rasante Stelle über Zahnräder, aber der Rest des Buchs ist eher ziemlich trocken.«
    »Dann hat Tessa es garantiert auch nicht gelesen«, konstatierte Will.
    Tessa funkelte ihn wütend an, schwieg jedoch - sie hatte das Buch tatsächlich nicht gelesen und war nicht gewillt, sich auf eine Diskussion mit Will einzulassen.
    »Na jedenfalls wurde dieses Werk von einem arabischen Gelehrten verfasst«, erläuterte Magnus, »etwa zwei Jahrhunderte vor Leonardo da Vinci. Und es beschreibt die Konstruktion von Maschinen, die die Bewegungen und Tätigkeiten von Menschen imitieren. Daran lässt sich nun nichts Beunruhigendes finden. Aber das hier ...« Magnus' langer Finger strich leicht über die Notizen am linken Rand des Papierbogens, »... das hier ist etwas, was mich wahrlich beunruhigt.«
    Will beugte sich weiter vor; dabei streifte sein Ärmel Tessa am Arm. »Ja, danach wollte ich dich auch schon fragen. Ist das ein Zauberspruch?«
    Magnus nickte. »Eine Verquickungsformel. Sie dient dazu, ein unbelebtes Objekt mit Dämonenenergie zu erfüllen, um ihm auf diese Weise eine Art Leben einzuhauchen. Ich habe diese Sorte von Zauberformeln schon einmal angewendet gesehen: Vor der Unterzeichnung des Abkommens pflegten viele Vampire zu ihrem eigenen Amüsement kleine dämonische Apparate zu konstruieren - Spieldosen, die nur bei Nacht Musik erzeugten, mechanische Pferde, die sich nur nach Sonnenuntergang reiten ließen, und ähnliche Torheiten.« Versonnen trommelte er mit den Fingern auf den Knauf seines Spazierstocks. »Eines der größten Probleme bei der Konstruktion optisch überzeugender Automaten stellt natürlich ihr Äußeres dar. Menschliches Gewebe ist nun mal einzigartig; sein Erscheinungsbild lässt sich mit keinem anderen Material erzielen.«
    »Aber was wäre, wenn jemand es verwenden würde ... menschliches Gewebe, meine ich?«, fragte Tessa.
    Magnus rieb sich das Kinn. »Das Problem für, äh, potenzielle Menschenkonstrukteure liegt auf der Hand«, sagte er nach kurzer Überlegung. »Wenn man das Gewebe konserviert, zerstört man damit auch dessen Erscheinungsbild. Also müsste man dafür Magie einsetzen. Und abermals Magie, um die Dämonenenergie mit dem mechanisch konstruierten Korpus zu verquicken.«
    »Und wie würde das Ergebnis aussehen?«, hakte Will mit angespannter Stimme nach.
    »In der Vergangenheit wurden schon Automaten konstruiert, die Balladen schreiben oder Landschaften zeichnen konnten - aber natürlich nur solche Gedichte und Malereien, zu deren Wiedergabe sie speziell konzipiert waren. Diese Automaten besaßen keine eigene Kreativität. Mit Dämonenenergie belebte Automaten würden dagegen über einen eigenen Verstand und einen eigenen Willen verfügen. Allerdings ist jeder heraufbeschworene Geist an seinen Gebieter gebunden und ihm zu bedingungslosem Gehorsam verpflichtet - ganz gleich, wer die Verquickung vorgenommen hat.«
    »Eine Klockwerk-Armee«, konstatierte Will, mit einem bitter-ironischen Unterton in der Stimme. »Ein Heer, das weder im Himmel noch in der Hölle erwuchs.«
    »So weit würde ich nun auch wieder nicht gehen«, widersprach Magnus. »Dämonenenergie ist nicht an jeder Straßenecke erhältlich. Dazu muss man schon einen Dämon heraufbeschwören und ihn binden - und du weißt, wie schwierig das ist. Will man eine ganze Armee erschaffen, benötigt man dafür solche Mengen von Dämonenenergie, dass dies einer nahezu unmöglichen Aufgabe gleichkäme, die überdies noch extrem riskant wäre. Selbst für einen bösartigen Bastard wie de Quincey.«
    »Verstehe.« Will nickte, rollte den Papierbogen wieder zusammen und schob ihn in die Innentasche seines Gehrocks. »Verbindlichsten Dank für deine Hilfe, Magnus.«
    Magnus schaute einen Moment verwirrt, erwiderte dann aber höflich: »Keine Ursache.«
    »Wenn ich es richtig verstehe, würdest du es nicht allzu sehr bedauern, wenn de Quincey verschwinden und ein anderer Vampir seinen Platz einnehmen würde«, sagte Will. »Hast du ihn eigentlich schon einmal dabei beobachtet, wie er gegen das Gesetz verstoßen hat?«
    »Ein einziges Mal. Er hatte mich eingeladen, hier in seinem Haus einer seiner ›Zeremonien‹ beizuwohnen. Es stellte sich allerdings heraus ...« Magnus zog eine ungewöhnlich finstere Miene. »Aber seht selbst ...«

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