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Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Verschnaufpause - die Schwerkraft zog sie mit sich und es gab kein Halten mehr. »Aber ... ein jeder hat doch irgendetwas, das ihm nicht gleichgültig ist ... das ihm etwas bedeutet, oder?«
    »Oder?«, wiederholte Will leise. Als sie nicht reagierte, stützte er sich mit den Händen auf dem Boden hinter ihm ab. »Tess«, sagte er. »Komm her und setz dich zu mir.«
    Tessa tat wie ihr geheißen. Der Boden war feucht und kalt, aber sie ließ sich auf den unebenen Dielen nieder und raffte ihre Röcke so um sich, dass nur noch ihre Schuhspitzen unter dem Saum hervorschauten. Dann sah sie Will an - sie saßen einander nun direkt gegenüber. Im grauen Morgenlicht erschien sein Profil kalt und hart; lediglich seine Lippen wirkten weicher.
    »Du lachst nie«, stellte Tessa fest. »Du tust immer so, als wenn für dich alles ein Witz wäre, aber du lachst nie. Nur manchmal, wenn du dich unbeobachtet fühlst, lächelst du vor dich hin.«
    Will schwieg einen Moment und setzte dann fast widerstrebend an: »Du ... du bringst mich zum Lachen. Vom ersten Moment an ... als du mich mit dieser Flasche geschlagen hast.«
    »Das war ein Krug«, berichtigte Tessa automatisch.
    Wills Mundwinkel zuckten. »Zum Beispiel mit deiner Eigenart, mich ständig zu korrigieren ... mit diesem seltsamen Ausdruck im Gesicht. Oder als du Gabriel Lightwood angefahren hast. Und sogar, als du de Quincey in seine Schranken verwiesen hast. Du bringst mich zum ...« Er verstummte und schaute sie an und Tessa fragte sich, ob sie wohl so aussah, wie sie sich fühlte - vollkommen sprach- und atemlos. »Lass mich mal deine Hände sehen, Tessa«, forderte er sie plötzlich auf.
    Tessa hielt ihm ihre Hände entgegen, die Handflächen nach oben.
    Dabei warf sie selbst kaum einen Blick darauf - sie konnte sich einfach nicht von seinem Gesicht losreißen.
    »Da klebt ja noch Blut«, konstatierte Will. »Hier, an den Handschuhen.«
    Tessa schaute nach unten: Er hatte recht. Sie trug noch immer Camilles weiße Lederhandschuhe, die jedoch mit Blut und Asche beschmiert waren und an den Fingerspitzen eingerissen - eine Folge ihrer vergeblichen Bemühungen, Nates Handfesseln zu lösen. »Oh«, sagte sie leise und versuchte, ihre Hände zurückzuziehen, um die Handschuhe abzustreifen.
    Doch Will gab nur ihre linke Hand frei; die rechte hielt er weiterhin leicht am Handgelenk fest. An seinem rechten Zeigefinger steckte ein schwerer Silberring mit einer kunstvollen Gravur - Vögel, die hoch in den Lüften schwebten. Er hatte den Kopf gesenkt, sodass seine feuchten schwarzen Haare nach vorn fielen und sein Gesicht verdeckten. Behutsam strich er mit den Fingerspitzen über den Handschuh, der am Gelenk mit vier Perlmuttknöpfen geschlossen war. Als er seine Finger darübergleiten ließ, sprangen sie auf und die Kuppe seines Daumens streifte über die nackte Haut an Tessas Handwurzel, unter der ihre blauen Adern schimmerten.
    Die Berührung ließ Tessa heftig zusammenzucken. »Will.«
    »Tessa«, sagte er leise. »Was willst du von mir?«, murmelte er. Dann streichelte er erneut die Innenseite ihres Handgelenks, was seltsame, elektrisierende, wundervolle Impulse durch ihre Haut und Nerven jagte.
    »Ich ... ich möchte dich verstehen«, erwiderte Tessa mit zittriger Stimme.
    Er hob den Kopf und betrachtete sie durch seine langen Wimpern. »Ist das wirklich erforderlich?«
    »Ich ... weiß es nicht«, sagte Tessa. »Ich bin mir nicht sicher, ob überhaupt irgendjemand dich wirklich versteht - vielleicht abgesehen von Jem.«
    »Jem versteht mich nicht«, erwiderte Will. »Er mag und sorgt sich um mich, so wie ein Bruder es täte. Aber das ist nicht dasselbe.« »Willst du denn nicht, dass er dich versteht?«
    »Gütiger Gott, nein!«, stieß Will hervor. »Warum sollte er die Gründe dafür kennen, weshalb ich mein Leben so führe, wie ich es führe?«
    »Vielleicht ... vielleicht möchte er ja auch nur einfach wissen, dass es überhaupt einen Grund gibt«, sagte Tessa.
    »Spielt das denn eine Rolle?«, fragte Will leise und streifte mit einer raschen, geschickten Bewegung den Handschuh von ihrer Hand.
    Die kühle Luft des Speichers traf schlagartig auf die nackte Haut ihrer Finger und ein Schauer jagte durch Tessas Körper, als stünde sie plötzlich vollkommen nackt in der Kälte.
    »Spielen die Gründe noch eine Rolle, wenn man die Dinge doch nicht mehr ändern kann?«
    Tessa suchte nach einer Antwort, doch ihr wollte keine einfallen. Sie zitterte am ganzen Körper, zitterte so

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