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Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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sich unten im Innenhof versammelt und warfen in der Abendsonne lange dunkle Schatten auf die Stufen zur Institutstür. Henry trug sich gerade eine weitere Heilrune auf, während Charlotte den beiden jungen Männern letzte Anweisungen zu erteilen schien. Jem nickte, doch selbst aus der Entfernung konnte Tessa erkennen, dass Will, der mit verschränkten Armen dastand, nur widerstrebend zuhörte. Er möchte sie gern begleiten, schoss es ihr durch den Kopf. Er will nicht hierbleiben. Vermutlich verspürte Jem den gleichen Wunsch, doch er würde sich deswegen niemals beschweren. Das war der große Unterschied zwischen den beiden ... jedenfalls einer der Unterschiede, überlegte sie.
    »Tessie, bist du sicher, dass du nicht mitspielen möchtest?«, wandte Nate sich an seine Schwester. Er saß wieder in seinem Lehnsessel, eine Decke über den Beinen. Zwischen ihm und Jessamine stand ein kleiner Beistelltisch, auf dem Tessa neben einem silbernen Teeservice und einem Teller mit Sandwiches ein Kartenspiel entdeckte. Nates Haare wirkten feucht, als hätte er sie gewaschen, und er trug Jems Kleidung.
    Tessa konnte zwar deutlich sehen, dass Nathaniel abgenommen hatte, doch Jem besaß eine solch schlanke Statur, dass sein Hemd ihrem Bruder an Hals und Manschetten noch immer etwas zu eng war - trotz der Tatsache, dass Jem breitere Schultern hatte, wodurch Nate in Jems Gehrock wiederum ein wenig verloren wirkte.
    Langsam wandte Tessa sich wieder dem Fenster zu: Inzwischen war eine große schwarze Kutsche vorgefahren, auf deren Schlag ein Wappen mit zwei brennenden Fackeln prangte. Während Henry und Charlotte einstiegen, waren Will und Jem längst aus der Sicht verschwunden.
    »Natürlich ist sie sich sicher«, rümpfte Jessamine die Nase, als Tessa nicht antwortete. »Sehen Sie sie sich doch nur mal an: ein Abbild unverhohlener Missbilligung.«
    Tessa riss sich vom Fenster los. »Missbilligung wäre zu viel gesagt - es erscheint mir nur nicht richtig, jetzt Karten zu spielen, während Henry und Charlotte und die anderen da draußen ihr Leben riskieren.«
    »Jaja, das sagtest du bereits.« Jessamine legte ihre Karten nieder. »Also wirklich, Tessa. Diese Situation erleben wir hier im Institut andauernd: Sie ziehen in den Kampf hinaus, sie kehren zurück. Weiß Gott nichts, worüber man sich den Kopf zerbrechen müsste.«
    Tessa biss sich auf die Lippe. »Ich habe das Gefühl, dass ich mich wenigstens hätte verabschieden oder viel Glück wünschen sollen, aber bei den ganzen hektischen Vorbereitungen ...«
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, sagte Jem, der in dem Moment den Salon betrat, dicht gefolgt von Will. »Schattenjäger verabschieden sich nicht, jedenfalls nicht kurz vor einer Schlacht. Und ›viel Glück‹ wünschen wir uns auch nicht. Stattdessen verhalten wir uns so, als sei die Rückkehr eine Gewissheit und keine Glückssache.«
    »Wir brauchen kein Glück«, ergänzte Will und warf sich neben Jessamine in einen Sessel, die ihm daraufhin einen wütenden Blick zuschoss. »Schließlich erfüllen wir einen himmlischen Auftrag. Mit Gott an unserer Seite, welche Rolle spielt da schon Glück?«, fügte er überraschend bitter hinzu.
    »Ach, nun sei doch nicht so deprimierend, Will«, mäkelte Jessamine. »Wir wollen hier in Ruhe Karten spielen. Entweder du machst mit oder du hältst den Mund.«
    Skeptisch hob Will eine Augenbraue. »Was spielt ihr denn?«
    »Pope pan«, erwiderte Jessamine kühl und teilte die Karten aus. »Ich war gerade dabei, Mr Gray die Regeln zu erklären.«
    »Miss Lovelace meinte, man gewinne, indem man möglichst schnell sämtliche Karten ablegt. Das erscheint mir widernatürlich«, bemerkte Nate und warf Jessamine über den Beistelltisch ein strahlendes Lächeln zu, das diese mit tiefen Grübchen in den Wangen erwiderte.
    Gereizt zeigte Will auf die dampfende Tasse neben Nathaniels Ellbogen. »Ist da auch Tee drin?«, erkundigte er sich sarkastisch, »oder handelt es sich um puren Brandy?«
    Nate errötete. »Brandy ist der Gesundheit sehr beförderlich.« »Genau«, bestätigte Jem mit einer leichten Schärfe in der Stimme. »Und viele Männer befördert er direkt ins Armenhaus.«
    »Also wirklich! Ihr beide seid ja solche Heuchler! Es ist doch nicht so, als ob Will niemals trinken würde und Jem ...« Jessamine verstummte und biss sich auf die Lippe. »Ihr zwei macht nur deshalb so viel Aufhebens, weil Henry und Charlotte euch nicht mitnehmen wollten«, verkündete sie abschließend.

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