Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince
Kehle und sie spürte, wie seine weichen Haare ihre Finger streiften.
Tessa schloss die Augen, um die sich drehende Welt, das Licht hinter der Terrassentür und das Leuchten des Himmels auszuschließen. Sie wollte nichts anderes, als mit Will zusammen zu sein, hier in diesem Moment, jenseits von Raum und Zeit, seinen klaren, frischen Duft einatmen, den pulsierenden Schlag seines Herzens an ihrer Brust spüren, so ruhig und beständig wie das Wogen des Ozeans. Im nächsten Augenblick fühlte sie, wie er Luft holte.
»Tess«, sagte er. »Tess, sieh mich an.«
Langsam und widerstrebend schaute Tessa hoch, rechnete mit Wut oder Eiseskälte. Doch Will hatte seinen Blick auf sie geheftet. Seine dunkelblauen Augen mit den dichten schwarzen Wimpern schauten ernst und ohne die übliche kühle Unnahbarkeit; stattdessen waren sie klar wie Glas und voller Verlangen. Aber da war noch mehr als reines Verlangen - Tessa entdeckte in ihnen eine Zärtlichkeit, die sie nie zuvor an Will Herondale gesehen hatte und auch nicht mit ihm in Verbindung gebracht hätte. Dieser Blick ließ ihren Protest ersterben, als Will damit begann, die Perlennadeln aus ihrem Haar zu entfernen, eine nach der anderen.
Das hier ist nackter Irrsinn, dachte Tessa, als die erste Haarnadel zu Boden fiel. Anstatt hier zu verweilen, hätten sie fliehen, sich schnellstmöglich von diesem Ort entfernen sollen.
Stattdessen stand sie wortlos da, während Will Jessamines Perlenhaarnadeln achtlos beiseitewarf, als handelte es sich um Strassschmuck. Tessas lange braune Haare fielen herab und umspielten ihre Schultern, woraufhin Will seine Hände in ihre Locken schob und erleichtert seufzte, als hätte er monatelang den Atem angehalten und wagte erst jetzt, befreit auszuatmen. Wie gebannt schaute Tessa zu, wie Will ihr fülliges Haar nach vorn nahm, es über ihre Schulter drapierte und eine Strähne um seinen Finger wickelte.
»Meine Tessa«, murmelte er.
Und dieses Mal wehrte sie sich nicht dagegen, die Seine genannt zu werden. »Will«, wisperte sie, als er die Arme hob und ihre Hände sanft von seinem Nacken löste.
Langsam streifte er Tessas Handschuhe ab, die kurz darauf neben der Maske und den Haarnadeln auf dem Boden landeten. Dann nahm er seine eigene Maske ab, warf sie beiseite, fuhr sich mit den Händen durch die feuchten schwarzen Haare und schob sie sich aus der Stirn. Die untere Kante der Maske hatte leichte Vertiefungen auf seinen Wangen hinterlassen, wie helle Narben. Doch als Tessa die Rillen berühren wollte, fing er ihre Hände sanft ab. »Nein, nicht ... Bitte lass mich dich zuerst berühren«, raunte er. »Ich habe mich so lange danach gesehnt ...«
Und Tessa legte keinen Protest ein. Stattdessen stand sie reglos da und schaute ihn mit großen Augen an, während seine Fingerspitzen trotz der rauen Schwielen behutsam ihre Schläfen nachzeichneten, ihre Wangenknochen und dann die Konturen ihrer Lippen, als versuchte er, sich deren Form ins Gedächtnis zu prägen. Die Berührung ließ Tessas Herz bis in die Kehle schlagen. Sein Blick war fest auf sie geheftet, seine Augen so dunkel wie der Meeresboden, voller Verwunderung und atemloser Spannung.
Dann bewegten sich seine Finger von ihrem Mund fort und zeichneten eine heiße Spur über ihren Hals, hielten an ihrer Kehle inne, wanderten zu der Schleife am Kragen ihres Kleides und zogen an einem Ende des Seidenbandes. Tessas Lider senkten sich wie von selbst, als sich die Schleife löste und Wills warme Hand sich auf ihr Schlüsselbein legte. Sie erinnerte sich daran, wie sie während der Überfahrt von New York einmal beobachtet hatte, dass das Schiff Funken in seinem Kielsog hinterließ und eine Feuerspur durch den Ozean zog. Und es schien ihr, als würden Wills Hände das Gleiche auf ihrer Haut bewirken. Sie glühte, wo er sie berührte, und Tessa konnte die Stelle noch spüren, als seine Finger bereits weitergezogen waren.
Tastend glitten seine Hände tiefer, über ihr Mieder, sanft den Kurven ihrer Brüste folgend. Tessa schnappte nach Luft. Und dann umfing er ihre Taille und zog sie an sich, so fest, dass nichts ihre Körper mehr voneinander trennte.
Langsam beugte Will sich vor und presste seine Wange an Tessas. Sein warmer Atem an ihrem Ohr jagte ihr bei jedem Wort einen elektrisierenden Schauer durch den Körper: »Seit dem Tag, an dem ich dich kennenlernte, habe ich mich danach gesehnt, jeden Moment einer jeden Stunde in deiner Nähe zu sein. Aber das weißt du, nicht wahr? Das musst du
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