Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince
doch wissen. Habe ich recht?«
Tessa schaute zu ihm hoch, öffnete verwirrt die Lippen. »Ich muss was wissen?«
Doch Will stieß einen leisen Seufzer aus, als gäbe er sich geschlagen, und küsste sie. Seine Lippen waren weich, unglaublich weich. Seine vorherigen Küsse waren wild und verzweifelt gewesen und hatten nach Blut geschmeckt, doch dieser Kuss hier war anders: bewusst, fast gelassen, als würde er stumm mit ihr sprechen, als würde er mit jeder Berührung seiner Lippen Dinge sagen, die er nicht in Worte fassen konnte. Langsam setzte er eine Spur federleichter Schmetterlingsküsse auf ihren Mund, jeder so wohlplatziert und rhythmisch wie ein Herzschlag - und jeder schien zu sagen: Du bist kostbar, unersetzlich und begehrenswert.
Tessa schaffte es nicht länger, sich zurückzuhalten. Sie hob die Hände, umfasste seinen Nacken, schob ihre Finger durch seine dunklen, seidigen Locken und spürte seinen hämmernden Pulsschlag an ihrer Handfläche.
Der Griff seiner Hände um ihre Taille verstärkte sich, als er ihren Mund mit den Lippen erkundete. Er schmeckte nach sprudelnder Limonade, süß und prickelnd. Die Bewegung seiner Zunge, die sanft über ihren Mund streifte, sandte himmlische kleine Schauer durch Tessas gesamten Körper; ihre Knochen schienen zu schmelzen und ihre Nerven vibrierten.
Tessa sehnte sich danach, ihn an sich zu ziehen, aber er berührte sie so sanft, so unfassbar sanft - obwohl sie am Zittern seiner Hände und dem Hämmern seines Herzens genau spüren konnte, wie sehr er sie begehrte. Gewiss konnte jemand, dem sie auch nur einen Hauch weniger bedeutete, nicht mit solcher Sanftheit Vorgehen. All die Teile ihres gebrochenen Herzens, die während der vergangenen Wochen bei Wills Anblick wie scharfkantige Scherben tief in ihrem Inneren geschmerzt hatten, fügten sich nun nahtlos zusammen und verheilten. Tessa fühlte sich leicht und beschwingt, als würde sie schweben.
»Will«, wisperte sie an seinen Lippen. Sie sehnte sich so sehr danach, ihn enger an sich zu spüren, dass es ihr fast wie ein körperlicher Schmerz erschien - ein heißes Verlangen, das sich von ihrem Bauch ausbreitete, ihren Puls beschleunigte und ihre Haut zum Glühen brachte. »Will«, flüsterte sie, während sie ihre Hände in seinen Haaren verschränkte, »du brauchst nicht so vorsichtig sein. Ich werde schon nicht zerbrechen.«
»Tessa«, stöhnte er in ihren leicht geöffneten Mund, doch sie konnte das Zögern in seiner Stimme hören. Sanft knabberte sie an seinen Lippen, neckte ihn, bis es ihm den Atem verschlug. Er spreizte die Hände, die auf ihrer Taille ruhten, schob sie weiter nach hinten und presste Tessa an sich, während seine Selbstbeherrschung dahinschmolz und sich die Sanftheit allmählich in ein drängendes Verlangen verwandelte.
Ihre Küsse wurden heißer und fordernder, als könnten sie einander atmen, verzehren, mit Haut und Haaren verschlingen. Tessa wusste, dass sie tief in ihrer Kehle kleine, wimmernde Geräusche hervorbrachte, und dann schob Will sie zurück ... zurück gegen die Brüstung, auf eine Weise, die eigentlich hätte wehtun müssen, aber seltsamerweise keinen Schmerz verursachte. Seine Hände wanderten über das Mieder von Jessamines Kleid, zerdrückten die empfindlichen Seidenrosen. Wie aus weiter Ferne hörte Tessa, wie der Türknauf der Terrassentür gedreht wurde und die Flügel aufschwangen. Dennoch klammerten Will und sie sich aneinander, als zählte nichts anderes auf der Welt.
Dann ertönte Stimmengewirr und jemand meinte vorwurfsvoll: »Hab ich’s dir nicht gesagt, Edith? Hier siehst du, was passiert, wenn man von diesen rosafarbenen Getränken nippt.« Eine Sekunde später schloss sich die Tür wieder und Tessa hörte, wie sich die Schritte entfernten.
Widerstrebend löste sie sich von Will. »Oh, mein Gott«, stieß sie atemlos hervor. »Wie peinlich ...«
»Ist mir egal.« Will zog sie wieder an sich, schmiegte sich an ihren Hals, sein Gesicht glühend heiß auf ihrer kühlen Haut. Seine Lippen streiften ihren Mund. »Tess ...«
»Du sagst ständig meinen Namen«, murmelte sie, während sie ihm eine Hand auf die Brust legte und ihn leicht auf Abstand hielt, obwohl sie nicht wusste, wie lange sie ihn von sich fernhalten konnte. Denn ihr Körper sehnte sich nach ihm.
Die Zeit schien stillzustehen und jegliche Bedeutung zu verlieren - es gab nur noch diesen Moment, nur noch Will. Nie zuvor hatte Tessa etwas Vergleichbares empfunden und sie fragte sich, ob Nate wohl
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