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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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»Deine Schwester ... sie sieht dir sehr ähnlich.«
    Doch Will blieb stumm.
    Tessa, die neben Jem auf der harten Sitzbank saß, zitterte leicht. Ihre Kleidung war vom Schlamm durchnässt und ein kalter Wind pfiff durch die Fugen und Ritzen der Kutsche.
    Jem bückte sich, griff unter den Sitz und holte eine ausgefranste Wolldecke hervor, die er über Tessas und seine Beine ausbreitete.
    Tessa konnte die Wärme spüren, die von seinem Körper abstrahlte, als hätte er einen Fieberanfall. Sie unterdrückte das Bedürfnis, näher an ihn heranzurücken, um sich an ihm zu wärmen. »Ist dir nicht kalt, Will?«, fragte sie, doch Will schüttelte nur den Kopf, den Blick unverwandt auf die vorbeiziehende Moorlandschaft gerichtet. Tessa seufzte und schaute Hilfe suchend zu Jem.
    Jem verstand und wandte sich mit klarer, fester Stimme an seinen Freund: »Will, ich dachte ... ich dachte, deine Schwester sei tot.«
    Langsam drehte Will den Kopf vom Fenster weg und sah die beiden an. Dann lächelte er - ein fast gespenstisches Grinsen. »Meine Schwester ist tot«, erklärte er, und das war alles, was er zu diesem Thema zu sagen hatte.
    Den Rest der Strecke nach York legten sie schweigend zurück. Da Tessa in der Nacht zuvor kaum geschlafen hatte, fielen ihr immer wieder die Augen zu und sie versank in einen unruhigen Dämmerzustand, bis sie schließlich den Yorker Bahnhof erreichten. Wie in Trance kletterte sie aus der Kutsche und folgte den anderen zu dem Bahnsteig, von dem die Züge nach London abfuhren. Sie waren verspätet und hätten beinahe ihre Verbindung verpasst. Jem hielt Will und Tessa die Tür auf, während beide die Stufen hinaufstolperten, ehe er ihnen ins Abteil folgte. Später sollte Tessa sich daran erinnern, wie er ausgesehen hatte, als er sich mit einer Hand an der Tür festgehalten und ihnen zugerufen hatte, sich zu beeilen. Und auch daran, wie sie aus dem Fenster gestarrt hatte, während der Zug losruckelte und Gottshall auf dem Bahnsteig in Sicht kam, der ihnen mit seinen beunruhigend dunklen Augen nachschaute, den Hut tief in die Stirn gezogen. Alles andere verschwamm jedoch zu einer nebulösen Bilderfolge.
    Während der Zug durch die hügelige Landschaft ratterte und die Wolken den Himmel zunehmend verdunkelten, wollte sich kein Gespräch einstellen; stattdessen herrschte eine erschöpfte Stille. Tessa stützte das Kinn auf die Handfläche und lehnte den Kopf gegen die harte, kalte Glasscheibe. Grüne Hügel zogen am Fenster vorbei, dazwischen Ortschaften und Dörfer mit adretten, kleinen Bahnstationen, deren Namen in goldenen Lettern auf roten Schildern prangten. Kirchturmspitzen erhoben sich in der Ferne; Städte durchbrachen die Landschaft und verschwanden bald darauf wieder aus dem Blickfeld - das Ganze flog wie im Rausch dahin. Verschwommen nahm Tessa wahr, dass Jem seinem Freund etwas zuflüsterte - auf Lateinisch, wie sie vermutete: »Me specta, me specta!« Doch Will reagierte nicht darauf. Einige Zeit später wurde ihr bewusst, dass Jem das Abteil verlassen hatte, und sie warf Will einen Blick zu. Die Sonne, die in diesem Moment noch ein letztes Mal durch die dunkle Wolkendecke blitzte, verschwand nun hinter dem Horizont und verlieh dabei seiner Haut einen rosigen Ton, der so gar nicht zu dem leeren Ausdruck in seinen Augen passen wollte.
    »Will«, murmelte Tessa mit leiser, schläfriger Stimme. »Vergangene Nacht ...« Warst du sehr nett zu mir. Vielen Dank, wollte sie fortfahren, doch das harte Funkeln seiner blauen Augen versetzte ihr einen Stich.
    »Die vergangene Nacht hat es nie gegeben«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Bei diesen Worten setzte Tessa sich auf, beinahe hellwach. »Ach, wirklich? Wir sind also direkt vom Nachmittag zum nächsten Morgen übergegangen? Wie eigenartig, dass niemand sonst das bemerkt hat. Man sollte doch meinen, dass es sich um eine Art Wunder handelt - ein Tag ohne Nacht ...«
    »Stell meine Geduld nicht auf die Probe, Tessa.« Wills Hände, die auf seinen Knien lagen, waren zu Fäusten geballt und seine Fingernägel, unter denen noch immer dunkle Erde klebte, krallten sich in den Stoff seiner Hose.
    »Deine Schwester lebt«, sagte Tessa, wohl wissend, dass sie ihn damit provozierte. »Solltest du dich da nicht glücklich schätzen?«
    Will erbleichte. »Tessa ...«, setzte er an und beugte sich vor, als beabsichtigte er ... Ja, was eigentlich? Gegen die Fensterscheibe zu schlagen und diese zu zertrümmern? Oder sie bei den Schultern zu

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