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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Tunnel fuhr. Plötzlich wurde das Abteil in tiefe Dunkelheit getaucht und Tessa hatte erneut das überwältigende Gefühl, dass Will sie beobachtete und sein Blick wieder auf ihr ruhte.
    »Stimmt, in der Regel ist es auch verboten. Es sei denn, der Engelskelch wird dazu verwendet, die betreffende Irdische in eine Nephilim zu verwandeln. Das kommt zwar nicht oft vor, ist aber auch nicht vollkommen ausgeschlossen. Wenn der fragliche Schattenjäger eine Aszension für seine Auserwählte beantragt, ist der Rat verpflichtet, nach frühestens drei Monaten Bedenkzeit über diesen Antrag eine Entscheidung zu fällen. In der Zwischenzeit unterzieht sich die Irdische einem intensiven Studium, um die Schattenjägerkultur besser kennenzulernen ...« Jems Stimme wurde vom schrillen Pfiff der Dampfpfeife übertönt, als die Lokomotive wieder aus dem Tunnel hinausfuhr.
    Tessa warf Will einen raschen Blick zu, doch er schaute unverwandt aus dem Fenster - überhaupt nicht in ihre Richtung. Offenbar hatte sie sich das alles nur eingebildet ... »Vermutlich ist das keine schlechte Idee«, wandte sie sich nun an Jem. »Ich weiß inzwischen eine ganze Menge, da ich den Codex fast vollständig durchgelesen habe.«
    »Es wäre durchaus angemessen, dich auf eine solche Reise mitzunehmen«, fuhr Jem fort. »Als angehende Aszendierende würdest du sicherlich auch gern etwas über andere Institute außerhalb Londons erfahren.« Gespannt wandte er sich an Will: »Was hältst du davon?«
    »Diese Idee scheint mir so gut wie jede andere.« Will schaute noch immer aus dem Fenster. Die Landschaft jenseits der Scheibe wirkte inzwischen weniger grün, eher kahl und öde. Weit und breit waren keine Dörfer mehr zu erkennen, nur noch endlose Weiten mit graugrünem Grasbewuchs und schwarzem Felsgestein.
    »Wie viele Institute gibt es denn, ich meine außerhalb Londons?«, fragte Tessa.
    Jem begann, die einzelnen Institute an den Fingern abzuzählen: »In Großbritannien? London, York, eines in Cornwall in der Nähe von Tintagel, eines in Cardiff und eines in Edinburgh. Allerdings sind sie alle viel kleiner und dem Londoner Institut unterstellt, das wiederum Idris untersteht.«
    »Gideon Lightwood hat gesagt, er sei am Madrider Institut gewesen. Was um alles in der Welt hat er denn da gemacht?«
    »Höchstwahrscheinlich herumgefaulenzt«, spöttelte Will.
    »Sobald wir mit Vollendung des achtzehnten Lebensjahres unsere Schattenjägerausbildung abgeschlossen haben, sind wir dazu aufgefordert, auf Reisen zu gehen, eine Weile in anderen Instituten zu verbringen, Kultur und Sitten anderer Schattenjäger in fremden Ländern kennenzulernen«, erklärte Jem unbeirrt, als hätte er Wills Bemerkung überhaupt nicht gehört. »Auf der ganzen Welt gibt es Institute mit unterschiedlichen Kampftechniken und regionalen Kniffen und Tricks, die man lernen kann. Gideon war gerade mal ein paar Monate im Ausland. Wenn Benedict ihn so früh zurückgerufen hat, muss er fest davon überzeugt sein, dass ihm die Leitung des Instituts bald übertragen wird.« Jem zog eine besorgte Miene.
    »Aber da irrt er sich«, erwiderte Tessa fest, und weil der kummervolle Ausdruck in Jems Augen nicht weichen wollte, versuchte sie schnell, das Thema zu wechseln: »Wo liegt denn das Institut in New York?«
    »Wir können nicht alle Adressen von allen Instituten im Kopf haben, Tessa.« Ein seltsamer, gefährlicher Unterton schwang in Wills Stimme mit.
    Jem warf ihm einen prüfenden Blick zu und fragte: »Ist alles in Ordnung?«
    Langsam nahm Will den Hut ab und legte ihn auf den Sitz neben sich. Dann schaute er Jem und Tessa einen Moment ruhig an.
    Er war wunderschön - wie immer, überlegte Tessa, aber irgendein grauer blasser Schatten lag über seinen Zügen. Für jemanden, der so oft innerlich zu brennen schien, wirkten seinen Augen eigenartig gedämpft, erschöpft, als hätte er wie Sisyphos einen Felsblock einen steilen Hügel hinaufgewälzt.
    »Zu viel Alkohol letzte Nacht«, sagte Will schließlich.
    Tatsächlich, Will? Warum machst du dir überhaupt die Mühe? Ist dir denn nicht klar, dass wir längst im Bilde darüber sind, dass du lügst?!, hätte Tessa beinahe gesagt, doch ein Blick auf Jem ließ sie innehalten: Er musterte seinen Freund besorgt - sehr besorgt sogar, obwohl Tessa wusste, dass er Will diese Geschichte genauso wenig abnahm wie sie selbst.
    Nach einem Moment bemerkte Jem lediglich: »Ach, wenn es doch nur eine Rune der Nüchternheit gäbe.«
    »Wie wahr, wie wahr.«

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