Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
Vom Netzwerk:
Blumen. Außerdem spielte sie auch wieder auf dem Spinett im Musikraum, obwohl Will die Ansicht vertrat, ihr Gesang erinnere ihn immer an Church, wenn dieser in besonders jämmerlicher Stimmung war.
    »Nein, natürlich nicht«, räumte Charlotte hastig ein. »Ich meinte damit, dass er möglicherweise einen Punkt erreicht hat, an dem er nicht ständig an sie denken muss und die Erinnerung nicht wie eine schwere Bürde auf ihm lastet.«
    »Wir wüssten doch gar nicht, was wir mit Will anfangen sollten, wenn er einmal nicht mit düsterer Miene durch die Gegend liefe«, entgegnete Jessamine. »Außerdem kann ihm ohnehin nicht viel an seiner Familie gelegen haben, denn sonst hätte er sie erst gar nicht verlassen.«
    Bestürzt schnappte Tessa nach Luft: »Wie kannst du nur so etwas sagen! Du weißt doch gar nicht, warum er fortgegangen ist. Und du hast auch sein Gesicht nicht gesehen, dort draußen vor Ravenscar Manor ...«
    »Ravenscar Manor.« Charlotte starrte blind ins flackernde Kaminfeuer. »Ich hätte nicht gedacht, dass sie ausgerechnet dorthin ziehen würden ...«
    »Papperlapapp!«, schnaubte Jessamine und funkelte Tessa aufgebracht an. »Seine Familie lebt wenigstens noch. Außerdem wette ich, dass er kein bisschen betrübt war - seine Trauer war unter Garantie nur vorgetäuscht. Er schwindelt doch ständig.«
    Hilfe suchend schaute Tessa zu Jem, doch der musterte Charlotte mit einem harten, eindringlichen Blick.
    »Was meinst du mit ›ausgerechnet dorthin‹?«, fragte er scharf. »Hast du gewusst, dass Wills Familie den Wohnort gewechselt hat?«
    Schuldbewusst zuckte Charlotte zusammen und seufzte. »Jem, ich ...«
    »Es ist wichtig, Charlotte.«
    Charlotte warf einen Blick auf die kleine Blechdose auf ihrem Schreibtisch, in der sie ihre heiß geliebten Zitronenbonbons aufbewahrte. »Als Wills Eltern vor fünf Jahren hierherkamen, um ihn zu sprechen, und er sie fortschicken ließ ... Damals habe ich mit Engelszungen auf ihn eingeredet, damit er herunterkommt und ihnen zuhört, wenigstens für ein paar Minuten, aber er hat sich schlichtweg geweigert. Ich versuchte, ihm begreiflich zu machen, dass er sie nie Wiedersehen durfte, wenn er sie nun gehen ließe. Und außerdem sagte ich ihm, dass ich ihm keine Nachrichten über ihr Geschick überbringen dürfe. Daraufhin nahm Will meine Hand und sagte: ›Bitte versprich mir nur eines, Charlotte: Versprich mir, dass du es mir mitteilst, wenn sie tot sind.«‹ Charlotte blickte auf ihre Hände in ihrem Schoß; ihre Finger hatten sich in den Stoff ihres Kleides gekrallt. »Es war eine solch merkwürdige Bitte für einen Zwölfjährigen, dass ich ... einfach einwilligen musste.«
    »Also hast du Erkundigungen über das Wohlergehen von Wills Familie eingezogen?«, hakte Jem nach.
    »Ich habe Ragnor Fell damit beauftragt«, erklärte Charlotte. »Drei Jahre lang tat sich nichts Ungewöhnliches, aber im vierten Jahr kam er zu mir und teilte mir mit, die Familie Herondale sei umgezogen. Edmund Herondale, Wills Vater, hatte sein Haus beim Kartenspiel verloren. Das war alles, was Ragnor hatte herausfinden können. Die Herondales hatten ihr Haus verlassen müssen und waren ausgezogen, aber danach verlor sich ihre Spur.«
    »Hast du Will davon erzählt?«, fragte Tessa.
    »Nein.« Charlotte schüttelte den Kopf. »Er hatte mir das Versprechen abgenommen, ihn im Falle ihres Todes sofort in Kenntnis zu setzen, aber das war auch schon alles. Warum sollte ich seinen Kummer noch verschlimmern mit dem Wissen, dass seine Familie ihr Heim verloren hatte? In all den Jahren hat er sie auch nicht einmal mehr erwähnt. Daher nährte ich im Laufe der Zeit allmählich die Hoffnung, er hätte sie vergessen ...«
    »Er hat seine Familie nicht eine Sekunde lang vergessen.« Aus Jems Worten sprach eine derartige Gewissheit, dass Charlotte aufschaute und auch ihre Finger nicht länger nervös zuckten.
    »Ich hätte es nie tun dürfen«, murmelte sie. »Ich hätte ihm dieses Versprechen niemals geben dürfen. Es verstieß zudem gegen die Vorschriften ...«
    »Wenn Will sich etwas in den Kopf gesetzt hat ... wenn er sich etwas inniglich wünscht, dann kann er einem das Herz brechen«, bemerkte Jem leise.
    Einen Moment lang herrschte Stille. Charlottes Lippen waren fest zusammengepresst und ihre Augen schimmerten verdächtig. »Hat er denn wirklich nichts darüber gesagt, wohin er wollte, als er euch in King’s Cross allein zurückließ?«, fragte sie schließlich.
    »Nein«, erklärte Tessa.

Weitere Kostenlose Bücher