Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
Vom Netzwerk:
achtzig Kilo Muskeln und Knochen - viel zu schwer, als dass sie ihn hätte hochhieven können. Es sei denn ... »Wenn du mir nicht hilfst«, wandte Tessa sich an Jem, »dann schwöre ich, werde ich mich in dich verwandeln und ihn allein hochheben. Und dann sieht jeder, wie du in Frauenkleidern aussiehst.« Tessa fixierte ihn mit einem scharfen Blick. »Verstehst du das?«
    Quälend langsam schaute Jem zu ihr hinüber. Er machte nicht den Eindruck, als ob es ihn kümmerte, dass irgendwelche Ifrit ihn in einem Kleid sehen könnten; genau genommen machte er nicht den Eindruck, als ob er Tessa überhaupt wahrnahm. Es war das erste Mal, dass sie seine silbernen Augen ohne jedes Licht sah. »Verstehst du es denn?«, entgegnete er, bückte sich in die Koje, packte Will am Arm und zog ihn seitlich heraus, wobei er nicht allzu sanft mit ihm umging, sodass Wills Kopf hart gegen das Seitenteil des Betts schlug.
    Will stöhnte und öffnete die Augen. »Lasst mich ...«
    »Hilf mir, ihn auf die Beine zu bringen«, forderte Jem Tessa auf, ohne sie dabei anzublicken. Und dann mühten sie sich gemeinsam ab, Will aus der Koje zu hieven. Dabei wäre dieser fast gestürzt - es gelang ihm gerade noch, den Arm um Tessas Schultern zu schlingen, um das Gleichgewicht zu bewahren, während Jem den Waffengurt seines Freundes vom Haken nahm.
    »Sag mir, dass das kein Traum ist«, wisperte Will und schmiegte sein Gesicht an Tessas Hals.
    Erschrocken zuckte Tessa zusammen. Seine Wangen fühlten sich fiebrig heiß auf ihrer Haut an. Und dann streiften seine Lippen ihre Wangenknochen - immer noch so weich, wie sie sie in Erinnerung hatte. »Jem!«, flüsterte Tessa verzweifelt.
    Dieses Mal schaute Jem sofort auf; er war damit beschäftigt, sich Wills Waffengurt über seinen eigenen zu schnallen, und hatte eindeutig nichts von dem gehört, was Will gemurmelt hatte. Rasch bückte er sich, um Wills Füße in dessen Stiefel zu stopfen, und dann richtete er sich auf und legte sich den Arm seines Parabatai um die Schultern.
    Will schien höchst erfreut darüber. »Na, wunderbar«, nuschelte er. »Jetzt sind wir alle drei zusammen.«
    »Halt den Mund«, erwiderte Jem.
    Aber Will kicherte: »Hör mal, Carstairs, du hast nicht zufällig etwas Zaster dabei, oder? Normalerweise würde ich ja blechen, aber ich hab mich vollkommen verausgabt.«
    » Was hat er gerade gesagt?«, fragte Tessa verwirrt.
    »Er möchte, dass ich seine Rechnung bezahle.« Jem klang angespannt. »Komm. Schaffen wir ihn in die Kutsche. Dann geh ich anschließend noch mal zurück und begleiche seine Schulden.«
    Während sie sich zur Tür vorkämpften, hörte Tessa die Stimme des pferdefüßigen Mannes, die ihnen folgte, hoch und dünn wie Musik aus einer Rohrflöte, und die in einem schrillen Kichern endete:
    »Aber zu Hause, da wartet dein Mädel,
Schnappt sich ein Hackbeil
Und kappt dir den Schädel!«
    Selbst die rußige Luft von Whitechapel erschien Tessa klar und frisch im Vergleich zu dem süßlichen, beißenden Geruch der Schattendrogenhöhle. Sie taumelte beinahe die Stufen hinunter.
    Glücklicherweise stand die Kutsche noch immer am Straßenrand und Cyril schwang sich sofort vom Kutschbock herunter und eilte mit besorgter Miene auf sie zu. »Alles in Ordnung mit ihm?«, fragte er, nahm Wills Arm, der über Tessas Schulter lag, und hievte ihn hoch.
    Dankbar wand Tess sich aus Wills Griff; ihr Rücken hatte unter der Last bereits zu schmerzen begonnen.
    Wie nicht anders zu erwarten, schien Will davon jedoch überhaupt nicht angetan. »Lasst mich«, knurrte er plötzlich gereizt. »Ich kann alleine stehen.«
    Jem und Cyril tauschten einen Blick und traten dann beiseite.
    Will schwankte, hielt sich aber aufrecht und hob den Kopf. Der kalte Wind fegte ihm die verschwitzten Haare aus Nacken und Stirn und blies sie ihm in die Augen.
    Unwillkürlich musste Tessa an jenen Abend zurückdenken, an dem Will auf dem Dach des Instituts gestanden hatte: Und ich erblicke London, ein menschliches, Furcht einflößendes Wunder Gottes.
    Will heftete seine Augen, die blauer als blau funkelten, nun auf Jem. Seine Wangen waren gerötet, seine Züge engelsgleich. »Du hättest nicht hierherzukommen brauchen, um mich wie ein kleines Kind abzuholen«, sagte er. »Ich hatte mich eigentlich ganz prima amüsiert.«
    Jem erwiderte seinen Blick. »Hol dich der Teufel«, knurrte er und schlug seinen Parabatai so fest ins Gesicht, dass dessen Kopf zur Seite flog.
    Will konnte sich gerade noch auf den Beinen

Weitere Kostenlose Bücher