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Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)

Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)

Titel: Chroniken der Schattenkrieger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Fleming
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der ersten Zapfsäule an. Er war wohl der erste Kunde an diesem Morgen, wobei er nicht glaubte, dass diese etwas abgelegene Tankstation überhaupt viele Kunden anzog.
    Die Auswahl der im Shop angebotenen Artikel ließ zu wünschen übrig. Hier und da sah Jerry auf kleinen Regalen lieblos verteilte Chipspackungen und Getränkedosen. Vier Schokoladentafeln standen in einem zur Hälfte abgeschnittenen Karton und warteten wohl seit Wochen sehnsüchtig darauf, von jemandem gekauft und verzehrt zu werden. Einer Tafel erwies der ehemalige Polizist diesen Gefallen.
    Die Kasse war nicht besetzt. Mit regelmäßiger Kundschaft rechnete der Besitzer anscheinend nicht. An der Wand hing ein etwa fünfzehn Zoll großer Fernseher, der zwar ständig flimmerte, jedoch trotzdem ein angenehmes Bild zeigte.
    Ein noch recht jung aussehender Reporter ging einen Bürgersteig entlang und erzählte den Zuschauern mit gespielter Professionalität von einem bald anstehenden Ereignis. Es musste sich wohl um ein Stadtfest handeln, denn im Hintergrund erkannte Jerry das wilde Treiben mehrerer Ladenbesitzer, die die Vitrinen ihrer Geschäfte mit vielerlei farbigen Schlangen und sonstigem Schnickschnack schmückten. Diese Tankstelle könnte so etwas ebenfalls dringend gebrauchen, dachte Jerry, sprach den Gedanken aber nicht laut aus.
    „Entschuldigen Sie. Darf ich Sie für einen kurzen Augenblick von ihren Vorbereitungen ablenken und Ihnen ein paar Fragen stellen?“ Der junge Reporter blieb bei einem der Ladenbesitzer stehen und versuchte, ihn für ein kurzes Interview zu begeistern.
    „Natürlich. Selbstverständlich“, antwortete der ältere Mann mit langem grauen Bart. Er hieß Mike und war der Eigentümer eines Eisenwarengeschäfts. Die ihm und seinem Laden entgegengebrachte Aufmerksamkeit konnte er nicht abwehren. Es war für ihn eine willkommene Möglichkeit, den Zuschauern sein Geschäft zu präsentieren.
    „Was bedeutet das Sankt-Lukas-Fest für sie?“, stellte der Reporter seine erste Frage und hielt das Mikro dem grinsenden Mike entgegen. Dieser ergriff das Mikro und zog es nahe an seinen bärtigen Mund. Der etwas verwunderte Reporter schaute dem Treiben des Mannes zu und hörte sich an, was er zu sagen hatte.
    „Ich bin in dieser Stadt geboren und liebe Portland über alles. Das Sankt-Lukas-Fest ist ein fester Bestandteil der Kultur unseres Städtchens und fest in der Geschichte der Stadt verwurzelt. Nicht nur wir, die Anwohner, freuen uns jedes Jahr aufs Neue – auch die vielen Besucher lieben die Sankt-Lukas-Feier.“
    Jerry gefiel die begeisterte Rede des Mannes. Die schlichte und einfache Art des Eisenwarenverkäufers war ihm sympathisch.
    „Kann ich Ihnen behilflich sein?“ Eine junge Stimme erklang von der Seite. Jerrys Blick verließ den Fernseher und folgte dem Ursprung dieser Stimme. Der noch recht junge Tankwart kam gerade aus einem Nebenraum heraus und blickte den Besucher an.
    „Möglicherweise“, antwortete Jerry und schritt in Richtung des auf der Theke stehenden Kassengerätes. „Ich habe bei Ihnen getankt, an der Nummer 1.“
    Der Tankwart schlenderte nun ebenfalls gemütlich zum Kassenbereich und holte einen kleinen Schlüssel aus seiner Hemdtasche hervor.
    „Darf es sonst etwas sein, außer dem Sprit?“
    „Ja, diese Tafel Schokolade. Aber sonst habe ich bereits alles, was ich brauche, in meinem Wohnwagen“, antwortete ihm Jerry und versuchte so heiter wie möglich zu klingen. Sicherlich hätte er auch gerne ein interessantes Buch gekauft, das er an den Abenden hätte lesen können, um sich von den Strapazen des Fahrens zu erholen. Doch nach solchen Dingen suchte man in diesem Geschäft vergebens.
    „Ein schönes Gefährt“, sagte der Tankwart plötzlich, als er das Restgeld aus der Kasse nahm. „In meiner Kindheit habe ich jeden Sommer mit meinen Eltern in solchen Wagen verbracht. Wo geht’s denn hin – wenn ich mir die Frage erlauben darf?“, sagte der Jüngling und reichte Jerry das Wechselgeld.
    „Wohin?“ Jerry grübelte nach und konnte keine Antwort auf diese Frage geben. Er wusste selbst nicht, wohin ihn sein Abenteuer führen würde. Seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf den Fernseher. Der Reporter diskutierte immer noch mit dem älteren Mann. Jerry lächelte. „Nach Portland! Ja, da fahre ich hin. Wollte schon immer das Sankt-Lukas-Fest besuchen.“

* * *
    Der weiße Wohnwagen verließ die einsame Tankstelle und hinterließ eine Stabwolke. Der Rollsplitt knisterte laut unter

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