Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)
um mir zu imponieren. Zumindest machte er auf mich nicht den Eindruck, als wenn diese Arbeitsgemeinschaft genau das Richtige für ihn wäre. Ein robuster und eher tollpatschiger Kerl, dessen Umgangssprache zu wünschen übrig lässt, wäre meiner Meinung nach in einem anderen Kurs besser aufgehoben. Aber man soll die Menschen ja nicht nach ihrem Äußeren und ihrer Art zu reden beurteilen. Auch sein Kleidungsstil lässt zu wünschen übrig. Seine Vorliebe für karierte Hemden ist kaum zu übersehen. In einem Wald unter anderen Holzfällern wäre er wohl besser aufgehoben.
Daddy hat uns am Ende des Tages wieder von der Schule abgeholt, und abends sind wir zu viert essen gefahren.
Elias ist ein wirklich süßer Kerl. Er gefällt mir. Ich werde das Gefühl nicht los, dass Marri für seinen Bruder Aragon schwärmt.
Kapitel 7 – Der Neuanfang
New York. Das Jahr 2010. Sommer.
Jerrys Entschluss war längst gefallen. Er wollte nicht länger im Dschungel der Großstadt verweilen, auch wenn er sich mittlerweile an seinen Job und an die ihm lieb gewordenen Kollegen gewöhnt hatte.
Aber er musste einfach weg.
Schon seit langer Zeit fühlte er sich leer und ausgelaugt. Er kam sich wie ein wild wachsender Baum vor, den man aus seiner heimatlichen Erde herausgerissen und in einen Topf mit künstlichem Dünger gesteckt hatte.
Seine Umgebung störte ihn und machte ihn regelrecht krank – nicht nur seelisch, sondern auch körperlich –, was auch seine Kollegen zu spüren bekamen. Eine Erkältung folgte der nächsten, Kopfschmerzen beherrschten seinen Alltag und begünstigten seine Depressionen zusätzlich.
Alle Überredungskünste seiner Kollegen halfen nichts. Keiner, der ihm nahe stand, konnte ihn von seinem Plan abbringen und ihn vom Gegenteil überzeugen.
Seine Wohnung war längst gekündigt. Alle Sachen, die er für die Reise ins Unbekannte nicht brauchte, hatte er für kleines Geld verscherbelt oder einfach verschenkt. Der ihm noch übrig gebliebene Rest passte gerade in den weißen Wohnwagen, den er bis zum Dach vollgestopft hatte.
Mit einer fließenden Bewegung warf Jerry die quietschende Wagentür hinter sich zu und sog die frische Morgenluft tief in die Lungen ein. Die Sonne kam gerade hinter dem Horizont hervor und tauchte die noch schlafende Welt in ein warmes Gelb. Es war ein perfekter Tag, um das alte Leben hinter sich zu lassen und in die unbekannte Zukunft aufzubrechen. Er wusste zwar noch nicht, wohin ihn seine Reise führen würde, freute sich aber trotzdem auf den Tapetenwechsel.
Der Tank des Wagens war fast leer und lechzte regelrecht nach frischem Sprit. Den ersten Zwischenstopp würde er also an einer Tankstelle anlegen müssen.
Jerry stieg in die Fahrerkabine seines neuen, fahrbaren Zuhauses und richtete die Spiegel aus. Seine Position war ihm nicht ganz geheuer. Den größten Teil seines langjährigen Polizeidienstes hatte er hinter dem Steuer des Rennwagens verbracht, mit dem er an jeder sich bietenden Verfolgungsjagd teilgenommen hatte. Seine Spezialeinheit war gezielt für solche Einsätze ausgebildet worden. Nun saß er hinter einem fast doppelt so breiten Lenkrad auf einem geräumigen Sitz und konnte von seiner erhöhten Position aus ins Fahrzeuginnere anderer Verkehrsteilnehmer hineinschauen.
Er schaute nicht zurück. Er war kein Freund langer Abschiede. Langsam, aber zielsicher lenkte er den Wagen aus der Ausfahrt hinaus und bog auf die breite Fahrbahn ein. Seit Langem hatte er sich nicht mehr so frei gefühlt wie jetzt. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl überkam ihn, als er durchs Seitenfenster blickte und nichts außer der leeren Straße sah.
Er drehte den Lautstärkeregler seines Radios auf, und ein ebenso gut gelaunter Moderator der Morgensendung begrüßte ihn mit einem freundlichen „Guten Morgen an alle Frühaufsteher!“
Jerry grinste bis über beide Ohren. Ja, er hatte den richtigen Entschluss gefasst.
Es dauerte nicht lange, und er befand sich bereits auf der Schnellstraße. Eine Ausfahrt folgte der nächsten, eine Kreuzung der anderen. Ohne jegliche Logik nahm Jerry mal die rechte und das andere Mal die linke Ausfahrt. Er ließ sich von seinem Schicksal treiben und vertraute darauf, dass die Fügung die bessere Entscheidung für ihn treffen würde als sein Verstand.
Ein Straßenschild zeigte ihm, dass die nächste Tankstelle in einem Kilometer folgte. Erleichtert darüber, dass er seinen Wagen nun endlich volltanken konnte, bog er in die Einfahrt ein und hielt bei
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