Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones

Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
Vom Netzwerk:
vor Schmerz oder aus Verblüffung. Doch sie hörte nur ein leises, dumpfes Geräusch, als Jace mit den Füßen auf festem Boden landete. »Alles in Ordnung«, rief er mit gedämpfter Stimme nach oben. »Spring runter. Ich fang dich auf.«
    Clary sah kurz zu Raphael hinüber. »Danke für deine Hilfe.«
    Der Junge schwieg und hielt ihr nur die Hand hin. Clary ergriff sie und stützte sich daran ab, während sie sich in die richtige Position über dem Schacht brachte. Seine Finger waren kalt und er ließ sie los, als sie sich in das Loch im Boden gleiten ließ. Ihr Fall dauerte nur eine Sekunde und Jace fing sie auf, wobei ihr Kleid nach oben rutschte und seine Hände ihre nackten Beine streiften. Fast unmittelbar danach gab er sie wieder frei. »Alles in Ordnung?«
    Rasch zerrte sie ihr Kleid herunter, froh, dass er sie in der Dunkelheit nicht sehen konnte. »Mir geht’s gut.«
    Jace zog das schwach leuchtende Engelsschwert aus dem Gürtel und hielt es hoch, sodass der langsam stärker werdende Lichtschein ihre Umgebung erhellte. Sie befanden sich in einem niedrigen Raum, dessen Betonboden an mehreren Stellen geborsten war. In den Rissen hatte sich Dreck gesammelt und Clary konnte erkennen, dass schwarze Ranken die Wände hinaufkrochen. Ein Durchgang ohne Tür führte in den nächsten Raum.
    Ein lautes Plumpsgeräusch ließ sie erstarren. Als sie sich umdrehte, entdeckte sie Raphael, der wenige Schritte hinter ihr gelandet war. Er war ihnen durch den Schacht gefolgt, richtete sich nun auf und grinste irre.
    Jace funkelte ihn wütend an. »Ich hab dir doch gesagt …«
    »Ich weiß.« Raphael winkte herablassend ab. »Und was willst du dagegen tun? Ich kann weder den Weg zurücknehmen, auf dem wir reingekommen sind, noch kannst du mich hier zurücklassen, wo mich die Untoten finden, oder?«
    »Warum eigentlich nicht?«, erwiderte Jace. Er wirkte müde, stellte Clary überrascht fest. Die Schatten unter seinen Augen waren tiefer und dunkler als sonst.
    Raphael zeigte in eine Richtung. »Wir müssen da lang, zur Treppe. Die Vampire sind in den oberen Geschossen des Hotels. Ihr werdet schon sehen.« Er schob sich an Jace vorbei durch den schmalen Durchgang. Jace sah ihm nach und schüttelte den Kopf.
    »Allmählich entwickle ich einen richtigen Hass auf Irdische«, sagte er.
     
    Das Kellergeschoss des Hotels bestand aus einem Labyrinth von unübersichtlichen Fluren, die in leere Vorratsräume führten, in eine verlassene Waschküche – wo sich stockfleckige Handtücher in verrotteten Weidenkörben stapelten – und sogar in eine gespenstische Küche, deren Edelstahlanrichten sich in der Dunkelheit verloren. Die meisten Treppen, die in die oberen Geschosse führten, waren verschwunden – nicht verfallen und zusammengebrochen, sondern bewusst zertrümmert und zu Brennholzstapeln an den Mauern aufgeschichtet. Kleine Fetzen einst kostbarer Perserteppiche hingen wie pelziger Schimmelbelag an den Holzresten.
    Die zerstörten Stufen verblüfften Clary. Was haben Vampire gegen Treppen? , fragte sie sich.
    Nach einigem Suchen fanden sie eine noch unversehrte Stiege, tief versteckt hinter der Waschküche. Die Dienstmädchen mussten sie in den Zeiten vor der Erfindung des Aufzugs zum Wäschetransport benutzt haben. Eine dicke Staubschicht lag auf den Stufen, wie eine Lage grauen Pulverschnees, die Clary zum Husten reizte.
    »Schhh«, zischte Raphael. »Sie könnten dich hören. Wir sind jetzt in der Nähe ihrer Schlafquartiere.«
    »Und woher willst du das wissen?«, flüsterte sie zurück. Schließlich sollte er gar nicht hier sein. Woher nahm er das Recht, ihr eine Lektion über Lärmvermeidung erteilen zu wollen?
    »Ich kann es fühlen.« In einem seiner Augenwinkel zuckte ein Muskel und sie erkannte, dass er genauso viel Angst hatte wie sie. »Du etwa nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf. Sie spürte gar nichts, abgesehen von dieser seltsamen Kälte; nach der drückenden Schwüle draußen in der Gasse spürte sie die Kühle im Inneren des Hotels umso deutlicher.
    Am oberen Ende der Treppe befand sich ein Absatz mit einer Tür, auf der, in kaum noch lesbaren Buchstaben, das Wort »Foyer« geschrieben stand. Die Tür knarrte in den rostigen Angeln, als Jace sie aufdrückte. Clary machte sich auf das Schlimmste gefasst …
    Doch der Raum dahinter war leer. Sie standen in einer großen Eingangshalle, deren vermoderter Teppichboden an manchen Stellen weggerissen war und den Blick auf die darunter liegenden faulenden Holzdielen

Weitere Kostenlose Bücher