Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones
Dusche hatten einen Großteil der Asphaltsteinchen herausgespült, die sich in ihre Haut gegraben hatten. Doch Clary fühlte sich noch immer völlig zerschlagen.
Alec hockte wie eine düstere Gewitterwolke auf der Fensterbank und zog ein finsteres Gesicht, als er Clary hereinkommen sah. »Ach, du bist’s.«
Clary ignorierte ihn. »Hodge lässt ausrichten, er ist auf dem Weg hierher«, wandte sie sich an Simon und Jace. »Er hofft, dass ihr bis dahin an eurem schwach flackernden Lebenslicht festhalten könnt – oder so was Ähnliches.«
»Ich wünschte, er würde sich beeilen«, erwiderte Jace verärgert. Er saß aufrecht im Bett, gegen einen Stapel dicke weiße Kissen gelehnt, und trug noch immer seine schmutzigen Sachen.
»Warum? Tut es sehr weh?«, fragte Clary.
»Nein. Ich habe eine hohe Schmerzschwelle. Genau genommen ist es keine Schwelle, sondern ein großes, geschmackvoll eingerichtetes Foyer. Aber ich langweile mich schnell.« Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Weißt du noch, wie du mir im Hotel versprochen hast, wenn wir jemals lebend da rauskämen, würdest du eine Schwesterntracht anziehen und mich von Kopf bis Fuß abseifen?«
»Ich glaube, da hast du dich verhört«, erwiderte Clary. »Es war Simon, der dir das versprochen hat.«
Jace blickte unwillkürlich zu Simon hinüber, der ihm ein breites Grinsen schenkte und beteuerte: »Sobald ich wieder auf den Beinen bin, Süßer.«
»Ich wusste, wir hätten dafür sorgen sollen, dass du eine Ratte bleibst«, sagte Jace.
Clary lachte und ging zu Simon, der sich in einem Berg von Kissen und mit dicken Decken über den Beinen sichtlich unwohl fühlte. Vorsichtig setzte sie sich auf die Bettkante. »Wie geht’s dir?«
»Ich fühl mich wie jemand, der mit einer Käseraspel massiert wurde«, erwiderte Simon und verzog das Gesicht, als er die Beine anzog. »Ein Knochen in meinem Fuß ist gebrochen. Der Fuß war dermaßen angeschwollen, dass Isabelle meinen Schuh aufschneiden musste.«
»Freut mich, dass sie sich so aufopfernd um dich kümmert«, sagte Clary mit einem Hauch von Spott in der Stimme.
Simon beugte sich vor, ohne die Augen von ihr zu nehmen. »Ich muss mit dir reden, Clary.«
Clary nickte zögernd. »Ich geh gleich auf mein Zimmer. Komm einfach nach, wenn Hodge dich behandelt hat, okay?«
»Klar.« Zu ihrer großen Überraschung beugte er sich noch weiter vor und küsste sie auf die Wange. Es war ein Schmetterlingskuss, seine Lippen streiften sie nur zart, doch als sie sich aufrichtete, spürte sie, dass sie errötete. Wahrscheinlich, weil uns die anderen so seltsam anstarren, dachte sie und ging hinaus.
Als sie die Tür des Krankenzimmers hinter sich zugezogen hatte, berührte sie verwirrt ihr Gesicht. Ein flüchtiger Kuss auf die Wange hatte keine große Bedeutung, doch dieses Verhalten war sehr ungewöhnlich für Simon. Vielleicht wollte er Isabelle eifersüchtig machen? Männer, dachte Clary, sie wurde einfach nicht schlau aus ihnen. Und dann erst Jace, der seine Verwundeter-Prinz-Nummer abzog! Sie war gegangen, ehe er sich über die Anzahl der Webfäden in seiner Bettwäsche beschweren konnte.
»Clary!«
Überrascht drehte sie sich um. Alec rannte mit federnden Schritten hinter ihr her den Gang entlang und holte sie schließlich ein. »Ich muss mit dir reden.«
Erstaunt sah sie ihn an. »Worüber?«
Er zögerte. Mit seiner hellen Haut und den dunkelblauen Augen war er ebenso attraktiv wie seine Schwester, doch im Gegensatz zu Isabelle tat er alles, um sein Äußeres nicht noch zu betonen. Dazu zählten auch der ausgefranste Pullover und die gestutzten Haare, die aussahen, als hätte er sie im Dunkeln geschnitten. Er schien sich in seiner Haut nicht wohlzufühlen. »Ich denke, du solltest das Institut besser verlassen. Geh nach Hause«, sagte er.
Sie wusste, dass er sie nicht mochte, aber trotzdem traf diese Bemerkung sie wie eine Ohrfeige. »Alec, als ich das letzte Mal zu Hause war, wimmelte es dort von Forsaken. Und Ravenern. Mit Giftzähnen. Ich würde nichts lieber tun, als nach Hause zurückzukehren, aber …«
»Du musst doch irgendwelche Verwandte haben, bei denen du wohnen kannst.« In seiner Stimme schwang leichte Verzweiflung mit.
»Nein. Außerdem will Hodge, dass ich bleibe«, erwiderte sie kurz angebunden.
»Das kann er unmöglich wollen. Nicht nach dem, was du getan hast …«
»Was habe ich denn getan?«
Er schluckte. »Du hast dafür gesorgt, dass Jace fast getötet wurde.«
»Ich habe was? Wovon redest
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