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Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones

Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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zu sagen. Er war ihr stets als ein großer Mann erschienen, doch im Vergleich zu seinem Besucher wirkte er klein und gebückt. »Valentin«, stammelte er schließlich. »Ich hatte dich nicht so schnell erwartet.«
    Valentin. Trotz seiner dunklen Augen besaß er nur noch wenig Ähnlichkeit mit dem gut aussehenden Jungen auf dem Foto, dachte Clary. Sein Gesicht sah völlig anders aus, als sie erwartet hatte: Er wirkte beherrscht, verschlossen, in sich gekehrt – die Züge eines Priesters, mit sorgenvollen Augen. Unter den schwarzen Ärmeln seines maßgeschneiderten Anzugs ragten tiefe weiße Narben hervor, die vom jahrelangen Gebrauch der Stele zeugten. »Ich hatte dir doch gesagt, dass ich durch ein Portal zu dir kommen würde«, erwiderte er. Seine volltönende Stimme klang seltsam vertraut. »Hast du mir etwa nicht geglaubt?«
    »Doch. Ich dachte nur … du würdest Pangborn oder Blackwell schicken, statt selbst zu kommen.«
    »Glaubst du ernsthaft, ich würde sie entsenden, um den Kelch zu holen? Ich bin kein Narr. Ich weiß, was für eine Verlockung er darstellt.« Valentin streckte eine Hand aus und Clary sah, dass an seinem Finger ein Ring glänzte – das Gegenstück zu Jace’ Ring. »Gib mir den Kelch.«
    Doch Hodge rührte sich nicht. »Zuerst gib mir das, was du mir versprochen hast.«
    »Du traust mir nicht, Starkweather?« Valentin lächelte amüsiert. »Ich werde meinen Teil der Abmachung halten. Geschäft ist schließlich Geschäft. Obwohl ich allerdings sagen muss, dass ich überrascht war, als ich deine Nachricht erhielt. Ich hätte nicht gedacht, dass dir ein Leben in innerer Einkehr – um es mal so zu formulieren – missfallen würde. Du warst schließlich nie ein Freund von Krieg und Schlachtengetümmel.«
    »Du weißt nicht, wie das ist«, erwiderte Hodge zischend. »Ständig in Angst und Schrecken leben zu müssen …«
    »Das ist wohl wahr – das weiß ich nicht.« Valentins Stimme war so betrübt wie der Ausdruck in seinen Augen, als hätte er Mitleid mit Hodge. Doch in seinem Blick lag auch Verachtung. »Wenn du nicht vorhast, mir den Kelch zu geben, hättest du mich nicht rufen sollen«, tadelte er.
    Hodges Kiefer zuckte. »Es ist nicht einfach, das zu verraten, woran man glaubt – diejenigen zu hintergehen, die einem vertrauen.«
    »Meinst du die Lightwoods oder ihre Kinder?«
    »Beide«, sagte Hodge.
    »Ah, die Lightwoods.« Valentin streckte die Hand aus und strich über den Messingglobus auf dem Schreibtisch; seine langen Finger zeichneten die Umrisse von Kontinenten und Ozeanen nach. »Aber was schuldest du ihnen eigentlich? Dir wurde die Strafe zuteil, welche die Lightwoods verdient hatten. Hätten sie nicht Beziehungen in die höchsten Kreise des Rats gehabt, wären sie mit dir zusammen verflucht worden. Doch sie kommen und gehen, wie es ihnen gefällt; sie spazieren unter der Sonne wie alle anderen. Und sie können jederzeit nach Hause.« Er betonte den Ausdruck »nach Hause«, legte sämtliche Gefühle hinein, die diese Worte weckten. Sein Finger verharrte reglos auf dem Globus. Clary war sich sicher, dass er die Stelle berührte, an der Idris lag.
    Hodge schaute betreten zur Seite. »Sie haben nur das getan, was jeder andere auch getan hätte.«
    »Einen Freund an seiner statt leiden zu lassen? Du hättest so was nicht getan. Und ich hätte es auch nicht getan. Es muss dich doch mit Bitterkeit erfüllen, Starkweather, dass sie dich so einfach deinem Schicksal überließen …«
    Hodges Schultern bebten. »Aber die Kinder tragen keine Schuld. Sie haben nichts getan …«
    »Ich wusste gar nicht, dass du so ein großer Freund von Kindern bist, Starkweather«, bemerkte Valentin, als amüsiere ihn der Gedanke.
    Hodges Atem ging rasselnd. »Jace …«
    »Kein Wort über Jace.« Zum ersten Mal klang Valentin wütend. Er betrachtete die reglose Gestalt auf dem Boden. »Er blutet«, stellte er fest. »Warum?«
    Hodge presste den Kelch an seine Brust; seine Fingerknöchel standen weiß hervor. »Das ist nicht sein Blut. Er ist zwar bewusstlos, aber unverletzt.«
    Valentin hob den Kopf und lächelte zuckersüß. »Ich frage mich, was er wohl von dir halten wird, wenn er erfährt, was du getan hast«, sagte er. »Betrug ist nie schön, aber ein Kind zu hintergehen – das ist doppelter Betrug, findest du nicht auch?«
    »Du wirst ihm nicht wehtun«, flüsterte Hodge. »Du hast geschworen, dass du ihn nicht verletzen wirst.«
    »Ich habe nichts dergleichen geschworen«, erwiderte

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