Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones

Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
Vom Netzwerk:
mit Simon sprach, konnte sie Lukes besorgten Blick auf sich spüren. Genauso hatte er sie damals angesehen, als sie mit elf Jahren eine schwere Grippe hatte und ihr Fieber einfach nicht sinken wollte. Er hatte ihr Eiswürfel zum Lutschen gebracht, ihr aus ihren Lieblingsbüchern vorgelesen und dabei alle Stimmen gesprochen. »Du hast recht«, riss Simons Stimme sie aus ihren Erinnerungen. »Es ist ein Gebäude. Oder besser, es war eines – und ist heute verlassen.«
    Fast wäre ihr das Telefon aus den schweißfeuchten Fingern gerutscht. Sie umklammerte den Hörer fester. »Erzähl mal mehr darüber.«
     
    »Renwick Smallpox Hospital war das berühmteste aller Irrenhäuser, Schuldnergefängnisse und Krankenhäuser, die während des neunzehnten Jahrhunderts auf Roosevelt Island erbaut wurden«, las Simon pflichtbewusst vor. »Vom Architekten Jacob Renwick entworfen, diente es als Quarantänestation für die ärmsten Opfer der unkontrollierbaren Pockenepidemie, die Manhattan heimsuchte. Fast alle, die dieses makabre neugotische Gebäude betraten, starben innerhalb seiner Mauern. Im Laufe des nächsten Jahrhunderts wurde das Hospital aufgrund seines schlechten baulichen Zustands aufgegeben. Der Zugang zu den Ruinen ist heute verboten.«
     
    »Okay, das genügt«, sagte Clary mit klopfendem Herzen.
    »Das muss es sein. Roosevelt Island? Lebt da denn überhaupt noch jemand?«
    »Nicht alle von uns sind mit einem goldenen Löffel im Mund geboren, Prinzesschen«, sagte Simon mit gespieltem Sarkasmus. »Wie auch immer – braucht ihr mich noch mal als Fahrer oder für was anderes?«
    »Nein! Alles okay hier, wir brauchen nichts. Ich musste nur ein paar Informationen haben.«
    »Wie du meinst.« Simon klang ein wenig gekränkt, dachte Clary. Doch dann sagte sie sich, dass es so besser sei – er saß heil und gesund zu Hause und darauf kam es letztlich an. Sie beendete das Telefonat und wandte sich an Luke. »Am Südende von Roosevelt Island gibt es ein verlassenes Hospital namens Renwicks. Meiner Meinung nach steckt Valentin dort.«
    Luke schob seine Brille wieder die Nase hinauf. »Blackwell’s Island. Natürlich.«
    »Wieso Blackwell’s Island? Ich sagte …«
    Er schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab. »So hat man Roosevelt Island früher genannt – Blackwell’s. Es gehörte einer alten Schattenjäger-Familie. Ich hätte daran denken müssen.« Er drehte sich zu Gretel um. »Hol Alaric. Wir brauchen das ganze Rudel hier, und zwar so schnell wie möglich.« Sein Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln, das Clary an jenes kalte Grinsen erinnerte, das Jace’ Lippen kurz vor einem Kampf umspielte. »Sag ihnen, sie sollen sich auf eine Schlacht vorbereiten.«
     
    Ihr Weg hinauf zur Straße führte sie durch ein weitläufiges Labyrinth aus Zellen und Korridoren, die sich letztlich zu einem Raum öffneten, der einst der Eingangsbereich einer Polizeiwache gewesen war. Das Gebäude war inzwischen verlassen; in der schräg einfallenden Nachmittagssonne warfen die leeren Tische und die Umkleideschränke mit ihren Vorhängeschlössern und Termitenlöchern eigenartige Schatten. Auf den gesprungenen Bodenfliesen las Clary das Motto der New Yorker Polizei: Fidelis ad Mortem.
    »Treu bis in den Tod«, übersetzte Luke, der ihrem Blick gefolgt war.
    »Lass mich raten«, meinte Clary. »Im Inneren ist es eine verlassene Polizeiwache, aber von außen sehen die Irdischen nur ein abbruchreifes Mietshaus oder ein leeres Baugrundstück oder …«
    »Eigentlich sieht es von außen aus wie ein chinesisches Restaurant«, erklärte Luke. »Alle Gerichte nur zum Mitnehmen, kein Restaurantbetrieb.«
    »Ein chinesisches Restaurant?«, wiederholte Clary ungläubig.
    Luke zuckte die Achseln. »Tja, wir sind nun mal in Chinatown. Das hier war einst die Wache des Zweiten Bezirks.«
    »Die Leute finden es wahrscheinlich ziemlich eigenartig, dass es keine Telefonnummer für Essensbestellungen gibt.«
    »Doch, die gibt es«, sagte Luke grinsend. »Wir gehen allerdings nicht sehr oft ans Telefon. Nur manchmal, wenn sie sich langweilen, liefern ein paar von den Wölflingen Schweinefleisch süßsauer aus.«
    »Du machst Witze.«
    »Ganz und gar nicht. Außerdem können wir die Trinkgelder gut gebrauchen.« Damit öffnete er die Vordertür und strahlendes Sonnenlicht erfüllte den Raum.
    Clary war sich immer noch nicht sicher, ob er sie auf den Arm genommen hatte, und folgte Luke über die Baxter Street zu

Weitere Kostenlose Bücher