Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones

Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
Vom Netzwerk:
gab und ihre Mutter nie von ihm sprach, und begann, an ihren eigenen Worten zu zweifeln.
    »Nicht unbedingt«, meinte Jace, »wir haben alle unsere Geheimnisse.«
    »Luke, unser Freund«, fiel Clary ein, »der könnte es wissen.« Beim Gedanken an Luke erschrak sie; ihr schlechtes Gewissen meldete sich siedend heiß. »Das Ganze ist schon drei Tage her – er ist bestimmt verrückt vor Sorge. Kann ich ihn anrufen, habt ihr ein Telefon?« Sie blickte Jace an. »Bitte.«
    Jace zögerte und schaute zu Hodge hinüber; der nickte und räumte seinen Platz am Schreibtisch. Hinter ihm stand ein aus Kupfer getriebener Globus, der allerdings nicht ganz so aussah wie die Weltkugeln, die Clary kannte; die Umrisse der Länder und Kontinente waren irgendwie anders. Daneben thronte ein altmodisches schwarzes Telefon mit silberner Wählscheibe. Clary nahm den Hörer in die Hand; das vertraute Freizeichen war für sie wie Balsam.
    Nach dem dritten Klingeln nahm Luke ab. »Hallo?«
    »Luke!« Sie ließ sich gegen den Schreibtisch sinken. »Ich bin’s, Clary.«
     
    »Clary.« Sie hörte Erleichterung aus seiner Stimme heraus, aber noch etwas anderes, das sie nicht einordnen konnte. »Ist alles in Ordnung mit dir, Clary?«
    »Es geht mir gut. Tut mir leid, dass ich mich nicht früher gemeldet habe. Luke, meine Mom …«
    »Ich weiß. Die Polizei war hier.«
    »Also hat sie sich nicht bei dir gemeldet.« Damit schwand auch die letzte Hoffnung, ihre Mutter könnte aus der Wohnung entkommen sein und sich irgendwo versteckt halten. Denn dann hätte sie sich auf jeden Fall bei Luke gemeldet. »Was sagt die Polizei?«
    »Nur, dass sie vermisst wird.« Schaudernd dachte Clary an die Polizistin mit der Skeletthand. »Wo steckst du?«, fragte Luke.
    »In der Stadt«, sagte Clary, »aber ich weiß nicht genau, wo. Bei ein paar Freunden. Mein Portemonnaie ist weg. Falls du noch Geld hast, könnte ich ein Taxi zu dir nehmen …«
    »Nein«, sagte Luke kurz angebunden.
    Der Hörer rutschte ihr aus der verschwitzten Hand; sie fing ihn wieder auf. »Was?«
    »Nein«, sagte er, »das ist zu gefährlich. Du kannst nicht hierherkommen.«
    »Warum rufen wir nicht …«
    »Hör zu.« Seine Stimme klang hart. »Ich weiß nicht, in welch dunkle Geschäfte deine Mutter da hineingeraten ist, aber das Ganze hat nichts mit mir zu tun. Du bleibst am besten dort, wo du jetzt bist.«
    »Ich will aber nicht hierbleiben.« Sie bemerkte, dass ihre Stimme weinerlich klang wie die eines Kindes. »Ich kenn diese Leute hier gar nicht. Du …«
    »Clary, ich bin nicht dein Vater. Das habe ich dir schon mal gesagt.«
    Brennende Tränen stiegen ihr in die Augen. »Tut mir leid. Ich wollte nur …«
    »Ruf mich nicht noch mal an. Ich hab genug eigene Probleme und kann mich nicht auch noch mit deinen beschäftigen«, erwiderte er und legte auf.
     
    Mutlos starrte sie den Hörer an; das Freizeichen summte an ihrem Ohr wie eine wütende Wespe. Sie wählte Lukes Nummer erneut und wartete. Diesmal sprang der Anrufbeantworter an. Sie knallte den Hörer auf die Gabel; ihre Hände zitterten.
    Jace lehnte gegen Alecs Sessel und beobachtete sie. »Ich gehe mal davon aus, dass er über deinen Anruf nicht gerade begeistert war, oder?«
    Clary hatte das Gefühl, dass sich ihr Herz bis auf die Größe einer Walnuss zusammenzog, sich zu einem kleinen Stein in ihrer Brust verhärtete. Ich werde nicht heulen, dachte sie, nicht vor diesen Leuten.
    »Ich glaube, ich muss mich mal mit Clary unterhalten«, sagte Hodge. »Unter vier Augen«, fügte er bestimmt hinzu, als er Jace’ Gesichtsausdruck bemerkte.
    Alec erhob sich. »Okay, wir gehen dann mal.«
    »Das ist nicht fair«, protestierte Jace. »Ich war es, der sie gefunden hat. Ich habe ihr das Leben gerettet! Du willst doch, dass ich hierbleibe, oder?«, wandte er sich eindringlich an Clary.
    Clary schaute zur Seite; hätte sie auch nur den Mund geöffnet, wäre sie sofort in Tränen ausgebrochen. Wie durch dichten Nebel hörte sie Alec lachen.
    »Komm schon, Jace, nicht jeder will dich ständig und überall um sich haben.«
    »Mach dich nicht lächerlich«, hörte sie Jace sagen, doch er klang enttäuscht. »Okay. Wir sind in der Waffenkammer.«
    Der Klang der Tür, die ins Schloss fiel, hatte etwas Endgültiges. Clarys Augen brannten, wie jedes Mal, wenn sie ihre Tränen zu lange zurückzuhalten versuchte. Verschwommen zeichnete sich Hodges Gestalt turmhoch und grau vor ihr ab. »Komm, setz dich«, sagte er. »Hier, auf das

Weitere Kostenlose Bücher