Chroniken der Unterwelt Bd. 1 City of Bones
sich Clarys Magen zusammen und ihr Appetit verschwand.
Der Aufzug kam mit einem Zischen zum Stehen und sie befanden sich wieder in dem Foyer, von dem aus sie aufgebrochen waren. Jace zog seine Jacke aus, warf sie über die Rückenlehne eines Stuhls, der in der Nähe stand, und pfiff durch die Zähne. Nach ein paar Sekunden tauchte Church auf. Er schlich dicht über den Boden und seine gelben Augen funkelten in der staubigen Luft. »Church«, sagte Jace und kniete sich hin, um den blauen Kopf des Katers zu streicheln.
»Wo ist Alec, Church? Wo ist Hodge?«
Church machte einen Buckel und miaute. Jace rümpfte die Nase, was Clary unter anderen Umständen vielleicht süß gefunden hätte. »Sind sie in der Bibliothek?« Er stand auf und Church schüttelte sich, trottete ein Stück den Korridor entlang und schaute dann über die Schulter zurück. Jace ging dem Kater nach, als sei es das Natürlichste der Welt, und bedeutete Clary und Simon mit der Hand, ihm zu folgen.
»Ich mag keine Katzen«, sagte Simon und stieß gegen Clarys Schulter, als sie sich ihren Weg durch den engen Korridor bahnten.
»Wie ich Church kenne«, meinte Jace, »mag er dich höchstwahrscheinlich auch nicht.«
Sie befanden sich in einem der Flure, von denen die Gästezimmer abgingen. Simon zog die Augenbrauen hoch. »Wie viele Leute wohnen hier eigentlich?«
»Es ist ein Institut«, entgegnete Clary. »Ein Ort, an dem Schattenjäger wohnen können, wenn sie in der Stadt sind. Eine Art Kombination aus Zufluchtsort und Forschungseinrichtung.« »Ich dachte, es sei eine Kirche.«
»Es ist in einer Kirche.«
»Klar, das ist ja auch überhaupt nicht verwirrend.« Trotz Simons lässigen Tonfalls konnte sie hören, wie angespannt er war. Statt ihn zum Schweigen zu bringen, griff sie nach seiner Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen, die sich kalt und feucht anfühlten. Er erwiderte die Geste, indem er ihre Hand dankbar drückte.
»Ich weiß, dass es seltsam klingt«, sagte sie leise, »aber du musst dich einfach darauf einlassen. Vertrau mir.«
Simons dunkle Augen schauten ernst. »Dir vertraue ich ja«, sagte er, »aber ich vertraue ihm nicht.« Er blickte zu Jace, der ein paar Meter vor den beiden ging und sich offenbar mit dem Kater unterhielt. Clary fragte sich, worüber sie wohl sprachen.
Über Politik? Die Oper? Die hohen Thunfischpreise? »Versuch es bitte«, sagte sie. »Er ist im Augenblick meine einzige Chance, Mom zu finden.«
Ein kalter Schauer lief Simon über den Rücken. »Dieser Ort ist mir unheimlich«, flüsterte er.
Clary erinnerte sich, wie sie sich gefühlt hatte, als sie an diesem Morgen hier entlanggegangen war – als sei alles gleichzeitig fremd und vertraut. Simon empfand natürlich nichts von dieser Vertrautheit, nur das Seltsame, Fremde und Feindselige. »Du brauchst nicht bei mir zu bleiben«, sagte sie, obwohl sie während der U-Bahn-Fahrt bei Jace durchgesetzt hatte, dass Simon mitkommen konnte. Sie hatte Jace darauf hingewiesen, dass Simon Luke schließlich drei Tage lang beobachtet hatte und vielleicht etwas wusste, das ihnen weiterhelfen könnte.
»Doch«, sagte Simon, »das muss ich.« Er ließ ihre Hand los, als sie durch eine Tür gingen und plötzlich in einer Küche standen. Es war eine riesige Küche und im Gegensatz zum Rest des Instituts sehr modern, mit Anrichten aus Stahl und verglasten Regalen, in denen sich jede Menge Geschirr befand. Vor einem roten, gusseisernen Herd stand Isabelle, in der Hand einen Kochlöffel, das dunkle Haar auf dem Kopf zusammengesteckt. Aus dem Topf stieg Dampf auf und überall lagen Zutaten herum – Tomaten, gehackter Knoblauch und Zwiebeln, dunkelgrüne Kräuterstängel, geriebener Käse, ein Paar geschälte Erdnüsse, eine Handvoll Oliven und ein ganzer Fisch, dessen glasige Augen an die Decke starrten.
»Ich mache Suppe«, sagte Isabelle und winkte mit dem Kochlöffel. »Hast du Hunger?« Sie schaute an Jace vorbei und entdeckte Simon und Clary. »Oh mein Gott«, sagte sie gedehnt und verzog das Gesicht. »Du hast noch einen Irdischen mitgebracht? Hodge wird dich umbringen.« Simon räusperte sich. »Ich bin Simon.«
Isabelle ignorierte ihn. » Jace Wayland! Ich verlange eine Erklärung.«
Zornig musterte Jace den Kater. »Ich habe dir gesagt, du sollst mich zu Alec bringen! Hinterhältiger Judas.«
»Du brauchst nicht Church die Schuld zu geben«, meinte Isabelle. »Er kann nichts dafür, wenn Hodge
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