Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes
rettet.
Dabei sah traditionelles Prinzessinnengehabe Isabelle gar nicht ähnlich: Mit ihrer Peitsche, den hohen Stiefeln und ihren Dolchen und Klingen würde sie jeden in Stücke hacken, der es wagen sollte, sie in einen Turm zu sperren. Und aus den Überresten würde sie eine Brücke zimmern und lässig hinaus in die Freiheit spazieren – wobei ihr Haar selbstverständlich die ganze Zeit fantastisch aussah. Doch genau das sorgte auch dafür, dass man Isabelle nicht problemlos ins Herz schließen konnte, obwohl Clary sich alle Mühe gab.
»Izzy«, sagte Jace, als sie sich dem Teich näherten. Isabelle sprang auf und wirbelte herum. Ihr Lächeln war umwerfend.
»Jace!« Sie stürzte auf ihn zu und umarmte ihn. So sollten Schwestern sich verhalten, dachte Clary. Nicht steif und merkwürdig und eigenartig, sondern glücklich und liebevoll. Während sie zusah, wie Jace Isabelle umarmte, versuchte sie, ihrem Gesicht einen glücklichen und liebevollen Ausdruck zu verleihen.
»Alles in Ordnung?«, fragte Simon besorgt. »Du schielst nämlich.«
»Mir geht’s gut.« Clary gab ihren Versuch auf.
»Bist du sicher? Du sahst irgendwie … gequält aus.«
»Hab wohl was Falsches gegessen.«
Isabelle schwebte zu ihnen herüber, dicht gefolgt von Jace. Sie trug ein langes schwarzes Kleid, hohe Stiefel und einen noch längeren Mantel aus weichem Samt, der die Farbe von grünem Moos besaß. »Ich kann gar nicht glauben, dass ihr es geschafft habt!«, rief sie. »Wie habt ihr Magnus dazu bekommen, Jace gehen zu lassen?«
»Wir haben ihn gegen Alec getauscht«, sagte Clary.
Isabelle wirkte leicht besorgt. »Doch hoffentlich nicht auf Dauer?«
»Nein«, sagte Jace. »Nur für ein paar Stunden. Es sei denn, ich kehre nicht zurück«, fügte er nachdenklich hinzu. »In dem Fall darf er Alec möglicherweise behalten. Man könnte es als eine Art Leasing mit anschließender Kaufoption betrachten.«
Isabelle sah ihn zweifelnd an. »Mom wird nicht gerade begeistert sein, wenn sie davon erfährt.«
»Dass du einen potenziellen Verbrecher befreit hast, indem du ihn gegen deinen eigenen Bruder eingetauscht hast? Und das ausgerechnet bei einem Hexenmeister, der aussieht wie ein schwuler Sonic the Hedgehog und sich wie der Kinderfänger aus Tschitti-tschitti-bäng-bäng kleidet?«, fragte Simon. »Nein, ich schätze, die Begeisterung wird sich in Grenzen halten.« Jace musterte ihn nachdenklich. »Gibt es eigentlich irgendeinen besonderen Grund dafür, dass du noch hier bist? Ich bin mir nämlich nicht so sicher, ob wir dich zum Lichten Hof mitnehmen sollten. Die Feenwesen hassen Irdische.«
Simon rollte mit den Augen. »Nicht schon wieder.«
»Nicht schon wieder was? «, fragte Clary.
»Jedes Mal, wenn ich ihn verärgere, zieht er sich in sein Irdische-müssen-draußen-bleiben Baumhäuschen zurück.« Simon zeigte auf Jace. »Darf ich dich mal daran erinnern, dass ich beim letzten Mal, als du mich zurücklassen wolltest, euer aller Leben gerettet habe!«
»Sicher«, sagte Jace. »Dieses eine Mal …«
»Der Hof des Lichten Volkes ist tatsächlich ein gefährliches Pflaster«, warf Isabelle ein. »Da helfen dir auch deine Bogenkünste nicht, weil es eine vollkommen andere Art von Gefahr ist.«
»Ich kann gut auf mich selbst aufpassen«, sagte Simon. Eine scharfe Brise war aufgekommen, wirbelte trockene Blätter über die Steine und ließ Simon frösteln. Er schob die Hände in die gefütterten Taschen seiner Jacke.
»Du musst nicht mitkommen«, sagte Clary.
Simon sah sie an, betrachtete sie mit einem ruhigen, gefassten Blick. Clary erinnerte sich daran, wie er sie in Lukes Haus meine Freundin genannt hatte, ohne jeden Zweifel oder das geringste Zögern. Was man auch immer über Simon sagen mochte – er wusste, was er wollte. »Doch«, erwiderte er, »das muss ich.«
Jace murmelte irgendetwas vor sich hin. »Ich schätze, dann wären wir also so weit«, sagte er lauter. »Aber erwarte keine Sonderbehandlung, Irdischer.«
»Betrachte es mal so: Wenn die Feenwesen ein Menschenopfer verlangen, dann kannst du ja mich anbieten«, erwiderte Simon. »Denn ich weiß nicht, ob der Rest von euch dafür überhaupt infrage käme.«
Jace’ Miene leuchtete auf. »Es ist doch immer wieder erfrischend, wenn sich jemand freiwillig meldet, um als Erster an die Wand gestellt zu werden.«
»Nun kommt schon«, sagte Isabelle. »Das Tor geht gleich auf.«
Clary schaute sich um. Die Sonne war vollständig untergegangen und am Himmel leuchtete
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