Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes
dir – mit einem dicken Pferdefuß, der dich deinen Wunsch umgehend bereuen lässt.« Er seufzte. »Feenwesen geht es nicht darum, Menschen zu helfen. Eher darum, ihnen Schaden zuzufügen, verkleidet als Hilfe.«
»Und du meinst nicht, wir sind clever genug, den Unterschied zu erkennen?«, fragte Simon.
»Du bist noch nicht mal clever genug, dich nicht in eine Ratte verwandeln zu lassen.«
Simon starrte ihn zornig an. »Ich wüsste nicht, welche Rolle es spielt, was du denkst … da du uns nicht zum Lichten Hof begleiten kannst. Genau genommen kannst du ja nirgendwohin«, konterte er.
Jace sprang auf und stieß dabei seinen Stuhl um, der krachend zu Boden stürzte. »Du wirst Clary nicht ohne mich zum Lichten Hof bringen und damit basta!«
Clary starrte Jace mit offenem Mund an. Er war vor Wut rot angelaufen und seine Halsschlagader trat wie eine dicke Kordel hervor. Außerdem wich er ihrem Blick aus.
» Ich kann auf Clary aufpassen«, sagte Alec. Er klang leicht gekränkt, aber Clary war sich nicht sicher, ob es daran lag, dass Jace seine Fähigkeiten infrage stellte oder ob es einen anderen Grund gab.
»Alec«, sagte Jace und schaute seinem Freund fest in die Augen. »Nein. Das kannst du nicht.«
Alec schluckte. »Wir werden der Bitte nachkommen«, sagte er leise, als täte es ihm leid. »Jace – eine Einladung des Lichten Hofs! Es wäre töricht, sie zu ignorieren. Außerdem hat lsabelle ihnen wahrscheinlich sowieso schon gesagt, dass wir kommen.«
»Das werde ich auf keinen Fall zulassen, Alec«, erwiderte Jace mit gefährlich ruhiger Stimme. »Und wenn ich dich dafür persönlich zu Boden ringen muss.«
»So verlockend diese Vorstellung auch klingen mag«, sagte Magnus und schlug die langen Ärmel seines Morgenmantels zurück, »aber es gibt noch eine andere Möglichkeit.«
»Welche andere Möglichkeit? Mein Arrest hier ist eine Anweisung des Rats – da kann ich mich nicht einfach rauslavieren!«
»Aber ich kann.« Magnus grinste. »Unterschätze niemals meine Lavierfähigkeiten, Schattenjäger, denn sie sind mannigfaltig und in jeder Hinsicht denkwürdig. Ich habe den Vertrag mit der Inquisitorin eigens so verzaubert, dass ich dich für kurze Zeit aus meiner Obhut entlassen kann, falls ich das wünsche – solange ein anderer Nephilim bereit ist, deinen Platz einzunehmen.«
»Aber wo sollen wir denn so schnell einen anderen …«, setzte Alec an. Plötzlich ging ihm ein Licht auf: »Oh … du meinst mich.«
Jace musterte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. »Ach, jetzt auf einmal willst du also nicht mehr zum Lichten Hof?«
Alec errötete. »Ich denke, es ist wichtiger, dass du dahin gehst. Du bist Valentins Sohn. Ich bin mir sicher, dass die Königin eigentlich mit dir reden will. Außerdem bist du charmant.«
Jace funkelte ihn an.
»Vielleicht nicht in diesem Moment«, räumte Alec ein. »Aber normalerweise bist du ein echter Charmeur. Und Feen sind sehr empfänglich für so was.«
»Nicht zu vergessen: Wenn du hierbleiben würdest, müsstest du dir mit mir die ganze erste Staffel von Gilligans Insel ansehen; die hab ich nämlich auf DVD«, fügte Magnus hinzu.
»Wer könnte da schon Nein sagen?«, konterte Jace. Noch immer mied er Clarys Blick.
»Isabelle kann sich mit euch im Central Park am Turtle Pond treffen«, erklärte Alec. »Sie kennt den geheimen Eingang zum Lichten Hof. Sie wartet dort auf euch.«
»Ach ja, noch etwas«, sagte Magnus und stach Jace mit einem beringten Finger in die Brust. »Versuch einfach, dich dort unten nicht umbringen zu lassen. Denn wenn du stirbst, habe ich einen echten Erklärungsnotstand.«
Bei diesen Worten verzog Jace das Gesicht zu einem breiten Grinsen – ein beunruhigendes Grinsen, das nicht sehr amüsiert wirkte, sondern eher wie das Aufblitzen einer gezückten Klinge. »Ach, weißt du«, erwiderte er, »irgendetwas sagt mir, dass du den sowieso haben wirst, ob ich mich nun umbringen lasse oder nicht.«
Dichte Moosbüschel und Pflanzenranken säumten den Rand des Turtle Pond wie ein Besatz aus grüner Spitze. Die Oberfläche des Teichs schimmerte ruhig in der Abenddämmerung, nur hier und da gekräuselt vom Kielsog einer Ente oder dem silbernen Aufleuchten eines Fischschwanzes.
Ein kleiner hölzerner Pavillon ragte in den Teich hinein. Darin saß Isabelle und blickte sinnend über das Wasser. Sie erinnerte an eine Märchenprinzessin, die an der Spitze eines Schlossturms darauf wartet, dass ein Ritter auf einem weißen Pferd kommt und sie
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